Oh du süßer Alkohol...

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"Oh! Ehm... Dieser nette Gentleman hat mich in der Dunkelheit zurück gebracht. Ich sollte das eine bestimmte Buch suchen und das halt eine Ewigkeit gebraucht. Und... ich hatte Glück, dass mich jemand heimgebracht hat!" Cedrik sieht zwischen mir und Sebastian hin und her. Dann lächelt er. "Danke, dass Ihr meine Assistentin zurück gebracht habt. Kann ich Euch etwas anbieten?", fragt er, doch wieder verneint Sebastian. "Ich werde ebenfalls zu meinem Herren zurück müssen." Ich sehe lächelnd zu ihm. "Danke noch einmal! Ich glaube, dass Ihr mich gerettet habt. Ich hatte schon ein ungutes Gefühl und das... stellt sich normalerweise als wahr heraus." Der schwarzhaarige neigt seinen Kopf. "Ich wünsche Euch eine gute Nacht die Herrschaften." Noch einmal blicken die roten Augen direkt auf mich. "Und Euch ebenfalls von mir alles Gute nachträglich zu Eurem Geburtstag." Das sind die letzten Worte, ehe er selbst verschwindet.

Nachdem ich eingetreten bin und die Tür geschlossen habe, ziehe ich mir die Schuhe aus und gebe ihm das Buch. "Hier. Hat verdammt lang gedauert, tut mir leid. Aber..." Meine Augen blitzen auf und ich schmunzle. "Scheint ja zumindest einen Grund gegeben zu haben, wieso ich weg sollte!" Cedrik lacht und stellt den Kuchen auf dem Esstisch ab, ehe er Teller und Gabeln holt. Das Messer liegt schon bereit. "Setz dich, kleine. Es tut mir leid, dass das mit dem Kuchen so lange gebraucht hat aber ich wusste nicht, ob du bei mir bleibst und... naja... ist auch dahingehend eine kleine Feier." Der Apfelkuchen schmeckt wahnsinnig gut und er hat extra wegen mir auf Rosinen verzichtet, da ich sie nicht so gern esse. "Aber was mich wundert...", meint Cedrik und schluckt einen Bissen runter. "Ich erinnere mich nicht daran, so ein Buch überhaupt in der Bibliothek zu besitzen... Eigentlich solltest du ohne Buch zurückkommen!"

Perplex starre ich ihn an und verziehe entgeistert mein Gesicht. "Das war fake?" Der blondhaarige zuckt mit seinen Schultern. "Eigentlich schon. Aber... offensichtlich war da doch so ein Buch.", meint er schulterzuckend und isst weiter. An dem Abend trinken wir gemeinsam eine Flasche Wein und er erzählt mir ein bisschen was über seine Vergangenheit. Ich bleibe hier. Bleibt mir nichts anderes übrig. Aber es ist einigermaßen angenehm, also nicht so schlimm. Cedrik hält nicht viel aus, was Alkohol angeht und ist an sich schon ziemlich angetrunken. Seine Erzählungen schweifen auch in privatere Themen ab und ich versuche, ihn irgendwie davon abzuhalten. Immerhin könnte es ihm am nächsten Tag ziemlich peinlich sein! Aber viel davon halten tut er jetzt nicht.

Also erfahre ich, wie viele Frauen er schon hatte. Wie sie im Bett waren. Was für Präferenzen er hat und wie er es am liebsten hätte. Als dann die Frage kommt, wie das bei mir wäre, schüttle ich nur den Kopf und sage, dass ich es nicht wisse. Immerhin ist das Gedächtnis noch nicht zurück und somit gibt es keine Hinweise, wer ich wirklich bin. Außer meinen Namen, meinen Geburtstag und die Liebe zu Büchern habe ich nichts. Weinend nimmt er mich in den Arm und heult sich aus, dass es mir ja so schlecht gehe. Stimmungsschwankungen sind bei ihm wohl noch schlimmer, als bei uns Frauen, während wir unsere Tage haben. Dennoch lasse ich es zu, dass er mich an sich drückt und sich ausheult. Die Tränen durchnässen das Hemd, aber es geht. Alles geht irgendwie.

Irgendwann werde ich es ihm sagen. Klar. Das mit der anderen Dimension und alles. Aber nicht jetzt. Erst... später. Jetzt ist es noch zu früh. Obwohl mir bewusst ist, dass es durchaus komisch sein wird, wenn das Vertrauen steht und ich dann mit so etwas um die Ecke komme, das nicht sein kann. An sich zumindest. Vielleicht kann er dann ja ein Buch drüber schreiben. Wäre zumindest so absurd, dass niemand meinen könnte, dass es wahr wäre! An sich eine gute Idee. Er könnte aus diesem Umstand Profit schlagen, wenn es sich verkaufen lässt. Ich bin mir sicher, dass sich jemand finden lässt, der so etwas gern liest. Vielleicht ist Fantasy hier noch nicht das Genre, welches gern gesehen wird. Aber irgendwann muss man den Durchbruch schaffen, nicht wahr? Irgendwann schlägt die Zukunft zu. Natürlich versuche ich, das gröbste zu verhindern. Aber alles schaffe ich leider nicht.

"Alex... Ich hab Hunger...!", ruft Cedrik und lässt mich los, um aufzustehen. Doch ich ziehe ihn wieder auf das Sofa. "Bleib sitzen. Du kannst doch eh nicht mehr gerade aus gehen. Ich hol dir was. Willst du noch ein Stück Kuchen?" Ein Nicken bestätigt meine Aussage und ich stehe auf. Gehe in die Küche, hole eine Gabel, und einen Teller, nehme noch das alte Messer her und schneide ihm ein Stück herunter, ehe ich ihm jenes auf den Wohnzimmertisch vor ihn stelle. "Schaffst du es, allein zu essen? Oder soll ich dir helfen." Doch Cedrik greift nach dem Teller und beginnt, stumm zu essen. Seufzend richte ich mich auf und schüttle den Kopf. "Du bekommst so schnell keinen Alkohol mehr.", brumme ich und verschränke die Arme. Mein Blick geht an ihm vorbei zum Fenster, welches nach draußen zeigt. Auf die Straßen Londons. Was wohl wirklich passiert wäre, wenn Sebastian nicht aufgetaucht wäre?

Nachdem er fertig gegessen hat, schläft er mir fast auf dem Sofa ein. Mit einiges an Mühe schaffe ich es, ihn in sein Bett zu bringen, decke ihn zu, schließe die Fenster und gehe wieder raus. Tür zu und wieder runter, um dort alles abzuwaschen. Die Gläser, aus denen wir getrunken haben. Den Teller und die Gabel, die er benutzt hat. Den Kuchen decke ich ab und spüle auch noch das Messer. Den restlichen Wein trinke ich direkt aus der Flasche und spüle diese ebenfalls aus. Erst dann mache ich hier unten das Licht aus, sperre die Eingangs- und Hintertür sicherheitshalber noch einmal ab und gehe selbst hoch in mein eigenes Zimmer. Ziehe mich um, schließe die Fenster und lege mich in das Bett. Das es zwei Monate gebraucht habe, um Sebastian zu treffen, macht mich schon irgendwie stutzig. Aber was solls. Mich nicht einmal wundernd, was er eigentlich in der Bibliothek gemacht hat, ziehe ich die Decke bis zu meinem Kinn, drehe mich auf die Seite und schließe meine Augen. Der Schlaf kommt schnell und legt sich wie eine zweite Decke über mich.

Die Jagd nach dem Dolch - Der erste TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt