Die Wahrheit

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Ein weiteres halbes Jahr vergeht. Die Leute, die in diesem Anime vorkommen, habe ich öfters einmal gesehen, aber sie fügen sich in das normale Leben mit ein. Mein Leben hier ist ruhig. Nicht so aufregend und auch anstrengend, wie es bei Ciel oder Undertaker der Fall wäre. Einfach nur schön ruhig. Keine oder kaum Probleme. "Cedrik...?", fange ich an und der blondhaarige sieht von seinem Schreiben auf. Irritiert und mit gerunzelter Stirn blickt er zu mir. "Wenn du in so einem Ton anfängst, dann ist irgendwas passiert. Hast du die Küche in Brand gesetzt?" Meine Augen werden groß. "Nein! Aber-!" "Hast du jemanden umgebracht?" "Nein! Aber jetzt hör-" "Hast du einen Kult angefangen?" "Nein?! Wieso sollte ich überhaupt?" Cedrik lehnt sich entspannt in seinem Stuhl zurück. "Dann kann es nicht so schlimm sein. Also. Was ist los?"

Nervös schlucke ich. Beiße mir auf meine Unterlippe und lecke mir dann drüber. "Was. Hast du dich in mich verliebt?" Perplex starre ich ihn an. "Ich... du bist für mich wie ein Bruder geworden! Nein... Tut mir leid, aber Inzest ist nicht.", erwidere ich kalt, bevor ich seufze. "Es ist etwas... anderes. Also... du weißt ja, dass du mich gefunden hast. In der Kleidung damals." Cedrik ist aufmerksam geworden und nickt. Sein Blick ist ernst. "Und dass ich gemeint habe, dass ich nichts über mich weiß und so." Wieder nickt er. "Also... an sich... habe ich dich angelogen." Die blauen Augen werden schmal. Wenn er eines hasst, dann sind es Lügen. Abwehrend hebe ich die Hände. "Aber ich hatte einen guten Grund! Lass mich ausreden, klar?!" Skeptisch musternd, nickt er wieder. Hat diesmal seine Arme verschränkt. Eine ablehnende Geste, die ich ihm nicht verübeln kann.

Während ich ihm alles erkläre, was ich weiß und was ich vermute, bleibt er stumm. Ich erzähle ihm von meiner Dimension. Meiner eigentlichen Welt. Was passiert ist. Wie ich hier her gekommen bin. Und ich zeige ihm auch die Muttermale. Die Stellen, an denen ich verletzt wurde und die Klinge in meinen Körper gedrungen ist. Und auch das letzte Wort, welches mir mein Mörder gesagt hat und welches seitdem in meinem Kopf herum schwirrt. Ich erkläre ihm, dass ich diese Welt kenne. Einige Figuren. Die Handlung. Die Machenschaften. Vieles ist für ihn bekannt, einiges ist neu. Selbst die Dinge mit Engeln und Teufeln erkläre ich ihm und lasse kein Detail aus, welches mir einfällt. Die Eigenschaften. Während ich anfangs Probleme mit dem Finden von Wörtern hatte, sprudeln sie jetzt einfach nur so aus mir heraus.

Cedrik starrt mich an, nachdem ich geendet habe. "Ich weiß, dass klingt komplett idiotisch, abwegig und so. Aber ich komme nicht aus dieser Welt. Ich kenne sie. Aber ich komme nicht aus ihr. Hast du eine Ahnung, wie ich mich mit meiner eigenen Sprache zurückhalten musste und immer noch muss? Nicht einfach ins Deutsche überzugehen? Flüche und Beleidigungen auf einem minimalen Level zu halten? Sich vor dir nichts anmerken zu lassen, weil ich nie wieder zu meiner Familie komme? Weil ich in meiner alten Welt einfach so ermordet wurde?" Ich hole tief Luft und atme sie wieder aus. "Ich hoffe du weißt, dass ich dir vertraue. Ansonsten hätte ich dir das nie gesagt. Oder nur das mit der anderen Welt. Nichts wegen dem Teufel und den Verträgen und alles." Der blondhaarige schluckt und sieht mir in die Augen.

"Anfangs dachte ich wirklich, dass du mir eine komplett schräge Geschichte erzählst und im Nachhinein sagst, dass das ein Scherz wäre! Aber als du einiges aufgezählt hast, was hier einfach passiert ist und von dem wenige Wissen... Du meinst das ernst?" Ich nicke und bin ernst. "Englisch ist meine zweite Sprache. Ich bin einen anderen Umgang gewöhnt. Ich kann einiges, was man hier noch nicht brauchen wird. Ich... Gut. Ich kann mit dem Holz ein wenig umgehen. Ich kann ein wenig mit der Elektrik helfen. Aber ich kann auch mit Tieren umgehen. Reiten. Schlachten. Ich... liebe es zu lesen. Oder einfach nur da zu sitzen und nichts zu machen. Ich liebe es auch zu schreiben und habe eigene Geschichten geschrieben und ich... vertrage einiges an Alkohol. Dorfkind. Und... ehm... Was fällt mir sonst noch auf die schnelle ein..." Doch Cedrik steht nur auf und nimmt mich in den Arm.

Völlig überrumpelt, lege ich meine Arme ebenfalls auf seinen Rücken. "Und das habe ich verdient..., weil?", frage ich und er lässt mich los. Schiebt mich zwar ein wenig von sich, hält mich aber an den Schultern fest. "Es macht alles einen Sinn! Ich bin einfach nur froh, dass du alles gesagt hast. Und ich... Keine Ahnung... Nachdem ich von meinen Eltern weg bin, war ich einfach nur allein und... und du... Dank dir hatte ich das Gefühl, wieder eine Familie zu haben! Ich kann dir nicht genug danken..." Lächelnd lege ich meinen Kopf an seine Brust und umarme ihn wieder. "Familie klingt gut...", flüstere ich nur dankbar, dass er mir glaubt und dass ich hier jemanden habe, der es nun weiß und mich nicht verurteilt. "Und ich dachte echt, dass sich das komisch anhört, dich als kleine Schwester zu bezeichnen... Aber wenn ich schon dein großer Bruder bin...", meint er dann lachend und es ist befreiend.

Ich erzähle ihm noch ein bisschen was aus meiner Dimension und er verspricht, die Klappe zu halten. "Dafür, dass du aber aus einer anderen Welt kommst, hast du dich hier gut eingelebt und kannst einiges! Ich würde nicht glauben, dass du nicht von hier kommst. Du verhältst dich richtig und alles." Cedrik legt seinen Kopf schief und ich zucke mit den Schultern. "Naja... Ich bin sehr anpassungsfähig, wenn es sein muss. Ich habe... viele Seiten. Einige kennst du. Einige noch nicht." Er kennt zum Beispiel die genervte Seite. Die müde. Die traurige. Die verpeilte. Aber zum Beispiel hat er mich noch nie sauer erlebt. Oder manipulativ. Geschweige denn die Arschlochseite! Die hat er auch noch nicht gesehen. "Verhalte dich hier in diesem Haus einfach so, wie du dich auch in deiner Welt verhalten würdest. Ich kann vielleicht deine Sprache nicht, aber... unter Umständen kannst du sie mir beibringen...?" Um genauer zu sein war dies der Seitenhieb, dass ich ihm Deutsch beibringen soll. Erleichtert stimme ich zu und kann nicht sagen, wie froh ich bin, dieses Geheimnis endlich geteilt zu haben.

Die Jagd nach dem Dolch - Der erste TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt