Prolog

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L.A. ist wirklich die Stadt meiner Träume - sowohl der positiven, als auch der negativen Träume. Hier konnte irgendwie alles wahr werden.

Ich bereute meine Entscheidung, von Deutschland nach L.A. ausgewandert zu sein, nicht im Geringsten und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern würde.

Mein Name ist übrigens Jamie, Jamie Skyler. Die meisten meiner Freunde nennen mich aber einfach nur Sky. Ich bin 28 Jahre alt und habe mir vor 3 Jahren, exakt an meinem 25. Geburtstag, meinen großen Traum erfüllt und bin nach Los Angeles ausgewandert - die Stadt der Engel.

Ja, ich weiß, mein Name klingt alles andere als deutsch, was aber daran liegt, dass meine Eltern Amerikaner waren und nach Deutschland ausgewandert sind, als ich 10 war. Ja, ihr habt richtig gelesen, waren.

Als ich 17 war, sind sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich selber saß mit im Wagen und habe schwer verletzt überlebt. Das einzige, was mich heute noch daran erinnert, ist eine kleine Narbe über der rechten Augenbraue und eine etwas größere am Rücken.

Ich musste also schon früh lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, was mir aber, so glaube ich zumindest, ganz gut gelungen ist.

Auf jeden Fall habe ich gelernt, mich durchzuschlagen, habe immer gradlinig meine Ziele verfolgt und bin darum jetzt ausgebildete Fotografin und eine gar nicht mal so schlechte Musikerin. Das mit der Fotografie wurde vom Hobby zum Beruf, Fotografieren war schon immer meine Leidenschaft.

Ebenso gehörte mein Herz aber auch der Musik, mit der ich mich, wann immer ich Zeit dafür hatte, beschäftigte.

Mittlerweile konnte ich Schlagzeug, Keyboard, Mundharmonika und Gitarre spielen. Wobei die Gitarre mit Abstand mein Favorit war.

Ich glaube auch behaupten zu können, dass ich ganz gut singen konnte. Zumindest hat sich noch niemand beschwert, wenn ich damals, in Deutschland, mit meiner Band aufgetreten bin. Und auch jetzt, in L.A., hatte ich eine Band, mit der ich regelmäßig in einer Mischung aus Club und Bar auftrat. Wir hießen ‚The Painted Bird' und spielten Alternative-Rock, Cover-Songs, eigene Kompositionen. Größtenteils etwas düster und emotional angehaucht.

Fragt nicht, wie wir auf den Namen gekommen sind ... Scarlett, unsere Bassistin, zeichnete irgendwann einfach drauf los, als wir auf der Suche nach einem Bandnamen waren, starrte auf ihren Skizzenblock und sagte auf einmal, mehr zu sich selbst, „the painted bird"... Wir schauten uns alle nur fragend an und als ich ihr den Block aus der Hand nahm und sah, was sie da zu Papier gebracht hatte, war ich direkt begeistert. Dem Rest der Band erging es nicht anders. Und so war eben unser Bandname und das damit verbundene Logo kreiert.

Wahrscheinlich denkt ihr jetzt, dass ich, wenn ich in einer Band spiele, auch so ein kaltes Rockstar-Arschloch sein muss, das sich nach der Show ein paar Groupies mit nach Hause nimmt und diese am nächsten Morgen abserviert

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Wahrscheinlich denkt ihr jetzt, dass ich, wenn ich in einer Band spiele, auch so ein kaltes Rockstar-Arschloch sein muss, das sich nach der Show ein paar Groupies mit nach Hause nimmt und diese am nächsten Morgen abserviert.
Manchmal wünschte ich mir tatsächlich, so zu sein. Das würde vieles einfacher machen. Aber eigentlich bin ich die totale Romantikerin, die immer von der einen großen Liebe geträumt hat und sich nichts mehr wünschte, als mit dieser bis ans Ende ihrer Tage zusammen zu bleiben.
Ganz nach dem Motto:
und sie ritten glücklich in den Sonnenuntergang ...
Dieses Glück ist mir aber verwehrt geblieben.

Als ich noch in Deutschland lebte, war es sowieso nicht einfach, meinen Deckel zu finden, da ich auf Frauen stehe und mich immer in die Frauen verliebte, die zu 100 % hetero waren und das auch bleiben wollten. Und auch, wenn wir im 21. Jahrhundert leben und es immer heißt, die Gesellschaft sei diesbezüglich doch tolerant geworden, habe ich oftmals das genaue Gegenteil erlebt.
Hier, in L.A., ist das alles ganz anders und mit Deutschland nicht im Geringsten zu vergleichen. Es gibt hier ganze Viertel, in denen nur Lesben und Schwule wohnen und in denen sich eine Szene-Bar an die andere reiht. Und egal, ob im Fitnessstudio, am Strand, in der Stadt, überall begegnet man gleichgeschlechtlichen Pärchen und das ist alles völlig normal. So, wie es ja auch sein sollte.
Ich für meinen Teil ließ aber keine mehr so nah an mich ran, dass daraus etwas werden konnte. Ich hatte keine Lust mehr, der großen Liebe hinterher zu laufen, um dann doch nur wieder enttäuscht zu werden.
Ich bin eigentlich ein sehr emotionaler Mensch und derartige Emotionen schnürten mir die Kehle zu.
Klar, ich flirtete mit den Mädels, was mit meinem Aussehen auch nicht problematisch war. Ich war 1,74 m groß, hatte schwarzbraune, lange Haare, die ich fast immer in einem lockeren Zopf trug, hatte stechend graue Augen und, dank vieler sportlicher Aktivitäten, eine doch recht durchtrainierte Figur. Auch, wenn ich nicht gerade eine Sonnenanbeterin war, hatte ich einen immer leicht gebräunten Teint - das blieb hier auch nicht aus - und auf dem rechten Oberarm trug ich ein großes, schwarzes Tattoo einer Eule, die auf einem Ast saß und um den Hals ein kleines Schloss trug, in dem ein Schlüssel mit einem Herzen am Ende steckte. Die Verästelungen liefen dann auf meinem Unterarm aus. Meistens trug ich eng anliegende, schwarze Jeans im Used-Look, schwarze Shirts oder Hemden, mal mit Weste kombiniert, mal ohne und was meine Schuhe anging, waren diese entweder schwarze Chucks oder irgendwelche coolen Stiefeletten oder Boots, in die ich die Jeans unten leicht hineinsteckte.

Ja, ich könnte auch nach jedem Auftritt ein Mädel mit nach Hause nehmen. So war ich aber nicht. Auch, wenn ich mich vor ihnen immer recht cool gab, sobald sich die passende Gelegenheit bot, machte ich mich alleine aus dem Staub, weil ich einfach nicht der Typ für One-Night-Stands oder dergleichen war.

Apropos nach Hause ... ich habe euch ja noch gar nicht gesagt, wie ich wohne. Was das anging, hatte ich nämlich riesiges Glück gehabt.
Scarlett, unsere eben schon erwähnte Bassistin, hatte ich bereits in Deutschland über Facebook kennengelernt. Schon zwei Jahre, bevor ich dann endlich den Flieger nach L.A. nahm, schrieb ich mit ihr, irgendwann sprachen wir auch per Video-Chat miteinander und ich erzählte ihr recht früh von meinen Auswanderungsplänen. Sie war auch eine der ersten, der ich einen konkreten Termin dafür mitteilte.
Wie es der Zufall wollte, sollte einen Monat, bevor ich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mein Zuhause nennen würde, einer ihrer Mitbewohner ausziehen. Scarlett wohnte so richtig klischeehaft, in einem dieser Szeneviertel, in einem großen Haus mit großem, eingezäuntem Garten und einem riesen Swimmingpool darin. Drum herum Wiese und gepflasterte Bereiche mit Liegen, Sonnenschirmen, Palmen und viel Platz für abendliche Parties. Direkt nebenan befand sich ein gleichgroßes Grundstück mit einem ebenso großen Haus, was von zwei Mädels bewohnt wurde, die schon seit Jahren zusammen waren. Getrennt wurden die Grundstücke von einem hölzernen Zaun, in dem sich jedoch ein großes Tor befand, so dass man seinen Nachbarn jederzeit einen Besuch abstatten konnte. Tja, und in dieser klischeehaften aber unbeschreiblich tollen Umgebung wohnte ich, in einem Haus, in dem ich ein recht großes Zimmer mein Eigen nennen konnte, zusammen mit Scarlett und noch drei weiteren Mitgliedern unserer Band. Dem Drummer Eric, der Keyboarderin Vivienne und unserer Violinistin Beth, die aber auch andere
Instrumente spielte, je nachdem, was gerade gebraucht wurde.

Das Leben hatte es echt gut mit mir gemeint und durch die Auftritte, die wir jedes Wochenende mit unserer Band hatten, ließ sich das alles auch gut finanzieren.
Nichtsdestotrotz wollte ich mir aber noch ein zweites Standbein aufbauen. Los Angeles war nicht gerade günstig und ein paar Rücklagen konnten nicht schaden. Außerdem war ich ja immer noch gelernte Fotografin und recht talentiert auf dem Gebiet. Ich hatte ein wirklich gutes Auge für außergewöhnliche Bilder und ein gutes Gefühl, im richtigen Moment abzudrücken. Meine Bilder waren nicht einfach nur Fotografien - eher kleine Kunstwerke. Damit sollte sich doch Geld machen lassen.

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