Kapitel 19 - Showdown

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Nun war der Tag gekommen, an dem sich alles entscheiden sollte.
Verzweifelt stand ich vor meinem Spiegel und versuchte mir meine Augenringe wegzuschminken, was aber nicht wirklich gelingen wollte. Meine Hände zitterten so, dass ich mir noch fast den Kajal ins Auge gestoßen hätte. Zum Glück war Scarlett zur Stelle und half mir dabei, dass ich wenigstens halbwegs passabel aussah.

Die Trauung sollte um 10:30 Uhr beginnen. Um 9 Uhr war ich mit James in einer Seitenstraße verabredet. Scarlett und die anderen parkten den LKW, mit dem sie gekommen waren und der eine wichtige Rolle in dem Ganzen spielen sollte, noch eine Straße weiter weg. Sicher war sicher.
James war pünktlich auf die Sekunde. Wir sprachen die letzten Details ab, wer wann seinen Einsatz hatte.
Mittlerweile war ich so nervös, dass ich das Gefühl hatte, mich jeden Moment in die nächste Ecke übergeben zu müssen.
Darum war es auch gut, dass wir etwas weiter weg geparkt hatten. So sah ich nicht die ganzen Hochzeitsgäste, die sich vor der Kirche absetzen ließen und vor allem sah ich Allison nicht schon vorher. Ihr Anblick hätte mich wohl nicht mehr klar denken lassen.

Eine Stunde vor Beginn der Trauung musste James sich von uns verabschieden. Er musste sich nun umziehen, da er sich als Kirchendiener in die Kirche einschleusen wollte. Sobald die Gäste sich alle eingefunden hätten und die Trauung beginnen würde, wollte er mir per SMS Bescheid geben, damit wir unseren Plan durchziehen konnten, bevor Allison und Dean sich das Ja-Wort gegeben hatten.
Ich ging zu den anderen, die selber schon ganz ungeduldig am LKW warteten. Um nicht tatenlos herumzustehen, lösten wir schon einmal die Plane des Aufliegers, um sie gleich zügig zur Seite schieben zu können. Jetzt fing auch noch Eric an, nervös zu werden.
„Hast du James nach den Stromanschlüssen und den externen Generatoren gefragt? Geht das alles klar? Sind die bereit?"
„Eric, bitte ... ja, sobald alle Gäste drin und die Türen geschlossen sind, fahren wir mit dem LKW vor. Ein paar Kollegen von James kümmern sich dann sofort um die Anschlüsse. Sobald die Trauung begonnen hat, bekomme ich dann eine SMS von ihm. Komm wieder runter. Ich bin schon nervös genug."
„Aber woher wissen wir, wann die Türen geschlossen sind?"
Verdammt, da hatte er recht. Das konnten wir von hieraus nicht sehen. Es musste sich also jemand in Sichtweite der Kirche begeben und uns dann Bescheid sagen. Ich konnte das auf keinen Fall, wenn mich jemand gesehen hätte, wäre das nicht gut gewesen. Emma und Scarlett fielen ebenfalls raus und Eric musste den LKW fahren. Blieben nur noch Beth oder Vivienne. Beth brauchte ich allerdings nicht lange zu überreden, sie erklärte sich von sich aus bereit, das zu machen.
„Ok, dann ruf kurz an, sobald die Türen zugehen. Und pass auf, dass dich niemand sieht und Verdacht schöpft."
„Alles klar, kriege ich hin."
Gab es jetzt noch etwas, woran wir nicht gedacht hatten? Mir fiel nichts ein.

Es war mittlerweile 10 Uhr. Noch eine halbe Stunde, wenn die Trauung pünktlich begann. Ich setzte mich auf die Bordsteinkante und kramte meine Zigaretten hervor. Ich hätte jetzt die ganze Schachtel auf einmal rauchen können.
Um 10:15 Uhr ging mein Handy. Es war Beth.
„Leute, die Schotten sind dicht. Seht zu, dass ihr eure Ärsche hier hin bewegt."
Ohne darauf zu antworten, sprangen wir in den LKW und Eric gab Gas. Direkt vor der Kirche hielten wir an. Und tatsächlich, die Kollegen von James machten sich daran, den Stromgenerator anzuschließen und in Windeseile alles zu verkabeln.
Eric und ich zogen die Plane von dem LKW, was sich schwieriger gestaltete, als gedacht. Mit Hilfe der anderen war das Problem aber auch recht schnell gelöst. Unter der Plane, auf dem Auflieger des LKWs, verbargen sich unsere Instrumente.
„Hoffentlich sind die Boxen laut genug. Das waren die besten, die ich kriegen konnte."
Eric wieder mit seiner Panik.
„Dreh einfach alles auf Anschlag auf. Mehr können wir nicht tun."
Aus den Augenwinkeln sah ich einige Streifenwagen und einige zivile Fahrzeuge der SVU, die sich rund um die Kirche postierten. Ein wissendes Lächeln huschte über meine Lippen.

10:30 Uhr. Wir standen alle an unseren Instrumenten, als ich auch schon eine SMS von James bekam. Diese hätte er sich aber auch sparen können, da der einsetzende Hochzeitsmarsch, der von der Kirchenorgel gespielt wurde, bis hier draußen hörbar war.
Was nun folgte, würde man in einem Western wohl als waschechten Showdown bezeichnen.

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