Auf der Suche

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Da kommt schon der rationale Teil durch und ich lächle ihm zu. Neige meinen Kopf und wende mich wieder der Katze zu, die mit eingefahrenen Krallen mit meiner Hand spielt. Ein kurzes Lachen kann ich mir nicht verkneifen, doch dies scheint dem Tier nicht zu gefallen. Es schreckt auf und ist schnell abgezischt. Seufzend lasse ich meinen Kopf hängen, ehe ich mich wieder aufrichte. Die braunen Haare nach hinten streiche und froh bin, dass Cedrik auch nichts gegen kurze Haare hat. Sie gehen mir gerade mal über die Ohren. Länger ist für mich persönlich einfach unpraktisch und auch nicht mehr mein Stil. Früher ja! Aber jetzt... nicht mehr so wirklich. Wobei ich früher einfach dieses brave kleine Mädchen war. Und jetzt? Nun ja...

Mit dem Korb gehe ich wieder zurück zum Haus, sperre auf, stelle ihn in der Küche ab und strecke mich, ehe ich alles verstaue. "Hast du alles bekommen?", fragt der blondhaarige und ich sehe nickend zu ihm. "Sogar deinen speziellen Pfeffer hatten sie da!" Fragend sehe ich den Beutel an. "Was du damit aber machen willst... Ich wünsch dir viel Spaß, damit zu kochen." Auch diesen verstaue ich, ehe ich weiter mache und schnell fertig bin. Cedrik legt mir eine Hand auf die Schulter. "Gut, gut. Dann... habe ich noch eine andere Aufgabe für dich!" Mit gerunzelter Stirn sehe ich zu ihm. "Willst du mich los haben?" Ein grinsen zeigt sich bei mir. "Bekommst du Frauenbesuch und ich soll weg? Dann hättest du das nur sagen müssen und ich wäre in die Bibliothek gegangen! Das wäre kein Ding." Das Augenverdrehen seinerseits ist schon fast gigantisch. "Nicht ganz. Aber apropos Bibliothek...!"

Mit aufeinander gepressten Lippen stehe ich vor den Regalen und verfluche Cedrik innerlich. Ich solle ihm ein bestimmtes Buch finden, dessen Namen er aber nicht mehr weiß. Es ging nur darum, dass ein Teufel sich in einen Menschen verliebt. "Irgendwann bring ich dich um, du Idiot...", flüstere ich zu mir selbst und beginne, jedes einzelne Buch aus dem Regal zu nehmen und zu überfliegen. Ein Glück kann ich schnell lesen und habe die Fähigkeit, eine Doppelseite innerhalb weniger Sekunden zu überfliegen und das Geschehene ungefähr in meinem Hirn zu haben. Kommt davon, wenn man als Kind und auch noch als Erwachsene eine kleine Leseratte ist. Stundenlang kann ich in einem Gewirr aus Buchstaben fest sitzen und man bringt mich nicht in die Realität zurück.

Stunde um Stunde suche ich und lehne einfach nur genervt und müde an einem der Regale, ehe ich mich wieder abstoße und weiter mache. "Idiot... Vollpfosten... Spast... Arsch...", murmle ich auf Deutsch und stelle ein Buch wieder zurück, ehe ich stocke und meine Stirn runzle. Das gleiche Buch nehme ich wieder runter und lese ein paar Seiten. Der Teufel... Ich blättere weiter hinter. Eine verbotene Liebe... Ich blättere noch weiter hinter und schmunzle. Ein Teufel und ein Mensch! Erleichtert, dieses Buch endlich gefunden zu haben, drehe ich mich sofort um und gehe los. Knalle gegen jemanden, taumele zurück und schüttle meinen Kopf, ehe ich meine Augen öffne. Oh, fuck... Was macht Sebastian hier?! "Tut mir leid, Mister! Ich habe Euch nicht gesehen... Ist alles in Ordnung?", frage ich und muss ja so tun, als würde ich ihn nicht kennen. Hat bei Undertaker und Grell auch schon funktioniert.

Doch Sebastian lächelt nur. "Bei mir ist alles in Ordnung. Ist dies bei Euch ebenfalls der Fall?", fragt er und ich nicke. "Alles in bester Ordnung. Fast! Aber... gegen das andere könnt Ihr nichts unternehmen." Ich neige meinen Kopf und lächle ebenfalls leicht. "Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet? Mein Master wartet auf mich und ich will nicht wissen, wie viel Ärger ich wegen der Zeit bekomme!" Dann denke ich nach. "Apropos Zeit... Wisst Ihr, wie spät es ist?" Der schwarzhaarige nickt und holt eine Uhr heraus. "Kurz nach halb Zehn." Meine Augen werden groß. "Ach du scheiße...", murmle ich und schüttle meinen Kopf. "Tut mir leid! Ich muss los! Der bringt mich sonst noch um!" Schnell gebe ich ihm noch ein Lächeln, ehe ich an ihm vorbei aus der Bibliothek laufe.

Scheiße. Es ist dunkel. Okay..., wenn ich Glück habe, dann wird das mit dem überfallen werden kein Problem sein. Wenn ich Glück habe. Was bei mir... im Moment eher so mäßig gut ist. "Scheiß drauf...", brumme ich entgeistert und gehe durch die Dunkelheit. Lange ist der Weg eh nicht! Aber bis zu meinem sicheren Ziel ist es dennoch ein wenig... unbehaglich. Mit dem Buch in der Hand, schleiche ich schon fast auf dem Gehweg entlang. Versuche, keinen Laut zu machen. Kein Laut bedeutet keine Aufmerksamkeit. Und keine Aufmerksamkeit ist gut! Die ersten betrunkenen kommen mir entgegen, aber die sind harmlos. Wirklich harmlos. Unverständliches Gebrabbel und wanken, das wars. Friedlich eben. Doch die Schatten, die in den Gassen herumlaufen, sind nicht so friedlich. Nicht harmlos.

Eine Hand an meiner linken Schulter. Erschrocken sehe ich mich um. Mein Atem geht schneller. Mein Herz rast. Doch es ist nur Sebastian. "Die Straßen sind zu dieser Uhrzeit ziemlich unsicher, M'lady. Wenn Ihr nichts dagegen habt, so würde ich Euch gern begleiten, bis Ihr zurück seid." Ich sehe, wieso auch immer, in die nächstgelegene Gasse. Eine schwarze Gestalt zieht sich langsam zurück und verschwindet im Schatten. Sebastian hat mich gerettet. Ich atme noch einmal tief durch. Seine Hand geht weg. "Es wäre mir wirklich lieber, wenn jemand bei mir wäre. Aber... stehle ich Euch Eure Zeit? Müsst Ihr noch wohin?" Er legt eine Hand auf seine Brust und neigt sich leicht nach vorn. "Für einen Gentleman und einen Butler der Familie Phantomhive ist die Sicherheit einer unschuldigen Lady durchaus wichtig."

Gemeinsam gehen wir weiter und kommen auch schnell an dem Haus an, in welchem das Licht brennt. Ich rieche etwas Süßes. Hat Cedrik gebacken? Ich ziehe die Luft in kurzen Abständen ein, wie es ein Tier machen würde und runzle die Stirn. "Seit wann backt er...?" Es ist deutlich zu riechen. Aus einer Tasche hole ich einen Schlüssel und sehe zu Sebastian. "Kommt noch kurz rein. Wollt Ihr etwas? Tee? Etwas zu essen?" Als ich die Tür öffne, verneint der Butler. Die Tür ist noch nicht ganz auf, da ertönt ein: "Alles gute nachträglich zum Geburtstag, Alex!" und ich runzle meine Stirn. Cedrik steht tatsächlich mit einem Kuchen in den Händen in der Tür. Kerzen brennen auf dem Gebäck. Seufzend fange ich das Lächeln an. "Mein Geburtstag ist aber schon ein wenig her... Trotzdem danke!" Der blondhaarige grinst, ehe er Sebastian hinter mir ansieht. "Und mit wem habe ich hier das Vergnügen?" Das Misstrauen ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Die Jagd nach dem Dolch - Der erste TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt