Kapitel 35 -Der Fall eines Engels-

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Alexia:

Der Schmerz saß in ihnen beiden recht tief verankert, der einzige Unterschied bestand darin, dass sie nicht eingreifen durfte und er es nicht ändern konnte. Sie beide waren im Kreis der Grausamkeit gefangen und Draco gab mehr als offensichtlich auf, während sie anfing zu rebellieren.

Nachdem Draco angefangen worden war, mit dem Cruciatus-Fluch abgehärtet zu werden, um den Dunkeln Lord nicht zu verraten, hatte sie sich freiwillig zwischen ihm und den Angreifer gestellt. Nur um ihn vor den Schrecken zu bewahren. Doch die jahrelange alleinige Beobachtung, hatten ihre körperlichen Reaktionen verlangsamt, sodass sie meist erst zwischen ihnen treten konnte, als der Schmerz Draco überwältigte.

Als Engel schwebte sie immer in einem gewissen Abstand hinter oder neben ihm her, dabei glitt sie durch Personen und Gegenstände oder auch durch andere Lebewesen hindurch, als wäre sie nicht existent. Und da ihr Körper durch eine mystische Verbindung der obigen an ihn gebunden war und sich dadurch nur begrenzt von ihm wegbewegen konnte, ließ sie sich von diesem unsichtbaren Kraftfeld einfach automatisch mitziehen. Doch nun hatte sie den Salat. Seit mindestens einem Jahrzehnt hatte sie ihre Flügel nicht mehr benutzt, war immer am äußersten Rand ihres Bewegungsraumes geblieben und hatte mehr vor sich hingedöst und die Welt außerhalb betrachtet, weshalb Draco nun mit qualvollem Gesicht ihre Inkompetenz ausbaden musste.

Zu spät gab sich alle Mühe, doch der Schmerz hatte sich in seine Seele gebrannt und auch den letzten Rest seines zerbrechlichen Willens zerschmettert. So war es wenig überraschend für sie, als er ohne ein Wort des Murrens oder der Arroganz den Auftrag des Dunklen Lords annahm. Lediglich die Okklumentik die ihm sein Pate Severus Snape vor dieser Foltertortur eingeimpft hatte, ließ ihm, durch seinen Vater und eigenen Stolz, seine Quallen vor der restlichen Welt bisher verbergen. Doch sein 6tes Jahr in Hogwarts ließen diese Kunst des Versteckens auf eine harte Probe stoßen.

Der Druck auf ihm lastete schwer und der Meister spielte nicht länger nur mit seinem Leben. Er drohte bei Versagen die Leben seines Gefolges, seiner sogenannten Freunde und das seiner Eltern auszulöschen, auch wenn diese zehnmal wertvoller als Unterstützer der wahrhaftigen Welt waren, als er.

Dennoch lastete der Druck, allein auf seinen Schultern. Der Meister hatte schon früh klargestellt, nach welchen Regeln sie beide spielten und dass er Lord Voldemort der Einzige war, den man in diesem Spiel nicht austauschen konnte, doch außer ihm, jeder ersetzbar in seinen Augen schien.

Alexia musste mit ansehen, wie der Stress sein Antlitz trübte, wie er sich zwang die wenigen Bande, die andere wie der junge Zabini, für ihn geknüpft hatte, durchtrennte und wie er das Essen, auf seinem Teller verschmäte.

Sie musste mit ansehen, wie er begann sich paranoid umzusehen, weil er sich Potters Blick auf seinen Rücken wähnte. Das Gefühl, das Potter, sein Rivale und der Feind des dunklen Lords ihn ständig folgte manifestierte sich zu einer Farce in seinem Kopf. Sie sah ratlos zu, wie er diese Zauberkiste, dieses Spiegelkabinett ohne Hilfe reparierte und die Zeit ihn durch die schlanken Finger wie Sand ran.

Sie wusste, was geschehen würde, bevor es eingetroffen waren und sie appellierte an sein schlummerndes Gewissen vergeblich. Sie hatte Tage und Nächte lang geschrien, ihm die Folgen aufgezeigt und sich in seine Träume geschlichen. Sie hatte genug von der eingebrannten Arroganz, dem Trieb zur Selbstzerstörung und den düsteren Gedanken, in einer Welt voller Farben.

Sie hatte genug und brach das größte Tabu was sie als Engel und Schutzbefohlene der Seelen auferlegt bekommen hatte. Sie mischte sich ein und es ging natürlich gründlich schief. Sie sorgte zwar dafür, dass er sich auffälliger benahm, doch leider nahm der falsche Zauberer davon Kenntnis. Und anstatt eines Ausweges zu zeigen, nachdem sie den Zauber der Manipulation bei Kathy Bell etwas zu locker und die Flasche Met etwas zu zerbrechlich werden ließ, feuerte dieser egomane von Auserwählte Harry Potter auf ihren Draco. Allein durch den Blutschwur gebunden, hatte sie Snape zur Hilfe rufen können, während sie dieser armen Seele beistand.

Sie hatte gespürt, wie ihre Flügel sich veränderten, bevor sie zu ihnen gesehen hatte. Ihre einst weißen Schwingen wurden immer dunkler, bis sie ein schmutziges Grau annahmen und fast schwarz wirkten. Ihre reine unschuldige Seele nahm die Finsternis von seinem Blut besudelten und hass befleckten Seele in sich auf. Bis ihre Augen und ihre Flügel vollends schwarz wie die finsterste Nacht wurden.

Doch sie dachte keine einzige Sekunde an sich. Sie legte stattdessen ihre Hände an seine Wangen und versuchte ihn zu beruhigen, ihm die Angst vor dem, was kommen könnte, zu nehmen. Sie suggerierte ihm, dass er nicht alleine war. Doch trotz aller Bemühungen saß die Angst tief. Allerdings war es nicht die Angst vor dem Tod, die so kraftvoll in seinen Augen schimmerte, sondern die Angst vor dem, was der Dunkle Lord tun würde, wenn er seinem Befehl nicht ausführte. Und auch wenn die Anderen nicht wussten, dass er dies alles tat, um nicht seine Haut zu retten, sondern ihre, verlor er jetzt sein Ziel langsam aus den Augen.

Der Spott, die Quallen, die er auf sich genommen hatte, waren um sonst als das Leben, welches er nicht leben konnte, langsam aus seinen Augen, aus seinem Körper entwich. Nur haarscharf war Draco in dieser Nacht dem Ende entwichen.

Die Albträume, die nach dieser einen schrecklichen Nacht folgten, in denen er die Schreie der anderen vernahm, ließen ihn mit ihrer Hilfe den wahren Schrecken erkennen und sie endlich handeln. Nach diesem einen Augenblick, der für sie nicht länger als ein Wimpernschlag andauerte, ließ ihr nun den Spielraum, den sie so dringend brauchte. Dafür hatte ihr Mensch nur beinahe sein Leben und dass seiner Schulkameraden opfern müssen, hatte sie damals verbittert gedacht, als sie zum ersten Schlag ausholte. Sie machte ihren Menschen handlungsunfähig, als Potter und Granger mit dem ehemaligen Hauselfen Dobby die Flucht antraten, indem sie ihren jungen Schützling entwaffnen ließ und der anderen Seite damit den Weg ebnete.

Doch so mächtig sie nun auch sein konnte, nahm sie, wie schon zuvor nur Augenblicke seiner Zeit gänzlich war auch wenn sie physisch die ganze Zeit über anwesend gewesen ist. Umso frustrierender war es, als sie sich mitten im Raum der Wünsche befand und um sie herum der Schutt lichterloh brannte. Mit ihren schwarzen Flügeln versuchte sie die letzten Flammenzungen von Draco fernzuhalten, Potter und sein Gefolge um Hilfe zu bitten und als Draco aus dem Flammenmeer errettet wurde, sich für die Seite des Auserwählten in den Kampf zu stürzen.

Doch im Moment der Entscheidung, als sie Draco helfen wollte, sich gegen den Dunklen Lord zu stellen, wurde alles Schwarz. Das Schicksal meinte es einfach nicht gut mit ihnen beiden. Ihre Federn lösten sich auf. Zum ersten Mal seit ihrer Existenz fiel sie, ohne ihre Flügel ausbreiten zu können und etwas in ihr veränderte sich.

Sie war nun ein Engel, der in die Dunkelheit der menschlichen Abgründe fiel. Sie war nun ein gefallener Engel, ohne Gnade des Allmächtigen.

Draco Malfoy FF - Unsterbliche Seelen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt