44 || ... So liebe ich dich heute mehr als gestern und morgen noch mehr

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Am nächsten Morgen aufzuwachen und festzustellen, dass das alles doch kein Traum war, war einerseits eine riesige Erleichterung. Ich habe meinen Verlobten also wirklich geheiratet und das war kein Traum! Andererseits war da wieder dieses unfassbar schwere Gefühl in meinem Herzen.

Yoongi und ich hatten keine Hochzeitsnacht.

Wir hatten nicht miteinander geschlafen. Noch viel schlimmer, hatte er ziemlich gemeine Sachen zu mir gesagt und das konnte ich nicht einfach wieder vergessen. Mein Yoongi wollte nicht mit seinem Jimin schlafen. Er hatte zwar gesagt, ich solle das vergessen, aber welcher normale Mensch wurde so etwas denn einfach vergessen können?

Ich wachte also schon um halb neun am Morgen auf. Eigentlich könnte ich noch weiterschlafen, aber so langsam hatte ich mächtigen Hunger. Ich frühstückte nur schwer zu Hause, aber das auch nur, weil ich immer entweder einen Snack in der Nacht hatte oder wenigstens ein erzwungenes Abendessen mit meinen Eltern.

Ich gähnte auf, streckte mich leicht und drehte mich dann auf die andere Seite. Ich hatte zuerst ein warmes Gefühl, als ich auf Yoongi sah. Aber dann stellte ich ganz schnell fest, dass das warme Gefühl meine schwere Brust nur noch viel schwerer machte.

Was hatte ich falsch gemacht?

Sicher. Ich redete zu wenig. Ich war zu verschlossen, zu schüchtern, zu ängstlich. Ich konnte mich meinem Verlobten nicht so annähern wie ich es wollte und nur, weil unser Level der Beziehung anders hieß, muss es doch nicht bedeuten, dass der ach so verschlossene und schüchterne Jimin jetzt plötzlich in der Lage war frei und ohne irgendwelche Hemmungen mit seinem Ehemann zu reden und noch viele andere Sachen zu tun.

Ich sah ihn mir lange an. Ich sah mir meinen Yoongi tatsächlich sehr lange an. Seine Wangen, die irgendwie zerknautscht aussahen. Die geschlossenen Augenlider. Manchmal zuckten seine Augen unter ihnen. Ich sah mir die vollen, rosa Lippen an. Er hatte so wunderschöne Lippen. Sie waren mir die liebsten und doch traute ich mich nie ihn zu küssen. Das war ja so etwas von peinlich! Ich seufzte auf, drehte mich auf meinen Rücken.

Wenn ich an gestern dachte, dann war es nicht so schlimm. Der Morgen war... chaotisch, ja... aber wir hatten ihn beide überlebt. Noch besser hatten wir uns dann endlich das Ja-Wort gegeben. Ich hatte meinen Verlobten zu meinem Ehemann genommen. Bei dem Gedanken streckte ich meine rechte Hand nach oben zur Decke, spreizte meine Finger ab und betrachtete das schöne Gold. Er war das Zeichen unserer Liebe...

Aber dann wollte Yoongi in unserer Nacht keine Liebe mit mir machen. War ich so schlecht? War ich als Jimin etwa so scheiße, dass mich selbst mein Ehemann in der besonderen Nacht nicht wollte? Hallo? Er hätte auch einfach davon absehen können, wir hätten es miteinander gemacht - der Tradition wegen - und dann wären wir am Morgen aufgewacht und hätten nie wieder ein Wort darüber verloren. Aber so war das einfach nur ganz komisch.

Was sollte ich denn davon auch halten? Er wollte nicht sagen, wie sehr er mich nicht wollte? Das alles war ihm nur so "rausgerutscht"? Aber hinter jedem "Ausrutscher" liegt irgendwo etwas wahres. Also wieso sollte ich Yoongi glauben?

Vielleicht, weil er dein Ehemann ist.

"Jiminie?" Ich schloss die Tür zum Badezimmer viel zu laut, als er mich so erschreckte. Himmel. Ich blickte zum Bett, nur um zu sehen, dass man Mann auch endlich wach war. Zwei Stunden später, als ich, aber das war in Ordnung so. Ich durfte nicht von ihm verlangen, dass er plötzlich zum Frühaufsteher mutierte, nur weil ich einer war. "Guten Morgen..." Ich nickte schnell, schlug die Decke auf und setzte mich wieder drunter.

Yoongi in die Augen zu sehen, war viel schwieriger als ich dachte. Ich hatte nur noch das von letzter Nacht im Kopf und leider war das kein traumhaft guter und schöner, dazu noch wirklich ultra geiler Sex.
Da war auch kein holpriges, mieses, chaotisches, aber dennoch schönes erstes Mal. Sondern eigentlich genau das Gegenteil. Was hatte ich in meinem ganzen Leben nur angestellt, dass ich immer so ein großes Pech hatte?

Verlobt, Verliebt, Verheiratet || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt