Kapitel 9 - Besuch in der Chefetage

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Insgeheim hoffte ich, Allison würde Samstag zu unserem Gig kommen. Leider tat sie das nicht, was in mir ein wenig die Angst aufkeimen ließ, sie hätte es sich doch wieder anders überlegt. Andererseits wusste ich auch, dass wir noch lange nicht so weit waren, wie Scarlett und Emma.
Diese kam Samstag natürlich ins Rage.
Auch wenn mir Allison Freitag ein kleines Türchen zu ihrem wahren Ich geöffnet hatte, war dieses nicht mehr, als ein ganz kleiner Spalt.
Was ihr auch immer in ihrer Vergangenheit widerfahren war, das müsste sie mir wohl erst offenbaren, bevor es für uns überhaupt den Ansatz einer gemeinsamen Zukunft gab.
Den ganzen Sonntag konnte ich es kaum abwarten, dass der Tag endlich vorüber ging und ich Allison am Montag endlich wiedersehen konnte.
Auch wenn ich sie wohl nur während unseres Meetings aus der Ferne bewundern können würde.

Am Montag kam ich schon um 7:30 Uhr beim Magazin an.
Vielleicht, weil ich insgeheim hoffte, Allison vorher irgendwo sehen zu können, was natürlich nicht der Fall war.
Als sie dann um Punkt 8 Uhr den Meetingraum betrat, knallte sie die Tür nicht ganz so feste zu, wie es sonst der Fall war.
Ich verfolgte jeden ihrer Schritte und sie sah wieder umwerfend aus. Auch wenn sie heute wieder ihre übliche Kühle an den Tag legte.
Ich konnte nicht abstreiten, dass ich das auch irgendwie sexy fand, jetzt, wo sich unser Verhältnis zueinander minimal geändert hatte. Und das hatte es tatsächlich.
An ihrem Platz angekommen, begrüßte sie zuerst alle mit einem knappen „guten Morgen", bevor sie sich setzte. Sie schaute einmal in die Runde und als ihr Blick bei mir ankam, verweilte sie minimal länger bei mir, als an allen anderen. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich ein kurzes Aufblitzen in ihren Augen vernehmen, was mir wieder einmal einen Schauer über den ganzen Körper jagte.
Dann setzte sie sich und überließ, wie üblich, Rick das Wort.
Während dieser sprach, schaute Allison oft in seine Richtung.
Augenscheinlich, um ihm zuzuhören. Für jeden anderen musste es zumindest so ausgesehen haben. Allerdings ruhte ihr Blick oft auf mir, was ja absolut unauffällig möglich war, da ich, wie immer, links neben Rick saß.
Ich hätte gelogen, hätte ich behauptet, dass mich das nicht nervös gemacht hätte.
Leider war das Meeting viel zu schnell vorbei und ich musste zusehen, wie Allison das Büro verließ und schneller weg war, als mir lieb war.

In dieser Woche arbeitete ich hauptsächlich im Büro, da ich in der letzten Zeit viele Shootings hatte und dementsprechend viele Bilder bearbeiten musste. Vielleicht würde ich Allison so ja noch mal über den Weg laufen können. Aber weder sah ich sie am Dienstag, noch am Mittwoch.
Ich vermisste sie. Vor allem fragte ich mich, ob das jetzt immer so laufen würde. Klar, ich verstand, dass sie Zeit brauchte, aber ich wusste nicht, ob ich das so auf Dauer aushalten konnte.

Am Donnerstag, kurz vor Feierabend, stand Rick auf einmal vor meinem Schreibtisch.
„Jamie? Ich weiß ja nicht, was du angestellt hast, aber du sollst umgehend zur Chefin ins Büro kommen."
Mir rutschte mein Herz in die Hose. Nicht, weil ich dachte, tatsächlich etwas falschgemacht zu haben, sondern weil ich Allison gleich sehen würde und das ein verdammt kluger Schachzug von ihr war.
Ich tat so, als würde sich alles in mir dagegen sträuben, nun bei ihr antanzen zu müssen, was Rick mir auch sofort abkaufte.
In der Chefetage angekommen, begrüßte ich Emma, die mir wissend zuzwinkerte.
Ich klopfte vorsichtig an die Tür zu Allisons Büro.
Mir wurde gerade bewusst, dass ich dieses noch nie betreten hatte.
Nach einem strengen „Herein" betrat ich ein wenig unsicher den großen Raum und schloss vorsichtig die Tür hinter mir. Wie ein Schulkind blieb ich an Ort und Stelle stehen und schaute auf meine Chefin, die mit verschränkten Armen vor ihrem großen Schreibtisch lehnte.
Wieder einmal raubte mir alleine ihr Anblick den Atem.
Dieses Mal trug sie eine schwarze, luftig geschnittene Stoffhose, schwarze High Heels und eine weiße Bluse mit einem tiefen Ausschnitt, die so dünn war, dass man den BH durchscheinen sah. Wie sollte ich dieser Versuchung nur länger widerstehen?
„Miss Skyler ... her kommen!", schmiss sie mir direkt in strengem Ton an den Kopf.
Ging das jetzt schon wieder los? Hatte sie es sich doch schon wieder anders überlegt?
Am liebsten hätte ich das Büro direkt wieder verlassen. Ich tat jedoch, wie mir geheißen, ging auf sie zu und je näher ich ihr kam, desto deutlicher erkannte ich ihre funkelnden Augen, die mich so anders anfunkelten, als sie es sonst taten.
Kaum war ich in greifbarer Nähe, packte sie mich auch schon an den Oberarmen, drehte mich um, so dass ich nun mit dem Rücken an den Schreibtisch gedrückt stand, nahm meinen Kopf in beide Hände und fing an, mich mit einer Leidenschaft zu küssen, die ich hier und jetzt niemals erwartet hatte und die mich total überraschte.
Ich ging sofort auf ihren Kuss ein, weil ich mir gerade nichts Schöneres vorstellen konnte. Langsam öffnete sie meine Lippen mit ihrer Zunge und intensivierte ihren Kuss noch einmal, so dass ich dachte, mir würden jeden Moment die Beine wegsacken. Dabei drückte sie sich so eng an mich, dass kein Millimeter Platz zwischen uns blieb. Als sie sich wieder von mir löste, grinste sie mich an.
„Ich muss schon sagen, Miss Skyler, Sie machen Ihre Arbeit wirklich sehr gut."
Wow, was war denn mit ihr los?
„Wer bist du und was hast du mit meiner Chefin gemacht?", erwiderte ich frech grinsend.
„Ich weiß nicht ... ich habe es irgendwie nicht mehr ausgehalten und musste dich einfach sehen."
Sie schien fast schon wieder etwas verunsichert, als hätte sie ihr Handeln selber überrascht.
„Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?!"
Das hatte sie jetzt nicht wirklich gefragt? Ich nahm ihre Hände in meine und hielt sie fest.
Wieder einmal stellte ich fest, wie weich diese waren und wie wunderschön.
„Allison ... ich habe dich auch vermisst, sehr sogar! Und ich genieße jede Sekunde, die ich bei dir sein darf. Was denkst du denn?"
Wieder küsste sie mich und stand dabei so ungünstig, dass sie ihr rechtes Bein zwischen meine drückte. Mir blieb kurz die Luft weg, bevor ich hörbar ausatmete. Verdammt, ich wollte sie doch sowieso. Viel mehr, als es mir selber lieb war, weil wir uns immer in irgendwelchen ungünstigen Situationen befanden, ich ihr Zeit geben wollte und ich eh die größte Mühe hatte, mich zurück zu halten. Warum machte sie jetzt so was? Ohne, dass ich es hätte steuern können, wanderten meine Hände zu ihrem Hinterteil, umfassten dieses, um sie noch ein wenig enger an mich zu drücken. Lieber Gott, steh mir bei, ihr Hintern fühlte sich noch besser an, als er aussah.
Warum war sie nur so perfekt?
An ihrem unregelmäßigen Atmen merkte ich deutlich, dass es ihr zu gefallen schien. Dann ließ sie aber abrupt von mir ab, wich ein Stück zurück und fuhr sich nervös durch die Haare.
„Sky ... das geht nicht, nicht jetzt, nicht hier ... ich ..."
Ich fiel ihr ins Wort.
„Allison ... es ist alles gut. Ich werde niemals etwas machen, was du nicht möchtest und ich werde auch nicht hinterfragen, warum du es nicht möchtest. Ich möchte dich voll und ganz kennenlernen, aber du gibst das Tempo an und jeden weiteren Schritt. Vergiss das niemals."
Sie ließ den Kopf sinken und flüsterte ein leises „Danke!"
„Es ist vielleicht besser, wenn ich jetzt auch wieder gehe. Du würdest dir niemals so viel Zeit für deine Untergebenen nehmen."
Ich zwinkerte ihr zu. Sie nickte. Kurz bevor ich meine Hand auf die Türklinke legte, richtete sie noch einmal das Wort an mich.
„Sky?"
Ich drehte mich zu ihr um.
„Ja?"
„Hättest du Lust ... also nur, falls du noch nichts vor hast ... würdest du ... Freitag ... möchtest du morgen Abend mit mir essen gehen?"
Warum tat sich diese fantastische Frau mit solchen Sachen nur so schwer?
„Na klar!"
„Prima!"
Nun strahlte sie über das ganze Gesicht.
„Ich sage dir noch wann und wo."
„Ich freue mich!"
„Ich freue mich auch."
Dann machte ich mich wieder auf den Weg in mein Büro. Noch immer konnte ich ihre Lippen spüren und wenn ich an die heiße Situation von eben dachte, wurde mir direkt schon wieder ganz warm. Allison war verboten heiß und hätte für ihren Körper eigentlich einen Waffenschein gebraucht. Und wenn sie es darauf anlegen würde, könnte sie mich vollständig um den Verstand bringen. Wenn mich das von eben schon so aus der Fassung brachte, wagte ich mir gar nicht auszumalen, wie es wäre, wenn ... Himmel, nein ... Blümchenwiese, Blümchenwiese ...

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