Kapitel 7 -Von Hauselfen und Zügen-

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Alexia:

Nach Florentinas kleiner Ansprache und der verletzte junge Mann versorgt war, übernahm ihre Neugierde die Führung. Mit der Liste in der einen Hand schnappte sie sich ihre Tasche, die Flora in Reichweite zur Seite gestellt hatte, mit der anderen. Warf einen „Bin gleich wieder da" in den Raum hinter sich und verließ mit Florentina, die mit einer einzelnen Bewegung ihres Zauberstabes ihren Laden verschloss, das kleine Café.

Sie wusste nicht, wieso doch ganz automatisch steuerte sie die erste Adresse auf der Liste an. Florentina schien sie einfach machen zu lassen und lediglich das ein oder andere Mal unauffällig mit ihrem Zauberstab zu schwingen, um ihnen einen Durchgang zu schaffen, der für Alexia so klar zu sehen war, dass sie sich wunderte, warum Flora eigentlich Magie einsetzte. Nach und nach kamen sie in eine Gegend, die zwar belebt erschien, doch die Menschen schienen einiges um sie herum überhaupt nicht wirklich wahrnehmen zu können. Auch diese merkwürdigen Apparaturen, die ihr nun ins Auge vielen wurden keines Blickes gewürdigt von den Fußgängern, dabei waren sie mehr als nur absonderlich anzusehen. Eine war eine Kombination aus, eine Art Toaster und einem rotierenden Besen, der ihr anscheinend zuwinkte. Ein merkwürdiges bekanntes Kribbeln machte sich wieder in ihr breit.

Dasselbe Kribbeln welches sie bei ihrer ersten Begegnung mit Florentina gespürt hatte und was sie Veranlasste ausgerechnet dieses versteckt liegende Café anzusteuern. So langsam begriff sie was es damit auf sich hatte. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sie Dinge wahrnahm, die andere nicht sahen oder spüren konnten und eine Welle der Erleichterung machte sich in ihr breit. Es war Magie, welche sie spürte. Und natürlich sahen diese sogenannten Muggels diese nicht, doch sie verstand nicht, warum sie dann bisher noch die einen anderen Zauberer oder eine Hexe außer Flora und nun dem blonden Jungen begegnet war? Obwohl, vielleicht war sie das ja schon und hatte lediglich keine Notiz von ihnen genommen?

So viele Fragen schwirrten in ihr herum und dann stand sie plötzlich genau vor der auf dem Pergament angebenden Adresse. Das Gebäude, welches für die anderen um sie herum nicht existierte. Sie hatte zwar den wagen Verdacht gehegt, dass sie nicht gänzlich normal war, doch seit dem heutigen Tag hatte sie die Gewissheit und das Abenteuer dieser Welt schien nur auf sie zu warten. Sie hoffte nur, dass sie in diesem anderen Teil der Welt willkommen geheißen wurde und ihr Verstand nicht länger an Hirngespinste glaubte.

Als sie nun zaghaft an die Tür klopfte, sah sie sich immer wieder verstohlen zu den Menschen oder Muggel, wie die Gemeinschaft der Zauberer sie nannten, auf der Straße um. Doch auch sie schien nicht länger für die Masse zu existieren. Kurz schaute sie ungläubig auf ihre Hände, ob sie, in Person vielleicht unsichtbar geworden war, doch alles schien wie immer.

Ein kleiner Stich fuhr durch ihre Brust und ein unangenehmes Gefühl breitete sich bei diesem Gedanken in ihr aus. „Natürlich", dachte sie und musste von ihrer eigenen Dummheit die Nase rümpfen, während sie immer noch auf ihre Hände sah. Plötzlich wurde schwungvoll die Tür vor ihrer Nase aufgerissen und das von einem kleinen faltigen Zwerg mit langen herunterhängenden Ohren. Er trug nichts als einen alten Kartoffelsack mit einer Kordel um die Taille. Sein zerknautschtes Gesicht sah sie missbilligend an, und etwas, was sie in seinen Augen aufblitzen sah, verriet ihr, dass er die Tür am liebsten wieder zugemacht hätte.

Doch Alexia war schon immer mehr ein Trampel, was ihre Manieren anging, weshalb sie einfach die Tür etwas weiter aufstieß und sich selbst einließ, bevor sie sich akkurat vorstellte. „Schönen guten Tag Her..." und schon stockte das Gespräch wieder, denn sie kannte von dem kleinen Kauz ja nicht den Namen und auf die Ladenbeschilderung am Eingang hatte sie zwar registriert, aber nicht gelesen. Abzuwarten war nicht gerade ihr stärke und die magischen Dinge zogen ihre Aufmerksamkeit recht schnell auf sich, als der kleine Mann keine Anstalten machte, ihr seinen Namen zu nennen.

