Kapitel 6 - Konfrontation

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Montagmorgen ... heute würde ich Allison wiedersehen. Den ganzen Sonntag hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, warum sie so überstürzt das Weite gesucht hatte, habe mich gefragt, ob ich etwas falsch gemacht hatte. Außerdem machte ich mir zusätzlich noch wahnsinnige Sorgen um sie, weil ich nicht wusste, ob sie die Nacht gut nach Hause gekommen ist und wie es ihr ging.
Als ich in den Spiegel schaute, hätte ich mich am liebsten wieder hingelegt. Ich sah fürchterlich aus. Aber was hätte das gebracht? Ich hätte meinen Job aufs Spiel gesetzt und es hätte mir auch nicht weitergeholfen. Ich versuchte mich also, so gut es eben ging, wieder herzustellen.

Ein wenig unmotiviert schwang ich mich auf mein Motorrad. Beim Office angekommen, hatte ich noch fast 20 Minuten Zeit, bis unser Meeting anfing. Ich nutzte diese, um mir vorher noch eine Zigarette zu rauchen, was ich normalerweise vor der Arbeit nicht tat, da ich dort nicht schon nach Zigarette stinkend ankommen wollte. Ich brauchte das jetzt aber, meine Nerven waren eh zum Zerreißen angespannt.
Um zehn vor acht fand ich mich in unserem Meetingraum ein.
Bis auf Allison war ich die letzte. Das war mir aber egal, denn pünktlich war ich ja trotzdem und, ehrlich gesagt, interessierte es mich gerade überhaupt nicht, was im heutigen Meeting besprochen werden sollte. Ich wollte nur wissen, wie Allison reagieren würde und vor allen Dingen wollte ich mit ihr reden.

Bäm! Die Tür flog mit einem lauteren Knallen als üblich ins Schloss. Das konnte ja heiter werden.
Ich schaute zu Allison, doch diese würdigte mich keines Blickes. Sie sah fürchterlich aus.

Sie war blass, hatte dunkle Augenringe und die sonst so perfekt gestylten Haare hingen auch nur mehr schlecht als recht an ihr herunter

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Sie war blass, hatte dunkle Augenringe und die sonst so perfekt gestylten Haare hingen auch nur mehr schlecht als recht an ihr herunter.
Ich schluckte und mein Magen verkrampfte bei ihrem Anblick.
Auch den anderen blieb ihr Aussehen natürlich nicht verborgen, ich konnte einige fragende Blicke sehen.
Sie wünschte uns weder einen guten Morgen, noch sagte sie sonst ein Wort. Lediglich Rick schaute sie grimmig an, der diese Aufforderung sofort verstand und wieder einmal einen Rückblick auf die letzte Woche und dann einen Ausblick auf diese Woche gab.
Verzweifelt versuchte ich Allisons Blick abzufangen, aber selbst, als sie ihren Blick von Rick abwandte, um wieder nach vorne zu sehen und mich dann ja quasi hätte ansehen können, weil ich nach wie vor links von Rick saß, ließ sie ihren Blick bewusst über mich hinweggehen.
Egal, was sie für Probleme mit der Situation von Samstag hatte, ich hatte es nicht verdient, dass sie mich so behandelte.
Schließlich hatte ich sie nicht dazu gezwungen, mich zu küssen. Ich konnte spüren, wie Wut in mir aufstieg.
Während des ganzen Meetings vermied sie es, mich anzusehen.
Ab und zu spielte sie nervös mit ihren Fingern und wirkte nicht ganz so gefasst und selbstsicher, wie sonst. Man konnte es förmlich spüren, dass sie nichts lieber wollte, als, so schnell es ging, den Raum zu verlassen.
Es dauerte auch nicht lange, da war Rick mit seinen Ausführungen fertig. Noch während er sich für das Kommen bedankte und allen einen guten Start in die Woche wünschte, erhob Allison sich, ohne ein erklärendes Wort, und verließ so plötzlich ihren Platz, dass die anderen noch nicht einmal aufstehen konnten.
Und schneller als man gucken konnte, hatte sie den Raum verlassen.
Verdammt, ich musste sie noch erwischen. Auch, wenn es absolut tabu war, sie einfach so anzusprechen, ich musste es tun.
So schnell ich konnte, sprang ich ebenfalls von meinem Stuhl auf und rannte ihr hinterher. Sie stieg gerade in den Aufzug, um wieder zu ihrer Etage zu fahren.
Im letzten Moment sprang ich durch die sich bereits schließende Fahrstuhltür hindurch.
Allisons Blick war mehr als entsetzt. Zum Glück befand sich sonst niemand in dem Aufzug.
Aber es hätte wahrscheinlich niemand gewagt, gleichzeitig mit ihr diesen zu nutzen.
„Allison, verdammt, was ist mit dir los? Rede mit mir!"
Aus der Nähe konnte ich nun sehen, dass sie noch viel fertiger aussah. Ihr gerade noch entsetzter Blick wechselte augenblicklich zu purer Wut.
„Für Sie immer noch Miss Luthor."
Ich glaubte nicht was ich da hörte. Wir schienen mehr Redebedarf zu haben, als es die kurze Fahrstuhlfahrt zugelassen hätte.
Ohne groß nachzudenken, drückte ich auf den Halt-Knopf und brachte damit den Fahrstuhl zum Stehen. Was dazu führte, dass ihre Augen förmlich Funken vor Wut sprühten.
„Was soll das denn jetzt? Sind Sie bescheuert?"
Langsam fing ich auch ein wenig an zu kochen.
„Ich bin bescheuert??? Wer verhält sich denn hier völlig daneben? Ich habe dich Samstag nicht dazu gezwungen, mich zu küssen. Du hast es von dir aus getan und sag mir jetzt nicht, dir hätte es nicht gefallen."
Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Allison ihre Hände zu Fäusten ballte, noch ließ sie mich aber weiter reden.
„Ich habe keine Ahnung, was dann plötzlich in dich gefahren ist. Wir hatten einen wunderschönen Abend und du warst mal nicht so verbittert und böse, wie du dich hier immer gibst."
Alles, was ich dachte, platzte nun einfach aus mir heraus.
„Anscheinend warst du mal einen Abend nur du selbst, ohne dich zu verstellen und darauf kommst du nicht klar, warum auch immer. Und anstatt dich mal zu fragen, was bei dir nicht stimmt, schiebst du mir nun den schwarzen Peter zu und behandelst mich wie ein Stück Dreck. So geht man mit Menschen nicht um. Auch du nicht, Allison Luthor!"
Ihren Namen betonte ich dabei besonders.
Allison kam mir nun bedrohlich nahe und zischte mir ihre Antwort förmlich entgegen.
„Wie ich Ihnen Samstag bereits sagte, war ich bestimmt nicht freiwillig dort und garantiert nicht wegen Ihnen. Ich habe dummerweise jemandem einen Gefallen tun wollen. Und wenn Sie mich nicht so abgefüllt und die Situation ausgenutzt hätten, wäre es niemals dazu gekommen. Und eines kann ich Ihnen versichern:", für einen Moment konnte ich eine Art Traurigkeit in Allisons Augen erkennen, die aber sofort wieder der Wut wich, „dass es mir niemals auch nur das Geringste bedeutet hat. Und wagen Sie sich nicht noch mal, sich ein Urteil über mich zu bilden und mir sagen zu können, wie ich bin und wie nicht. Und, verdammt nochmal, hören Sie endlich auf, mich zu duzen. Sie können froh sein, dass dieser Vorfall keine beruflichen Konsequenzen für Sie hat."
Die Adern auf ihrer Stirn traten mittlerweile deutlich hervor.
Es würde mich nicht wundern, wenn sie mir, in ihrer Wut, auch noch eine Ohrfeige verpassen würde. Den Schlag bekam nun aber der Halt-Knopf ab, womit der Fahrstuhl wieder in Bewegung gesetzt wurde.
„Sollte irgendjemand davon erfahren oder sollten Sie mich noch einmal deswegen ansprechen, wird das hier aber Ihr letzter Tag gewesen sein, das verspreche ich Ihnen."

Mit diesen Worten waren wir in ihrer Etage angekommen, die Fahrstuhltür ging auf und ohne mich noch mal eines Blickes zu würdigen, stieg sie aus. Ich war immer noch unendlich wütend und hätte ihr noch so vieles zu sagen gehabt. Jedoch hatten ihre Worte etwas derart Verletzendes, dass sie mir die Luft abschnürten. Sie wollte mir weismachen, dass es ihr nichts bedeutet hätte. Ja, träum weiter, Allison Luthor.

Ich war so froh, dass ich jetzt einen Außentermin hatte und ein ganzes Stück dafür fahren musste. Vielleicht würde mir das Motorradfahren helfen, meine Wut loszuwerden.
Ich setzte mich auf mein Bike. Als ich mir gerade den Helm aufsetzen wollte, schaute ich zufällig zu ihrem Fenster.
Verdammt, warum musste sie ausgerechnet jetzt dort stehen und raussehen? Wütend setzte ich mir den Helm auf, startete die Maschine und gab so viel Gas, dass der Hinterreifen quietschte und auszubrechen drohte. Irgendwann würde ich mich mit diesem Geschoss noch mal umbringen.

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