Regulus
Ich habe keine Ahnung, was ich tue. Oder warum ich das tue. Ich weiß nur, dass es mitten in der Nacht ist, dass ich in einer Ecke in einem Korridor stehe und mich gegen die Wand drücke, als wäre ich dann weniger präsent. Als würde mich die Wand verschlucken, würde ich es nur stark genug versuchen. Ich weiß, dass ich nicht hier sein darf - es ist Nacht. Wir haben seit Stunden Ausgangssperre. Wenn mich jemand erwischt - wenn Filch mich erwischt - bin ich geliefert. Keine Ahnung, was mit denen passiert, die vom Hausmeister nach Ausgangssperre draußen erwischt werden, aber jetzt ist wahrscheinlich auch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Ich höre nämlich Schritte, und das seit ungefähr zwei Minuten. Als würde Wer-auch-immer hier gerade herumstreift versuchen, mich zu nerven. Oder die Person weiß, dass ich die Luft anhalte, und will mich umbringen. Langsam sollte ich wieder atmen. Wahrscheinlich ist mein Kopf schon ganz rot.
Ich stoße Luft hervor.
Und verschlucke mich an meiner eigenen Spucke.
Und muss husten.
Na toll. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass die Person, die sich hier irgendwo herumtreibt, Erbarmen mit mir hat. Erbarmen mit dem armen kleinen Regulus Black, der Nachts durch Hogwarts rennt wie der letzte Trottel, und das nur weil er nicht schlafen kann. Okay, ich kann schon seit Tagen nicht mehr schlafen. Könnte eventuell an den Briefen liegen, die meine Eltern jeden Tag schicken, die meine Eule jeden Tag durch den gesamten Gemeinschaftsraum transportiert, sodass alle Slytherins gleich wissen, dass ich wieder einen Brief bekommen habe. Und dann kommt Snape, der denkt, er wäre mit mir befreundet, und tut so, als müsse er sich in meine Angelegenheiten einmischen, und die anderen tun es ihn gleich, und fühlen sich dabei, als hätte ihnen irgendjemand das Recht dazu gegeben.„Unpraktisch, wenn man husten muss, obwohl man nicht erwischt werden darf, nicht?"
Ich zucke zusammen. Ich sehe niemanden. Ich kenne die Stimme, aber ich kann sie nicht identifizieren. Ich weiß nicht genau, woher sie kommt, weil ich ja nichts sehe. Aber es ist schon mal weder Peeves noch Filch. Peeves klingt mehr nach jemandem, der zu viel Feuerwhisky getrunken hat, und Filch hätte wohl eher so etwas wie „Hände hoch! Was sind deine letzten Worte?" gesagt. Zumindest sieht er so aus wie jemand, der so etwas sagen würde. Ich hab noch nie mit ihm gesprochen.
Das nächste, was ich höre, ist ein geflüstertes „Lumos". Und dann geht endlich ein Licht an. Ich schwöre, hätte ich noch länger im Dunkeln stehen müssen, hätte ich wahrscheinlich eine Panikattacke bekommen.
Jetzt weiß ich, woher ich die Stimme kenne. Der Schulsprecher. Der beste Freund meines Bruders. James Potter.
Er grinst, als er mich sieht. Warum grinst er? Entweder, er freut sich, mich zu sehen, oder, es ist einfach nur pure Schadenfreude, weil er einen Slytherin nach der Ausgangssperre in einem Korridor erwischt hat und ihn jetzt verpfeifen darf. Ich bin mir ja nicht ganz sicher, aber ich tippe auf Letzteres. Nur so eine wage Vermutung.„Regulus Black.", meint er immer noch grinsend und legt den Kopf schräg, sodass seine zotteligen Haare zur Seite fallen und seine Brille verrutscht. Wäre sie auf den Boden gefallen, hätte ich ihn ausgelacht.
‚Ich weiß, wie ich heiße, Potter.', möchte ich eigentlich erwidern, weil es eine dumme Bemerkung war, und weil ich will, dass er denkt, dass ich mutig bin. Und was auf dem Kasten habe. Nicht, dass ich Nachts durch die Gänge von Hogwarts streife, weil ich Schiss vor Alpträumen hab, und dass ich gerade meinen Zauberstab verloren habe, oder so. Was absolut der Fall ist.
„Du bist doch Sirius' Bruder, stimmt's?" Ich hoffe für ihn, dass das eine rhetorische Frage war. Wenn nicht, dann war es nämlich eine ziemlich bescheuerte. Nein, weißt du, James Potter, wir haben nur zufällig denselben Nachnamen und dieselbe Mutter und wohnen im selben Haus.
„Was machst du hier?" Ich sollte antworten. Wenn ich nicht antworte, dann wird dieses Gespräch ziemlich einseitig. Aber ich weiß ja nicht mal, was ich hier mache.
DU LIEST GERADE
D E A L | Jegulus-FanFiction Deutsch
Fiksi PenggemarFür einen kurzen Moment beobachte ich, wie James Potter vor mir durch die Luft fliegt, wie er seine Hände fest um den Besen geschlossen hat, wie der Wind ihm ins Gesicht schlägt und ihm die Haare nach hinten kämmt, und wie seine strahlend weißen Zäh...