„Tja alsooo, nett haben sie es hier." Versuchte sie das Gespräch wieder aufzunehmen und ihren Patzer zu überspielen, dabei wippte sie mit ihren Füssen. „Spitze, Hake, Hake Spitze, Spitze Hake, Hake Spitze.." Füllte ihre wirren Gedanken ihren Verstand und ihr Blick haftete sich überall hin, nur nicht auf den kleinen Wicht vor ihr. Aber der kleine Mann wollte partout nichts dazu sagen. Ihre Finger nestelten an dem Ecken des Pergamentes herum und die glänzenden Maschinen um sie dampften genüsslich schnaufend vor sich hin. In der Ferne vernahm sie ein zuckerndes Geräusch, dass einer alten Dampflokomotive glich und jetzt erst wurde ihr bewusst, dass sie sich bei einem magischen Maschinenbauer für Eisenbahnen befand.

Als sie also vorsichtig ansetzend, das Thema darauf lenken wollte, kam auch schon ein recht breitgebauter Mann in einer verrußten Jacke, einen vergilbten Weißen Hemd und einer schmutzigen mit unzähligen flicken bedeckten Hose aus dem hinteren Zimmern gepoltert mit einem tadelnden Blick auf den kleinen Zwerg.

„Dizzy meine Liebe, warum sagst du mir nicht, dass wir Kunden haben?" und Alexia schoss die Röte in die Wangen. Denn Dizzy hieß sicher kein Mann. „Keine Kundin." Nuschelte die faltige kleine Dizzy und Alexia erkannte erst jetzt, dass es eine recht alte Dame sein musste, die unter dem zerknautschten Gesicht zu erkennen war. Erinnerungen oder zumindest begriffe flackerten in ihrem Geist auf und das weiße Licht verschluckte viele der Informationen, die zu Tage befördert wurde wieder.

Ein schmerzhafter Stich zog sich von ihrem linken Auge bis zur Schläfe auf derselben Seite, und unbewusst griff sie danach, als würde der Schmerz dadurch aufhören, was er auch in der Regel tat, doch dieses Mal loderte er wie ein Feuer kurz auf und schwächte sich langsam ab. Der verdreckte kräftige Mann dagegen hatte es wohl nicht bemerkt, denn er war zu sehr mit Dizzy in eine Diskussion vertieft gewesen. Es ging anscheinen darum, ob sie nun eine Kundin war oder nicht, und Alexia musste lächeln, der Schmerz war vergessen und wie selbstverständlich mischte sie sich umgehend in das Gespräch ein.

„Also Dizzy ihre Hauselfe hat sowohl recht als auch unrecht. Ich bin aufgrund dieses Zettels hier, allerdings bin ich auch von ihrer Arbeit wirklich fasziniert und hätte sicherlich Freude an einer ihrer Miniatur Modelle des Hogwarts Expresses." Dabei überreichte sie ihm das Pergament, auf dem seine Adresse stand und das Wort „Ausmisten".

Woher sie nun wusste, dass er auch kleinere Züge baute und dass einer davon ein sogenannter Hogwarts Expresses war, wusste sie allerdings nicht. Genau so wenig wusste sie woher sie plötzlich wusste, dass Dizzy eine Hauselfe war. Aber sie nahm es wie es das Licht in ihrem Kopf wollte, einfach so hin. Viel interessanter war doch, was ihre erste Aufgabe mit Ausmisten meinte oder nicht?

Der recht beleibte Mann, sah ihr skeptisch ins Gesicht, schüttelte dann den Kopf und nuschelte etwas von viel zu schwach. Das konnte Alexia nicht auf sich sitzenlassen und fauchte den Mann vor sich an.

„Wenn sie Hilfe brauchen, bin ich hier, ansonsten kann ich auch gleich wieder gehen. Verschwenden sie nicht meine Zeit, sie sind nicht der Einzige der auf der Liste steht." Innerlich scheltete (rügte) sie sich für ihren kleinen Ausraster, doch sie war immer noch sehr müde und nur die große Tasse Espresso, die sie auf den kurzen Weg hierher gekauft und hinuntergestürzt hatte, hielt sie aufrecht. Ein Lachen riss sie aus ihren Gedanken, in die sie wieder abgedriftet war, und der Mann hielt sich den Bauch, als er zum Takt seines „Ha, ha, ha's" wiegte.

Draco Malfoy FF - Unsterbliche Seelen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt