Kapitel 2 - Blicke -

54 10 0
                                    


Draco:

Hinter den Toren von Malfoy Manor apparierte er bis hin zu einer der unzähligen für die Muggelwelt versteckten Eingänge des Zauberer Ministeriums. Wo er sich verstohlen zu allen Seiten umblickte und näher an die ihm alt bekannte Telefonzelle trat, die in einer versteckten magischen Gasse lag. Der Eingang war extra so versteckt worden, da man fürchtete, dass der Zauber auf der Gasse für neugierige Muggel nicht genug Schutz war.

Die rote Farbe an den Seiten war aufgeplatzt und hing hinab oder bröckelte stückchenweise herunter, wenn man sie mit den Fingern streifte. Der erste Begriff der ihm dabei jedes Mal in Gedanken herumspukte war „Schäbig".

Dennoch hatte dieser Anblick für ihn etwas tröstendes Ansicht. Recht langsam trat er in die winzige Zelle, die sein Vater ihm vor Urzeiten einmal gezeigt hatte ein. Wobei Lucius Malfoy natürlich niemals so einen armseligen Eingang benutzen würde.

Doch ihm Draco war es nur recht und billig. Früher hätte er sich niemals in diese kleine Muggel-Apparatur gezwängt und wäre wie jeder drittklassige Zauberer im Ministerium aufgeschlagen, doch heute war es anderes. Er war anders und er hatte seine Gründe fern ab der anderen, einen der weniger genutzten Eingänge zu nutzen.

Heute war er froh, diesen kleinen, schäbigen Eingang zu kennen, wo nur selten seine Mitzauberer und Hexen in ihre Welt einkehrten.

So war es auch nicht verwunderlich, dass er wieder einmal völlig alleine in der schmutzigen Gasse gestanden hatte und ohne Gedränge, nun hinab in die Welt fuhr, die ihn und seine Familie aus tiefsten Herzen verachtete.

Bereits jetzt schauderte es ihn, wenn er an das rege Treiben dachte, welches ihn dort unten jeden Augenblick umschließen würde.

Und es dauerte auch nicht lange, da kämpfte und schob er sich durch die Massen immer weiter, bis er zu einer recht rundlichen Dame an einem der unzähligen Informationsschalter angelangt war, wo die Listen mit den Aufgaben für ihn täglich hinterlegt wurden.

Er versuchte so unauffällig wie möglich die Aufmerksamkeit der Dame auf sich zu ziehen, die gerade weitaus weniger zu tun hatte als ihre Kolleginnen und Kollegen, doch sie schien ihn einfach zu ignorieren.

Kurz schoss ihm sein altes Selbstbewusstsein durch die Adern und für Millisekunden dachte er sich, dass man einen Malfoy so nicht behandelte, dass man einen Malfoy nicht ignorieren sollte. Doch dann wurde ihm wieder bewusst, wohin ihn und seine Familie diese Haltung gebracht hatte und die Kraft in im versiegte, wie der letzte Wassertropfen in der Wüste.

Nur die kalte neutrale Fassade der Gleichgültigkeit, die er als letzten Schutzschild in seinem Gesicht aufrecht hielt, war von seinem einstigen Ich geblieben.

Er versuchte sich zu Räuspern, erneut die Dame anzusprechen und recht widerwillig schien sie endlich verstanden zu haben, dass er anwesend war und nicht eher weggehen würde, bis sie ihn angehört hatte.

Als sie sich allerdings bequemte zu ihm umzudrehen, mit ihrer rosa Strickjacke und ihrem sichtlich falschen Lächeln wusste er, warum dieser Schalter nicht so gut besucht war und er sich besser an einem anderen begeben hätte, als er noch die Chance dazu hatte.

Die Dame die ihn nun recht unangenehm musterte, räusperte sich vernehmlich, ehe sie mit einer schnarrenden und viel zu lauten Stimme seinen Namen aussprach und es in der Menge, um ihn herum stiller wurde. Dabei erinnerte die Frau ihn an seine alte Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste, Madam Umbridge.

„Mr. Malfoy wie schön sie im Ministerium zu sehen" spuckte sie ihm fast entgegen.

Genau das, diese Aufmerksamkeit, hatte er im Grunde eigentlich vermeiden wollen. Diese Blicke, die ihn abschätzig musterten, ihn an liebsten durchbohrten würden.

Blicke die sagten, was ihre Besitzer nicht aussprachen. Abscheu, Hass, den Wunsch ihn am Boden liegen zu sehen. Wie er jämmerlich um sein Leben winselte, so wie sie oder Bekannte, wenn nicht sogar Verwandte von ihnen es getan hatten.

Die Worte seiner Mutter schlichen sich in seinen Gedanken, die sie zu ihm gesprochen hatte, als die Auroren vor den Toren Malfoy Manor auf seinen Vater warteten. „Mein lieber Junge, zeige ihnen niemals, was du wirklich fühlst. Egal wie große die Angst ist oder wie traurig du auch bist. Ein Malfoy steht immer aufrecht."

Also behielt er auch jetzt, wo er am liebsten unter der Last der Blicke zusammengebrochen wäre und sich in Embryonalstellung zusammengerollt hätte, mit durchgestreckten Rücken und kalter Miene stehen. Wagte sich sogar an einem spöttischen Lächeln um den Schein zu waren und den anderen zu zeigen, dass er noch nicht gebrochen war. Eine Lektion, die er ebenfalls von einem seiner Elternteile gelernt hatte.

„Zeige den Menschen, den Anderen, sowie deinen Anhängern, deinen sogenannten Freunden niemals, was du wirklich denkst, fühlst oder was auch immer in dir vorgeht." Hörte er noch die Stimme seines Vaters in seinen Ohren und sah noch seine erhabene Gestalt, wie sie von den Auroren abgeholt und nach Askaban gebracht wurde.

Sein Vater hatte damals keines Mal seine Miene verzogen und er Draco würde es jetzt auch nicht tun.

Also versuchte er die Blicke, die auf ihm lagen zu ignorieren. Doch so sehr er sich auch anstrengte, konnte er das Gefühl eines zugeschnürten Herzens verdrängen, welches diese Blicke bei ihm auslösten.

Er würde niemals dazugehören. Er würde niemals wirklich Vergebung für seine Taten erfahren und sein jetziges Verhalten, der alten Vettel gegenüber machte es sicherlich auch nicht besser. Doch er konnte diesen Schutzmechanismus, den er seit seiner Kindheit aufgebaut hatte, einfach nicht mehr ablegen. Zumindest wusste er nicht wie. Es brach einfach aus ihm heraus.

Verhöhnend streckte er seine Hand aus, was die dickliche Frau merklich zusammenzucken ließ. Sie alle dachten dasselbe, als er nun auch noch Selbstsicherheit und Verachtung mit seinen Worten mitschwingen ließ.

„Für einen Malfoy sollte es selbstverständlich sein, dass sie sich über seine Anwesenheit freuen denn die Tatsache, dass ein Malfoy im Ministerium ein und ausgeht ist etwas, was sich niemals ändern wird." Und für eine Sekunde konnte er die Angst in ihren Glubschaugen erkennen, bevor sie sich Räusperte, ihm den Zettel mit den Aufgaben über die schmale Theke ihres Schalters schob und sich ihren Papieren widmete. Ohne zu zögern schnappte er sich das einzelne Pergamentpapier, faltete es im Gehen und steckte es sich in seine Innentasche des schwarzen Jacketts, was er trug und welches nun mal zu seinem Anzug gehörte. Während er nun in den Augen seiner Zuschauer gelassen, den Weg den er gekommen war, zurück ging, brauchte er sich nicht länger durch die Maße bewegen, den jetzt, wo sie wussten, wer er war, machten sie Platz. Als hätte er eine ansteckende Krankheit.

Doch er spürte ihre Augen, die ihn weiterhin verfolgen, daher warf er einen antrainierten belustigten Blick zurück und ganz automatisch formten sich Worte in seinem Mund. „Ich weiß, dass ich gut aussehe, doch das bedeutet nicht, dass ihr mich mit euren Blicken ausziehen sollt.". Er hatte es einfach nicht unterdrücken können, auch nicht das verabscheuungswürdige Lachen, was darauffolgte. Ihm wurde solch ein Verhalten seit seiner Geburt von seinem Vater mit allen Mitteln eingetrichtert worden. Ein verhalten, dass dem dunklen Lord würdig war und welches seinen Vater dahin gebracht hatte wo er heute war.

Draco Malfoy FF - Unsterbliche Seelen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt