Überdecken der alten Lasten

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Stumm gehen wir zu Ciel, welcher auf der Terrasse gewartet hat. "Darf ich fragen, ob es sich hierbei um eine Halluzination gehandelt hat, oder-" "Nein. Schlimmer.", unterbreche ich ihn und werde ernst. "Meine Mutter." Ich zucke zusammen, als etwas meinen Hinterkopf trifft und klappernd auf dem Boden aufkommt. Perplex sehe ich mich um und dann auf den Boden. Eine... Walnuss? Ich hole tief Luft und stoße sie wieder aus. "Und sie hats gehört.", murmle ich entgeistert, während ich mir den Hinterkopf reibe. "Woher hast du um diese Jahreszeit überhaupt eine verdammte Walnuss her?!", rufe ich und weiche etwas Rotem aus, welches mit einem 'Flatsch' an der Terrassentüre aufkommt. Die Erdbeere rutscht langsam das Glas hinunter. "Mutter! Es reicht! Ich entschuldige mich ja! Es tut mir ja leid! Aber hör bitte auf, mit Dingen nach deiner Tochter zu schmeißen, die ihren beschissenen Bruder umbringen soll!"

Stille. Nichts mehr. Seufzend schüttle ich den Kopf und richte mich auf. "Ich kann gewisse Parallelen zwischen Euch und Eurer Mutter erkennen, Miss Kindred." meint Ciel nur und ich nicke. "Ich jetzt auch." Bevor es noch weitere Attacken gibt, gehen wir lieber rein. "Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Es stand mir nicht zu, nach so etwas privatem zu fragen und eine Antwort zu erwarten." Ein Mundwinkel geht hoch. "Ich hätte es besser wissen sollen. Ihr wart schon immer neugierig und wolltet wissen, was los ist. Ihr habt schon immer schnell kombiniert, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen. Es tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin." Der Earl sieht mich an. "Ausgerastet? Das nenne ich noch lange nicht ausgerastet. Ihr habt nur ein wenig die Beherrschung verloren. Aber unter ausrasten verstehe ich etwas anderes." Kichernd folge ich ihm durch das Anwesen. "Ich stand kurz davor, den gesamten Tisch umzuschmeißen. Aber das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen."

Anscheinend ist alles wieder gut zwischen uns und so bin ich wieder in meinem Zimmer, nachdem er noch ein bisschen was Papierkram erledigen muss und ich nicht so lange in der Kutsche warten will. Stattdessen liege ich auf meinem Bett, starre an die Decke und frage mich, wie eigentlich erst ungefähr eine Stunde vergehen konnte. So viel ist passiert und ein bisschen was davon würde ich gern wieder vergessen. Langsam drehe ich meinen Kopf. Und den Finger von Cedrik habe ich immer noch. Ist das unheimlich, ihn zu behalten? Naha... und wenn schon. Dann ist es halt so. Ich lege meine Hände unter meinen Kopf und denke darüber nach, wie das mit Zaroy wirklich ablaufen könnte. Ich kann nicht kämpfen. Er schon. Er kann durch die Dimensionen reisen. Ich jetzt auch. Er könnte mich umbringen. Ich ihn theoretisch auch, wenn ich den Dolch bekomme. So viel was-wäre-wenn...

Das Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und ich setze mich auf. "Ja...?", frage ich laut und sehe, wie Sebastian herein kommt. Er schließt hinter sich die Tür und stellt sich neben das Bett. Stumm starrt er auf mich runter. Ich hingegen starre irritiert zu ihm hoch. "Willst du auch was sagen? Brauchst du was? Willst du kuscheln?" Fragen, die einfach so in meinen Kopf kommen. "Wo." Blinzelnd, sehe ich von ihm weg. Sehe dann wieder zu ihm. "Das spezifiziert nichts! Vielleicht kann meine Mutter so etwas, also das ganze Zeug wissen. Aber ich nicht." Der schwarzhaarige lehnt sich ein wenig nach vorn. "Wo hat er dich geschlagen." Seufzend verdrehe ich die Augen und lasse mich wieder nach hinten fallen. "Ey, Leute... Das ist vorbei. Das muss man jetzt nicht echt strecken, okay?!" Meine Augen sind geschlossen. Mein Gesichtsausdruck genervt.

Im nächsten Augenblick geht die Matratze nach unten und ich spüre etwas über mir. Als ich meine Augen öffne, ist Sebastians Gesicht verdammt nah. Die Augen glühen! "Hey, Hey, Hey, 'fella! Komm mal wieder runter!", bringe ich überrascht heraus, doch seine Augen werden nur schmal. "Alex. Wo und wie stark." Seine Stimme ist warnend und ich ringe innerlich mit mir selbst. Entspanne mich aber und sehe auf die Seite. Seine Hände liegen direkt neben meinem Kopf, um sich abzustützen. "Zwei Mal Wange, einmal Brustbein und einmal Oberarm.", murmle ich und verdrehe die Augen. "Und bevor du meckerst... ja, Der Hals ist gewürgt worden. Zufrieden?" Entgeistert drehe ich meinen Kopf wieder zu ihm. Seine Augen verlieren das Glühen langsam aber sicher wieder und sie werden... schon fast sanft. "Und was war daran so schwierig?", fragt er leise und ich verziehe meinen Mund. "Mein Stolz."

Seufzend schüttelt er leicht seinen Kopf. Die schwarzen Strähnen seiner Haare wackeln ein wenig. "Und wie stark?" Und ich dachte schon, das alles wäre vorbei. "Die ins Gesicht haben mich fast ausgeknockt. Der beim Brustbein hat mir kurz das Atem verhindert und der beim Oberarm hat ihn für ungefähr ne Minute taub werden lassen. Nichts besonders.", brumme ich und sehe ihm dabei in die Augen. Kurz flammen sie wieder auf, ehe er sich scheinbar selbst zur Ruhe zwingt. "Sehr gut. Willst du darüber reden?" Ich schüttle nur stumm den Kopf und sehe wieder weg. "Es ist jetzt echt nicht die Zeit, um zu reden.", füge ich leise hinzu und spüre im nächsten Augenblick, wie eine behandschuhte Hand mein Kinn nimmt und mein Gesicht so dreht, dass ich zu Sebastian sehe. "Für dich ist nie Zeit, zu reden. Und doch habe ich dir alles gesagt, was in mir vorging.", meint er leise und ich schlucke. Mein Herz rast. Verdammt... Diese beschissenen Gedanken zischen einfach so in die Pornoabteilung ab!

"Was man mir... anvertraut und was ich... von mir preisgebe... war schon immer... unterschiedlich." Nicht einmal einen normalen Satz bekomme ich mehr hin. Scheiße! Automatisch lege ich meinen Kopf ein wenig in den Nacken. Nicht einmal bewusst, als Sebastian seinen Kopf ein wenig runter bringt. "Und er hat dich hier gewürgt?", fragt er und lässt seinen Atem genau über diese Stille gehen. Ich presse meine Kiefer für einen Moment aufeinander, ehe ich leicht nicke. "Und das alles wegen einer Droge, von der du ihm weggebracht hast." Seine Stimme ist leise. Dunkel. Sebastian hat seine Hand von meinem Kinn genommen und sie wieder neben meinen Kopf gelegt. Ich hebe meine Hände und lege sie auf seine Oberarme. "Sebastian...", bringe ich raus und will eigentlich sagen, dass er von mir runter soll!

Doch stattdessen kralle ich meine Finger in ihn, als er seinen Mund genau auf die Stelle legt, an die Cedrik mich damals gewürgt hat. Winde mich ein wenig, als er seine Zunge einsetzt. Die Zähne streifen über meine Haut. Mein Körper erzittert. Mein Hals ist das empfindlichste und für mich eine fucking erogene Zone! Kurz hebt er seinen Kopf und schmunzelt, als er meine Reaktion beobachtet. "Ich kann den Hunger in deinen Augen sehen, Alex.", flüstert er und beißt sanft in die rechte Seite meines Halses. "Ngh-!" Wieder kralle ich mich in seine Oberarme und halte die Luft an. Der eigentliche Schmerz, der durch so etwas entstehen sollte, kommt nicht. Stattdessen breiten sich andere Wellen in meinem Körper aus. "Seb-" Ich werde von ihm unterbrochen, als er meine Haut wieder los lässt und langsam mit seinem Mund zu meinem Kinn geht. 

Die Jagd nach dem Dolch - Der erste TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt