Verlobt, Verliebt, Verheiratet || Yoonmin

23 || Du und ich - wir sind eins...

"Wollen wir uns jetzt ignorieren?", fragte Yoongi leise, als er sich an seinen Laptop setzte. Ignorieren? Ich ignorierte nie jemanden. Ich hatte nur nicht das Bedürfnis mich zu unterhalten. "Nein." Nein, ich würde niemanden einfach ignorieren und wie Luft behandeln, wie man es bei mir gemacht hatte. Vor allem aber konnte ich Yoongi einfach nicht lange genug sauer sein. "Okay. Ich wollte mich nämlich bei dir entschuldigen, Jimin." Ja...

"Okay." Aber eine Entschuldigung machte nicht gut, dass er mich nicht verstanden hatte. Es machte bei mir nicht wieder alles gut. "Also ist zwischen uns alles gut?" Ich blätterte um, nickte schnell. "Ja, alles gut." Ja, zwischen uns war alles gut. Bei mir war nichts wieder gut. Aber deswegen konzentrierte ich mich auf den Inhalt des Buches. Ich las die Buchstaben, Wörter, Zeilen und Seiten. Yoongi sah mich noch an, das merkte ich und mein Buch half mir da sehr gut weiter, nicht wieder in einen panischen Blackout zu rutschen.

"Oh, du hast ja Besuch." Ich wusste, dass Yoongis bester Freund wieder kommen würde, aber ich hatte schon ganz vergessen, wie laut er eigentlich war. "Hallo, Jimin!" Ich seufzte innerlich auf, zwang mich aus Höflichkeit aufzusehen. "Hallo, Hoseok." Er lachte plötzlich so viel lauter. "Boah! Bist du groß geworden!" Ja, danke auch. Er ging zu mir und umarmte mich dann plötzlich. In mir sträubte sich alles. Ich mochte das so überhaupt nicht. Yoongi schmunzelte etwas, das konnte ich im Augenwinkel sehen.

"Wieso umarmst du mich?" Ich schob Hoseok weg von mir, sah ihn bewusst nicht an. "Hm? Na, weil ich dich so lange nicht mehr gesehen habe!" Ja und für mich war das kein Grund, mich einfach in die Arme zu nehmen. "Ich mag es nicht angefasst zu werden.", erklärte ich ihm leise, griff panisch in mein Buch, als sich seine Arme wieder um mich legten. Was hatte ich gerade gesagt? "Ach komm! Jeder mag Umarmungen!" Ich aber nicht! Unwohl wand ich mich aus den Armen raus, stand ganz auf und wich einen Schritt zurück.

Es hatte einen klaren Grund, wieso ich im Prinzip es immer bevorzugte alleine zu sein. Es gefiel mir so viel besser. Ich bin eben ein introvertierter Mensch, außerdem konnte ich nicht gut mit Menschen umgehen. Hoseok lachte auf, breitete seine Arme wieder aus. Ich hielt ihn panisch an der Schulter zurück. "Ich möchte wirklich nicht umarmt werden, Hoseok." Ja! Wieso hörte mir eigentlich nie jemand zu? Hoseok kicherte etwas. "Schon gut. So verschlossen, wie immer." Na, danke auch. Er lächelte mich an und ich lächelte sogar zurück, bevor ich mich wieder auf das Sofa setzte und mein Buch aufschlug. Ich mochte es nicht mit Menschen zusammen zu sein.

Genau deswegen verkrümmelte ich mich liebend gerne immer in meinem Zimmer. Nur hatte ich hier kein eigenes Zimmer und den ganzen Tag in Yoongis Schlafzimmer zu verbringen, mochte er bestimmt nicht. Deswegen verbrachte ich die Zeit sehr gerne für mich auf dem Sofa.

"Nein, Yoongi. Das passt auch nicht." Ich würde es sogar noch besser finden, wenn ich in Ruhe lesen könnte, aber so viel Glück hatte ich nicht. Denn mein Verlobter stritt sich schon seit über zehn Minuten mit seinem besten Freund. Ich verstand ja weniger von Architektur, aber wieso genau diskutierten sie sich über die Farbe der Fassade? "Ich sage es dir, Hoseok. Das passt so!" Ich war ehrlich genervt, weil alles hier zu laut war. "Jimin! Komm und schau dir das an!" Nein! Zieht mich nicht mit in einen Streit!

Aber ein Nein war so schwer zu erklären also ging ich zum Schreibtisch. Mein Buch vermisste ich schon jetzt. Ich war mir auch so unsicher, wohin ich mich stellen sollte. Aber da mir Hoseok einfach zu laut war, stellte ich mich neben Yoongi hin. Auch wenn mein Herz jetzt schon so nervös flatterte. "Das oder das?" Ich hatte keine Ahnung davon! "A-auf was muss ich denn achten?" Das war doch so schwer. Yoongi sah mich kurz an, dann schüttelte er den Kopf. "Auf gar nichts. Was spricht dich denn optisch mehr an?"

Dein Gesicht.
Aber das konnte ich nicht sagen.

Ich fühlte mich so überfordert! Wie ich muss auf gar nichts achten und wo blieb da das Nachdenken? "Äh..." Hilfe. Hoseok lachte auf. "Einfach spontan!" Spontan. Ja klar. Ich seufzte auf. "Ich bin aber nicht spontan." Nein, das war ich nicht. Ich plante sehr gerne alles vor.