Draco:
Diese Miss Psychés hatte sie eindeutig nicht mehr alle, dennoch fühlte er sich in ihrer Gegenwart anscheinend wohl. Seine innere Anspannung, die ihn bereits seit dem Krieg verfolgt hatte, ließ ein wenig nach. Verwundert, ja sogar beinahe erfreut, wollte er juchzend aufspringen, diese Squib umarmen und seinen Tränen, die schon so lange warten vergossen zu werden, weinen.
Allein jedoch die Tatsache, dass er nicht wusste, wie das mit dem Pergament möglich war, hielt ihn davon ab. Nicht sein Stolz, der Name Malfoy oder sonst irgendeine Erziehungsmaßnahme seines Vaters, sondern ein blödes Stück Papier, ließ ihn seinen Rücken durchstrecken und frustriert aufschnaufend.
„Wie hast Du das gemacht?" etwas verwirrt, sah ihm die junge Frau an und dabei flackerte so etwas wie Enttäuschung in ihren Augen auf.
„Ich habe nur das gemacht, was auf dem Zettel steht." Kam es von ihr als Antwort und erneut fuhr sich Draco mit seinen Händen übers Gesicht. Wollte diese Squib ihn nicht verstehen, oder wusste sie es wirklich nicht? Doch bevor er erneut ansetzen konnte, tauchte eine recht einschüchtern wirkende Frau im Zimmer auf. Sie musste wohl geklopft haben, denn sie wirkte nicht, als wäre sie unangekündigt in diese Farce geplatzt.
„Mr. Malfoy, sie sollten lernen einfach mal DANKE zu sagen anstatt, die Leute mit Fragen zu bombardieren." Ihr ton war scharf und ließ keine Wiederrede dulden. Etwas an Ihrer Art, kam ihm schrecklich bekannt vor und sein Magen drehte sich von einer Sekunde auf die andere um. Doch sein Verstand konnte diese Frau nicht wirklich zuordnen.
Schnell versuchte er sich auf etwa anderes, oder besser auf jemand anderen zu konzentrieren. Alexia schien jedoch mittlerweile mehr die Aufmerksamkeit der ruppigeren Frau erhaschen zu wollen.
Doch auch dieser Eindruck war nur von kurzer Dauer. Lange bedachte er also diese beiden Frauen mit einem tief grübelnden Blick, bevor er kurz in die Richtung der Älteren nickte und zu der jüngeren ein „Danke" murmelte. Augenblicklich erhellte sich Alexias Mine und ihr Augen bekamen einen wunderschönen Glanz, den der ehemalige Todesser bisher noch nie an einem Lebewesen zu Gesicht bekommen hatte.
Es wirkte, als wären ein Teil von ihm in ihr. Der Teil, den er so lange verloren glaubte und nun in ihr wiederfinden könnte. Der Teil auf dem er so lange verzichten musste und zwar der, der Freude, Glück und Liebe empfinden konnte.
Perplex über diesen Gedanken, schüttelte er zum wiederholten male sein Haupt und sah die beiden Frauen einfach nur stumm danach an. Florentina, die ältere der beiden, stellte sich ihm kurz vor, bevor sie ihm bedeutete mit nach vorne zu kommen. Etwas zögerlich, stand er auf, begleitete die beiden nach vorne und konnte kurz etwas an Florentinas Unterarm aufblitzen sehen, was ihm durch Mark und Bein ging.
So kurz dieser Augenblick auch gewesen war, wo er nur das unterste Ende dieses dunklen etwas erkennen konnte, war er sich doch sofort sicher gewesen, was dieses Zeichen zu bedeuten hatte. Es war dasselbe Zeichen, was auch auf seinem Unterarm prangte und welches er jeden Tag mit bedauern und Hass anstarrte. Schon oft vor und nach dem Krieg, hatte er sich diese Stelle blutig gekratzt, hatte mit einem Messer sogar versucht, dieses Stück Haut zu entfernen.
Das Mal jedoch wollte sich nicht von seinem Körper abtrennen lassen. Beinahe versucht war er schon seit einer Weile, sich einfach gänzlich von seinem Arm zu trennen, damit dieses Mal der Schande, nicht länger seinen Körper zierte, doch dafür war er zumindest im Moment noch nicht stark genug.
Alarmiert darüber, einen weiteren Todesser gegenüber zu stehen, der nicht in Askaban saß oder in irgendeinem Grab verscharrt lag, zog er seinen Zauberstab. Bewaffnet oder unbewaffnet, hatte im Moment für ihn keine Bedeutung. Er würde dieser Florentina ohne Zauberstab in den Händen auf keinen Fall länger gegenübertreten.
Zu groß war seine Angst davor, in eine Falle getapt zu sein und als Verräter von jemanden wie ihr hingerichtet zu werden. Verräter... Das passende Wort für ihn. Er hatte Dumbledore, Potter und Hogwarts verraten und bei der entscheidenden Schlacht hatte er erst mit seinen ehemaligen Kammeraden gekämpft und sie dann aufs Neue hintergangen in dem er sich erneut dem Dunklen Lord angeschlossen hatte. Nur um sogleich im Getümmel, als Potter wieder erwachte mit seiner Mutter zu verschwinden.
Er war ein Feigling, ein Verräter und nicht einmal er selbst konnte sich das verzeihen. Er war einfach nichts Halbes und nichts Ganzes, er war einfach ein Nichts, doch dieses Nichts wollte nun einmal leben, was seine weißen Fingerknöchel, die verkrampft um seinen Zauberstab, hervorgehoben wurden, bewiesen.
Nun stand er dieser Florentina mit gezückten Zauberstab gegenüber. Jeder in diesem kleinen Café konnte den Stab in seiner Hand deutlich sehen, doch diese Frau, diese Todesserin störte sich genauso wenig daran wie es diese Squib tat. Stattdessen fingen die Beiden an zu plaudern, dass der heutige Tag mehr als aufregend genug war für die ganze restliche Woche, dabei wirkte diese Florentina nicht gerade so erfreut, wie diese Alexia.
Diese junge Frau mit den großen Augen, lächelte breit übers Gesicht und erzählte etwas von Eulenpost, einer Eisenbahn und einem grimmig wirkenden Zwerg, welcher angeblich ein Kobold nach Aussage von Flora war.
Er verstand die Welt nicht mehr und zweifelte schon an seinem Verstand, als Alexia neben sich auf den gepolsterten Barhocker klopfte und Florentina um ein weiteres Glas mit einer bräunlichen Flüssigkeit bat. Widerwillig, setzte er sich zu ihr und besah sich die Frau hinter dem Tresen, dabei versuchte er keine ihrer Bewegungen aus den Augen zu verlieren.
Platzgenommen, lösten sich seine Verspannungen wieder von Zauberhand. Ruhe kehrte in ihm ein und wieder wurden seine Augenlider schwerer. Ein Schlafzauber kam es ihm in den Sinn, der Drang zu schlafen war jedoch nicht groß genug dafür. Ohne darüber nachzudenken, griff er nach dem Glas, welches plötzlich vor ihm stand und sog ein wenig an dem Strohhalm darin. Die bräunliche Flüssigkeit schmeckte gut, süßlich mit einem Hauch von Minze. Schlagartig wurde er wacher und er ließ seinen Zauberstab auf dem Tresen fallen, um das Glas mit beiden Händen festzuhalten. Wie ein fünfjähriger, saß er nun auf dem Barhocker, mit dem Glas in den Händen und sein blondes Haar fiel ihm sachte ins Gesicht.
Warum fühlte er sich plötzlich, als wäre er zuhause angekommen?
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Draco Malfoy FF - Unsterbliche Seelen ✔
FanficUnsterbliche Seelen ist die Geschichte eines Todessers Kann Spuren von Gewalt enthalten: Nachdem Krieg gab es nichts mehr für ihn. Bis er Miss Alexia Psychés begegnete, die ihn nicht nur durch sein letztes Jahr in Hogwarts begleitet, sondern sein...