Kapitel 20 - Coming home

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In der Nacht schreckte ich, zwischen diffusen Albträumen, immer wieder hoch, weil das Erlebte wohl noch ganz schön in meinem Unterbewusstsein arbeitete. Aber Allison redete immer wieder behutsam auf mich ein und drückte mich beschützend an sich, so dass ich auch immer relativ schnell wieder einschlief.
Irgendwann muss ich dann auch so fest eingeschlafen sein, dass ich es noch nicht einmal mitbekommen hatte, dass Allison schon vor mir aufgestanden war. Wach wurde ich erst dadurch, dass Scarlett und Emma an unsere Tür klopften.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es bereits Mittag war und die anderen so langsam aber sicher zur Rückfahrt aufbrechen wollten.

Nachdem wir alle noch zusammen gegessen hatten und mein ganzer Kram endlich im Auto verstaut war, machten wir uns auf den Weg.
Eric war mit Beth und Vivienne noch in der Nacht losgefahren.
Dadurch, dass wir jetzt zu viert fuhren, konnten wir uns mit dem Fahren abwechseln und mussten nur anhalten, um zur Toilette zu gehen oder mal etwas zu essen. Die beiden, die jeweils auf der Rücksitzbank saßen, konnten in der Zeit etwas schlafen.
Ich war heilfroh, Chicago nun hinter mir lassen zu können. Und freiwillig würde mich diese Stadt auch nicht noch mal wiedersehen.

Nach dem letzten Wechsel übernahm ich das Steuer.
Wenn wir gut durchkamen, wären wir Montagabend so gegen 23 Uhr wieder zu Hause. Kurz vor L.A. druckste Allison ein wenig herum.
„Ich ... sag mal, Jamie ... würde es dir was ausmachen ... also, klingt vielleicht blöd, aber kann ich mit zu dir kommen?"
Ich war verwundert über diese Frage.
„Warum sollte mir das auf einmal etwas ausmachen?"
„Ich meine, so ganz. Ich möchte nicht mehr nach Hause."
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.
„Du fragst also gerade, ob du bei mir wohnen kannst?"
Sie schaute mich mit einem Blick an, der mit dem eines ausgesetzten Hundewelpens ohne Weiteres hätte konkurrieren können.
„Ja, wenn die anderen auch damit einverstanden wären, natürlich nur."
Scarlett konnte ich gerade nicht fragen, weil sie schlief und die anderen waren ja gerade nicht da. Aber ich wusste, dass sie Allison alle mochten und ich darum auch stellvertretend für sie sprechen konnte.
„Natürlich kannst du bei uns wohnen. Du gehörst doch schon längst zur Familie. Die anderen werden sich bestimmt sehr freuen und ich freue mich sowieso. Ich hätte dich doch eh am liebsten 24/7 bei mir."
Ein wenig zu stürmisch fiel Allison mir um den Hals und ich hatte alle Mühe, den Wagen in der Spur zu halten.
„Holla, nun aber mal langsam", lachte ich, „don't touch the driver!"
Auf einmal war da dieses Funkeln in Allisons Augen, was ich so lange nicht mehr sehen durfte und prompt legte sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel.
„Ach ja? Ich darf die Fahrerin also nicht anfassen? Bist du dir da ganz sicher?"
Sie schaute mich immer noch mit diesem Blick an, der mir eine Gänsehaut verpasste. Als ich nicht direkt antwortete, ließ sie ihre Hand noch etwas höher wandern. Nervös umklammerte ich das Lenkrad.
„Ähm ... Allison, ich muss mich auf die Straße konzentrieren."
Sie rutschte noch ein Stück näher zu mir rüber.
„Bist du denn nicht multitaskingfähig?"
Ihre Stimme war nur ein Flüstern an meinem Ohr. Wenn wir gleich vor dem nächsten Baum landeten, war das definitiv nicht meine Schuld.
„Leute! Ihr habt Publikum, schon vergessen?"
Das war Scarlett, die mittlerweile wach war und uns einen amüsierten Blick zuwarf. Augenblicklich bekam mein Gesicht die Farbe einer reifen Tomate, was mal wieder zu allgemeinem Gelächter führte. Hach, es war schön, dass alles wieder beim Alten war.

Kurz nach 23 Uhr fuhr ich in unsere Einfahrt ein, stellte den Wagen ab und lud, gemeinsam mit den anderen, das Gepäck aus. Die Nacht war sternenklar und wunderschön.
Genauso, wie die letzte Nacht, die ich mit Allison hatte, bevor ihr Vater sie mit nach Chicago nahm.
Bevor wir jedoch reingingen, wollte mir Scarlett unbedingt noch etwas zeigen. Sie führte mich zu Erics Garage und öffnete diese.
„Ich habe noch eine kleine Überraschung für dich."
Als sie das Lich anmachte, blickte ich auf mein Motorrad.
„Eric hat die ganzen Kratzer rausbekommen und es sieht aus wie neu."
Sie strahlte über beide Ohren. Stimmt, ich hatte mein Bike damals ja einfach in den Dreck geworfen, nachdem ich erfahren hatte, dass Allison weg war. Behutsam strich ich über den matten Lack meiner Maschine, bevor ich mich zu Scarlett umdrehte und diese fest in meine Arme schloss.
„Danke! Einfach für alles! Danke, dass du mir immer so bedingungslos zur Seite stehst und für mich da bist. Ich bin so froh, dass ich dich in meinem Leben habe."
„Nichts zu danken. So ist Freundschaft nun mal."
Bevor ich wieder anfing, vor Rührung loszuheulen, gingen wir endlich ins Haus.

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