Sirene

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Ein Klopfen. "Miss Kindred?", kommt es dumpf durch die Tür und ich werde aus dieser Spirale gerissen. Ein paar Mal blinzeln und schon bin ich wieder im hier und jetzt. Auch Sebastian richtet sich auf, leckt sich über die Lippen und steht stumm vom Bett auf. Richtet sich seine Krawatte und seine Haare, während ich ebenfalls aufspringe und mir nur kurz durch die Haare streichen muss. Ein kurzes Abwischen meines Halses und ich gehe zur Tür. Mache diese auf. May-Rin steht lächelnd draußen. "Der junge Herr würde gerne los und ich soll Euch holen!", meint sie und sieht dann an mir vorbei und zu Sebastian. "Oh? Ich sollte dich auch suchen! Was machst du hier bei Miss Kindred?" Erklärungsnot. Erklärungsnot! Ehm. "Wir... haben uns über meine alte Dimension unterhalten und ich musste einiges los werden. War hin und wieder ne miese Zeit.", bringe ich raus und May-Rin sieht mich besorgt an. "Geht es Euch nun gut?" Ich nicke lächelnd. "Alles in bester Ordnung!" Zum GLÜCK hat sie gestört! Ich weiß nicht, wie weit das gegangen wäre.

Sie ruft Sebastian zu, dass sie mich nun weiter in seiner Obhut lässt und dass sie sich nun um etwas anderes kümmert. Stumm sehe ich zu, wie sie weg geht und spüre, wie Sebastian eine Hand auf meine linke Schulter legt und mit seinem Kopf von hinten rechts neben meinem ist. "Ich dachte, dass 'alles in bester Ordnung' bedeutet, dass du jemanden umbringen willst." Aus reiner Impulsivität, trete ich die Tür zu, drehe mich um und dränge Sebastian rückwärtsgehend zum Bett. Dort setzt er sich hin, als das Bettgestell ihm weiter den Weg versperrt und ich stelle mich direkt vor ihn hin. Greife nach seiner Krawatte und ziehe ihn so ein wenig zu mir. "Was du denkst, was ich sage. Und was ich wirklich meine... sind zwei verschiedene paar Schuhe, Sebastian.", zische ich und beuge mich ein wenig nach vorn. Unsere Nasenspitzen treffen sich fast und er schmunzelt. Genießt er das? Hat er Spaß daran?

Ich lasse die Krawatte wieder los und trete einen Schritt zurück. Hebe mein Kinn. "Jetzt komm. Wir werden erwartet." Der schwarzhaarige richtet sich lächelnd seine Krawatte wieder hin und steht auf. "Trotz deines Auftretens hätte ich nicht gedacht, dass du in solchen Dingen so dominant sein kannst." Ich ziehe nur eine Augenbraue auf und gehe mit ihm aus dem Zimmer. "Ich beiße auch, wenn es sein muss. Und-" Ich erstarre, als ich erneut seine Zähne an meinem Hals spüre. Stoßweise atme ich weiter und verziehe leicht mein Gesicht. "Lass. Los.", knurre ich und tatsächlich richtet Sebastian sich wieder auf. Mit einem leicht angesäuerten Blick, wische ich mir den Hals erneut ab und gehe weiter. "Du weißt hoffentlich, dass wir Teufel eine gute Nase haben. Und dass wir so manche Dinge riechen können." Langsam sehe ich zu ihm. "Riechst du gerade meine Wut?", frage ich leise, doch er schmunzelt nur, ehe er wieder nach vorn sieht. "Nicht wirklich die Wut..."

Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu, sehe dann aber selbst nach vorn. Ich glaube, ich verpiss mich einfach in eine andere Dimension. Jap, das sollte funktionieren. "Wage es nicht einmal, in eine andere Dimension zu fliehen.", meint er plötzlich und erschrocken sehe ich zu Sebastian, dessen Augen wieder leuchten. "Äh... Hallo? Könntest du aus meinen Gedanken bleiben?!", frage ich überrascht und runzle meine Stirn. Seine Augen werden nur kurz einmal schmal, ehe sie wieder erlischen und sein Blick erneut nach vorn geht. "Der junge Herr wäre darüber nicht sehr erfreut.", fügt er hinzu und ich verstehe den kleinen Hinweis. Lächelnd nicke ich. "Ich würde dich auch vermissen, Sebastian." Bis zur Kutsche bleiben wir stumm. Er hilft Ciel rein, dann mir und steigt als letztes ein, ehe es schon los geht. "Was hat so lange gebraucht?", fragt er und ich sehe ihn entgeistert an. "Eine kleine Diskussion mit Sebastian." Der kleine zieht eine Augenbraue hoch. "Beinhaltet diese Diskussion das Bett?" Ruhig starre ich ihn an. "Wenn Ihr damit meint, dass es noch steht und ich es nicht vor lauter Frust in Kleinholz verwandelt habe? Dann ja. Es steht noch."

Die Kutschfahrt ist unangenehm still. Ich sehe einfach nur nach draußen, ein Bein über das andere gelegt. Immer wieder die Kiefer aufeinander pressend. Das Messer ist sicher bei mir. Meine Geduld ist relativ am Arsch. Ein dummer Kommentar und ich könnte ausflippen. Nicht gut. Wobei... gut, wenn ich auf Zaroy treffe! Ich bin so sauer, dass mir Verletzungen nichts ausmachen könnten. Ciel sieht immer wieder zwischen mir und Sebastian hin und her. Meine Laune wieder auf dem Tiefpunkt. Als das im Bett passierte, habe ich nicht einmal an die versuchten Vergewaltigungen gedacht. Nicht einmal ansatzweise. Aber bei Ciel muss ich sofort daran denken. In der Stadt angekommen, steigen wir bei Undertaker aus. Dieser begrüßt uns schon. "Oh, kleines Röslein? Was hast du denn da dabei?", fragt er kichernd und deutet auf das Messer. "Das-" "SIRENE! HABE ICH EUCH ENDLICH GEFUNDEN!", ruft eine männliche Stimme und ich sehe auf die Seite.

Ein junger Mann, vielleicht ein wenig jünger als ich, stolpert auf uns zu und ich fange ihn auf, ehe er auf dem Boden aufklatscht. Keuchend lehnt er sich auf mich und die Blicke sind mir egal, die uns zugeworfen werden. "Hey... Hey! Atme durch, man!" Das Gesicht und auch die Körperteile, die durch die leicht zerschlissene Kleidung nicht verdeckt werden, sind verdreckt. Die Haare verwuschelt. "Du bist vom Käpt'n, stimmts?", frage ich und richte ihn wieder auf. Er nickt keuchend und ich sehe ihn besorgt an. "Was ist los?" Nicht umsonst würde er mich sonst kontaktieren. "Er ist da... Ich soll... Euch finden... Aber ich wusste nicht... wo!", meint er und kommt langsam aber sicher wieder zu Atem. Beruhigend, streiche ich ihm über den Rücken. "Ist er bei euch unten am Hafen?" Nickend bestätigt er das gesagte und ich sehe in die Runde von Ciel, Sebastian und Undertaker. "Männer? Ich denke, wir haben unsere Chance."

Gemeinsam, springen wir in die Kutsche Tanaka lässt die Kutsche ganz schön erbeben, als er die Pferde durch die Stadt jagt. Der junge Kerl in der Kutsche fühlt sich sichtlich unwohl, von allen anderen angestarrt zu werden. Doch ich sitze neben ihn und quetsche ihn noch ein wenig aus. Wo. Wann. Und so weiter und so weiter. Am normalen Hafen angekommen, hält Tanaka kurz vor dem Durchgang an und lässt uns raus. Sebastian läuft mit Ciel auf dem Arm zum Schluss. Davor läuft Undertaker, dann ich und an der Spitze der Kerl, der jetzt wieder Atem zum Laufen hat. Am richtigen Hafen angekommen, werden wir langsamer und ich richte mich auf, als ich Zaroy sehe. Mit dem schwarzen Mantel und dem Zylinder. Wut steigt in mir auf und ich schubse den Kerl auf die Seite, ehe ich nach vorn trete. Meine Stimme ist laut und hallt über den Hafen. "HEY! BRUDER!", brülle ich und sehe, wie er sich perplex umdreht. Seine Augen werden groß, ehe ich wütend lächle. "Du KANNST aber auch nicht sterben, oder?!", ruft er zurück und zieht den Dolch, mit dem er schon einige umgebracht hat. Langsam gehe ich auf ihn zu. "Nicht, wenn du einfach so unsere Familie tötest!"

Die Jagd nach dem Dolch - Der erste TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt