Es war ein merkwürdiges Gefühl.
Den ganzen Tag schon ging sie Malfoy aus dem Weg und bei jedem Gedanken an die gestrige Nacht, erröteten ihre Wangen. Am liebsten hätte sie sich den ganzen Tag in ihrem Zimmer eingeschlossen und sich mit Büchern abgelenkt.
Nachdenklich lief sie alleine zur Bibliothek. Nach langer Diskussion hatte die Hexe ihre Freundinnen davon überzeugen können, dass alles in Ordnung war und sie lediglich in Ruhe lernen wollte.
Sie log ihre Freunde oft an seit der Sache mit Malfoy. Er war ein schrecklich egoistischer Mensch und sie hasste sich selbst dafür die letzte Nacht genossen zu haben.
„Wir sollten reden" erklang heiser die tiefe Stimme ihres Zwillings hinter ihr. Schnell drehte sie sich um und sah ihn an.
Sprachlos stand sie ihm gegenüber. Noch nie hatte er mehr als ein paar Stunden nicht mit ihr gesprochen. So war es ungewöhnlich, dass er es doch so lange durchgehalten hatte. Er war wirklich wütend auf sie.
„Ja wahrscheinlich..." murmelte sie leise.
Ihr Bruder nahm sanft ihre Hand und zog sie mit sich in den Raum, der sich immer zu ändern schien. Diesmal hatte er Akzente ihres Wohnzimmers daheim.
„Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt. Wir hätten darüber reden können. Denkst du wirklich ich wäre die böse gewesen, nur weil du dich verliebt hast? Ich bin dein Bruder. Natürlich mache ich mir sorgen, aber das heißt nicht, dass ich dir kein glückliches Leben gönne." meinte Orion etwas verletzt.
„Orion ich kann dir leider vieles nicht sagen, was das betrifft. Aber ich liebe dich. Ich weiß ich hätte mit dir reden müssen, doch das alles ist komplizierter als du wohl denkst..." erwiderte sie und sah zu ihrem Zwilling auf.
Der junge Zauberer seufzte leise „aber dann erklär es mir doch! Wie haben uns immer alles erzählt. Wieso nicht jetzt?"
„Weil es einfach nicht geht. Das wäre gefährlich für mich, vielleicht dadurch auch für dich. Irgendwann werde ich es dir erklären, aber erst muss ich selbst die ganze Sache verstehen" sagte sie leise und nahm wieder seine Hand sanft.
Orion schloss kurz die Augen und drückte ihre Hand sanft.
„Hat Abraxas dir etwas angetan?" fragte er dann ruhig und öffnete die Augen wieder.
Langsam schüttelte sie den Kopf. Jetzt begann sie schon ihren Bruder anzulügen.
„Du lügst" stellte er fest und die Gesichtszüge entglitten ihm „Was hat er getan?! Sag es mir, Lucretia!" fragte er aufgebracht und fassungslos.
„Es ist alles gut. Ich verspreche es dir. Das ist eine Sache zwischen Abraxas und mir. Wenn du dich einmischt, dann wird es nur schlimmer." versicherte sie dem Slytherin.
Orion schüttelte den Kopf „Was tust du nur Lu?...du hättest es so leicht haben können mit jedem anderen und du wählst Abraxas Malfoy" er seufzte und massierte sich die Schläfe. Seine grünen Augen waren voll mit Sorge und Bedauern.
Lucretia wusste, dass ihr Bruder am liebsten hier und jetzt zu Malfoy laufen würde und ihn verhexen würde. Doch die Konsequenzen, wenn sie ihm die Wahrheit sagte, waren einfach zu hoch.
„Orion vertraust du mir?" fragte sie leise und das grün ihrer Augen, traf das der seinen.
„Ja immer" gab er ehrlich zur Antwort.
„Dann versuch dich da rauszuhalten. Wenn ich Hilfe brauche, verspreche ich es dir zu sagen. Ich vertraue auch dir, dass du dieses Gespräch niemals bei Malfoy oder einem der anderen erwähnen wirst." sagte sie beinahe etwas brüchig. Wie gern hätte sie sich in seine Arme fallen lassen und hätte all das aus der letzten Woche loswerden können.
Ihr Bruder zögerte lange aber nickte dann langsam.
„Na gut. Ich verspreche es." stimmte er zu. Dann zog er seine Schwester an sich und umarmte sie einfach fest.Sie konnten nicht streiten. Das war einfach nicht möglich. Zu sehr liebte sie ihren Bruder und er liebte sie.
Lange standen sie da. Sich einfach nur umarmend bis ihr Bruder sagte „ich hab eine Idee wir machen den restlichen Tag krank und gehen nach Hogsmead." Er grinste sie frech an und legte den Kopf leicht schief.
Auch sie begann zu Schmunzeln „das klingt gut" gab sie zu. Sie konnte diese Art von Ablenkung wirklich gebrauchen. Außerdem konnte sie Abraxas so aus dem Weg gehen. Noch immer wenn sie an ihn dachte stieg das Schamgefühl in ihr auf. Keine anständige junge Hexe ließ das was am Vortag geschehen war, vor ihrer Hochzeit zu. So war es Tradition und sie hatte diese gebrochen.
Bevor sie sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte zog ihr Bruder sie sanft mit sich aus dem Raum.
„Was ist das eigentlich für ein Raum?" fragte sie leise.
„Der Raum der Wünsche" gab er mit schiefem Grinsen zur Antwort.
Sie ginge nach Hogsmead und bestellten sich jeweils ein Butterbier im Drei Besen. Lange hatten sie nicht mehr Gelegenheit gehabt einen Tag ganz allein zu verbringen.
„Wie sieht es bei dir eigentlich aus? Hast du jemanden?" wollte sie neugierig wissen und gleichzeitig das Thema von ihr abwenden.
„Nunja...nicht wirklich schätze ich..es gibt eine Hexe aus dem sechsten Jahr, die ich sehr mag, aber mehr ist da glaube ich nicht. Auch von ihrer Seite" der Zauberer zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck des Biers.
„Oh wirklich? Wer ist sie?" fragte Lucretia aufgeregt.
„Lu, da ist wirklich nichts und wenn sag ich dir dann wer sie ist, in Ordnung?" er lachte leise und schüttelte den Kopf leicht.
Bevor sie das Gespräch vertiefen konnte, materialisierte sich ein Zettel vor ihr.
Zögern nahm sie diesen und klappte ihn auf, darauf bedacht ihn ihren Bruder nicht sehen zu lassen.
‚Wo bist du ? Versteckst du dich jetzt etwa vor mir? Ich weiß, dass du nicht krank bist.
Komm Heute Abend zu mir!
- A.M.'Bei diesen Sätzen wurde ihr wieder heiß und kalt zugleich. Natürlich ging sie ihm aus dem Weg, aber verstecken? Das war wirklich nicht der Fall. Außerdem konnte sie sich doch jetzt nicht ständig immer für alles was sie tat bei ihm rechtfertigen.
„Von wem war das?" fragte Orion skeptisch, welcher sein Butterbier schon zur Hälfte wieder leer hatte.
„Abraxas. Er will mich Heute Abend treffen" erwiderte sie nur. Ihn anzulügen brachte so oder so wenig, da konnte sie wenigstens die halbe Wahrheit sagen.
„Aber Lu...?"
-„Ja?"
„Ihr tut doch nichts...also du weißt was ich meine, oder?" besorgt und ernst zugleich sah ihr Zwilling sie an. Jetzt erinnerte auch schon er sie daran.
„Ich...nein" log sie also doch.
Orion seufzte schwer „Für die Frage ist es bereits zu spät, richtig?"
Lucretia nickte langsam und sah auf die Tischplatte.
„Bei Merlin Lu, was hast du dir dabei nur gedacht?!" fragte er eher besorgt um seine Schwester, als erbost wie noch zuvor.
„Ich weiß es nicht. Bitte lass uns einfach nicht darüber sprechen" bat sie ihn leise und trank dann einen großen Schluck Butterbier.
Orion nickte leicht und trank sein Butterbier aus.
Als auch sie ausgetrunken hatte machten sie sich auf den Weg zurück zum Schloss. Ihr graute schon davor Abraxas wiedersehen zu müssen, doch lag es wohl vorerst nicht in ihrer Hand das zu ändern.
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Hidden Secrets// Harry Potter FF
Fanfiction„Wie lange soll es noch so weiter gehen?" - „Solange wie ich sage, dass es weiter geht" 1945 Das letzte Schuljahr von Lucretia Black und ihrem Bruder Orion. Als stolze Slytherin will sie sich voll und ganz auf die Schule konzentrieren, doch passier...