Moments*

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Wie das Schicksal es auch wollte, brach kein Komet neben uns ein oder das Klavier schien aufeinmal kaputt zu sein. Als ich es nämlich einschaltete war auch noch der Strom hier. Wirklich Schade auch.

Ich starrte auf das blaue Licht, das nun den Display in der Mitte des Klaviers erhellte.

Verdammt.

Noch ein skeptischer Blick zu Tim, verriet wiederum, dass ich keine andere Wahl hatte, als jetzt etwas zu spielen. Ich hätte auch einfach ganz unaufällig aus den Fenster springen können, aber das hätte dann für mich auch nichts gutes gehießen.

Ich überlegte hastig was ich spielen könnte, nämlich der Typ neben mir sah mich schon abwartend an. Ich entschied mich für River flowes in you, da das das letzte Lied war, das ich gespielt hatte.

Ich setzte meine Finger auf die passenden Tasten. Ich wartete noch kurz, denn ich war schrecklich aufgeregt. Meine Finger fühlten sich an als würden sie vor zittern gleich abfallen, auch wenn es nicht so aussah. Ich überwand meine Bedenken und drückte endlich meine Finger fester auf das Klavier,  damit die ersten Töne entstanden. Unruhig spielte ich die ersten Takte, bis das Schnelle begann und ich viel zu schnell weiterspielte. Ich vergriff mich vor lauter Schnelligkeit so oft, das ich am liebsten doch aus dem Fenster gesprungen wäre. Nach kaum zählbaren Takten meines Verzweifelns hob ich die Hände wieder ab von den Tasten und zog sie zurück.

"Ich fang noch mal an." murmelte ich leise in mich hinnein.

Wie peinlich.

Ich legte erneut meine Finger auf die Tasten. Ich schloss meine Augen und atmete noch einmal tief ein und aus, bis ich erneut startete. Innere Ruhe breitete sich in mir aus und plötzlich war ich bereit dieses doch nicht so leichte Lied zu spielen.

Die ersten Takte waren noch hart, aber bald kam ich wieder richtig rein in das Lied. Meine Finger gleiteten elegant über das Klavier und ich vergaß alles um mich. Ich fühlte mich, als wäre ich alleine in meinem Zimmer. Ich verlor mich selbst in der schönen Meleodie und versuchte so viel Gefühl wie möglich in das Lied zu bringen. Das war gerade das schöne am Klavierspielen. Man konnte sich tragen lassen und alles abschalten. Genau das liebte ich immer am Klavierspielen. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt, in der nur die Musik existierte und es keine Probleme gab. Ich achtete nicht mehr auf Tim, sondern lies nur die Melodie durch meinen Kopf schwirren.

Als ich am Ende immer langsamer und leiser wurde und schließlich den letzten Akkord ausklingen lies, holte mich die Realität langsam wieder in die Wirklichkeit zurück. Langsam fuhr ich von den Tasten hinunter und lies es in mir noch nachklingen. Neben mir rührte sich nichts.

Als ich wenig später meinen Blick langsam zu Tim wand, bermerkte ich, dass er wie in Tranze war. Er starrte immer noch auf die Klaviertasten auf denen ich gerade eben noch gespielt hatte.

Ich beobachtete ihn noch kurz, bis es etwas unheimlich wurde, weil er sich immer noch nicht rührte. 

"Alles in Ordnung?" fragte ich leise, da ich ihn nicht in irgendeiner Weise erschrecken wollte.

Im halben Tempo drehte er sich zu mir, sodass er mich ansehen konnte. Sein Mund war leicht geöffnet und mit seinen Augen schaute er zwar in meine, aber es schien als würde er durch mich hindurch schauen.

-"Wow" hörte ich auf einmal kaum hörbar aus seiner Richtung und starrte immer noch entgeistert in meine Augen.

"Siehst du wie du mich berührt hast?" fügte er nun mit normaler Lautstärke hinzu und begann zu grinsen.

Ich schaute nur kurz beschämt weg und dann wieder zu ihm.

"Weißt du eigentlich wie gut du bist?" meinte er nun lautstark zu mir.

Der Neue SchülerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt