Kapitel 27 - Eine Gala, die zu Tränen rührt

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Es war bereits Ende November und ich saß gerade mit Allison in einem Restaurant in Beverly Hills, in dem wir uns zum Lunch getroffen hatten. Meine Verlobte hatte morgens einen wichtigen Termin in ihrer Firma und ich war vormittags in der Galerie beschäftigt.
Bevor wir nun den restlichen Tag zur freien Verfügung hatten, wollten wir erst einmal etwas essen, weil uns beiden der Magen knurrte.
Während sie ein wenig unbeholfen in ihrem Essen herumstocherte, merkte ich, dass ihr etwas auf der Seele lag.
„Na, rück schon raus mit der Sprache. Was ist los?"
Allison legte ihr Besteck zur Seite.
„Dir kann man aber auch nichts vormachen, oder?"
Ich musste lachen.
„Na, ich kenne dich halt viel zu gut. Aber gäbe es denn einen Grund, mir etwas vormachen zu wollen?", fragte ich neugierig.
„Nein ... es ist nur ... weißt du, ich habe eine Einladung zu einer großen Charity Gala bekommen, bei der es um Frauenrechte im Allgemeinen und Opfer von Missbrauch im Besonderen geht."
Ich verstand die Dramatik dahinter nicht. Ich wusste ja, dass Allison sich, seitdem herausgekommen war, dass ihr Vater mehrere Frauen missbraucht hatte, sehr in diesem Bereich engagierte und auch nicht unerhebliche Summen für die Opfer zur Verfügung stellte. Da war es doch eigentlich normal, dass sie zu so einer Gala eine Einladung bekam. Darum sah ich sie auch immer noch fragend an.
„Das Problem ist nur, dass man auch gerne seinen Partner oder seine Partnerin mitbringen darf."
Ich verstand immer noch nicht. Seit wann war ich ein Problem?
„Dort werden aber auch viele Prominente hinkommen und ich weiß ja, dass du auf diesen ganzen Starrummel so gar nicht stehst. Ich hätte dich aber gerne dabei. Andererseits möchte ich dich aber auch zu nichts nötigen, was dir so ein Unbehagen bereitet."
Das war ja mal wieder so typisch Allison.
„Und dafür lässt du dein Steak kalt werden? Du kannst jetzt erst einmal normal weiteressen und ich werde dir jetzt mal was dazu sagen. Ja, du hast vollkommen recht damit, dass mir diese ganzen Hollywood-Stars und Sternchen ziemlich gegen den Strich gehen mit ihrem künstlichen Gehabe. Aber der Anlass ist ja ein wirklich wichtiger. Es geht hier um Frauenrechte und die Unterstützung der Opfer von Gewalt. Was wäre ich denn für eine Freundin, wenn ich nicht stolz wäre, dich dorthin zu begleiten? Natürlich komme ich mit."
Allison strahlte über das ganze Gesicht. Und das war wieder einer dieser Momente, an denen sie wie ein kleines Mädchen wirkte, dem man gerade seinen größten Wunsch erfüllt hatte. Diese Frau hatte einfach so viele Facetten, und jede einzelne war liebenswert.
„Wann soll das Ganze überhaupt stattfinden?"
„Schon am 12. Dezember", nuschelte sie mit nun endlich vollem Mund, „im Beverly Hilton".
„Alles klar, dann wird es mir eine Ehre sein, meine Traumfrau zu begleiten."

Das Event war erst in zwei Wochen und ich zermarterte mir jetzt schon den Kopf darüber, was ich anziehen sollte. Kleider waren ja nicht so meins, aber war das ein Anlass, zu dem ich doch
lieber ein Kleid tragen sollte? Andererseits wusste ich, dass Allison nicht wollte, dass ich mich verstellte und mich ganz genau so anzog, dass ich mich wohlfühlte und einfach nur ich war. Aber etwas Zeit hatte ich ja noch um dafür eine Lösung zu finden.
Zunächst einmal musste ich aber Scarlett und den anderen Bescheid sagen, dass ich wieder einmal bei einem unserer Auftritte ausfallen würde. Das Event fand an einem Samstag statt und natürlich war es eine Abendveranstaltung.
Wir einigten uns darauf, unseren Gig nicht schon wieder abzusagen, da dieses durch die Ereignisse in der Vergangenheit nun schon oft genug vorgekommen war. Vivienne würde meinen Part mit der Gitarre übernehmen und was den Gesang anging, da würden sich Scarlett und sie diese Aufgabe teilen.
Ich war froh, dass mir keiner meiner Freunde böse war. Verstanden hätte ich es allerdings. Aber im Gegenteil, sie konnten meine Situation nachvollziehen und waren fast aufgeregter als ich, als ich ihnen erzählte, was es dort für einen Presseauflauf geben würde und wie groß das Ganze war. Das würde ich wohl nie verstehen, warum die Menschen immer so ausrasteten, wenn die Presse im Spiel war. Scarlett war natürlich auch direkt Feuer und Flamme, als sie erfuhr, dass dort auch einige der bekanntesten Schauspieler auflaufen würden.
Ich verdrehte gespielt genervt die Augen.
„Weiber!"
Damit handelte ich mir allerdings nur eine Kitzelattacke meiner besten Freundin ein.
„Aufhören", japste ich atemlos, „du hast ja gewonnen!"
Sie lachte. „Na, das wollte ich aber auch gemeint haben."
Ich musste trotzdem noch einen draufsetzen.
„Lass das mal nicht deine Emma hören, dass du hinter den Hollywood-Beaus her bist", grinste ich sie an.
„Gucken darf man ja wohl noch. Gegessen wird eh zu Hause. Schmeckt sowieso besser ... oder, Sky?"
Scarlett bedachte mich mit einem allwissenden Blick und ich lief direkt rot an, da sich einige Szenen mit Allison in meinem Gedächtnis manifestierten. Scarlett lachte sich natürlich schlapp.

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