Kapitel 11 - Momente des Glücks

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Ich hatte nicht wirklich schlafen können, nachdem Allison gefahren war. Viel zu viel war dafür in den letzten Stunden passiert. Sie hatte sich mir endlich geöffnet. Aber war sie auch schon bereit, sich wirklich auf mich einzulassen oder war die Angst vor ihrem Vater so groß, dass sie das nicht zulassen würde?
Ich war mir inzwischen sicher, dass sie wahre Gefühle für mich hatte. Das stand ganz außer Frage. Aber sie hatte schon einmal miterleben müssen, wie ihr Vater dieses mit einem Wimpernschlag zerstörte. Wie er ihr alles nahm, was ihr etwas bedeutete. Ich denke, dass sie ihre Angst noch nicht einmal nur auf sich projizierte. Sie würde niemals zulassen, dass er mir mein Leben ruinieren würde und das täte er, erführe er von uns. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, diesen Mistkerl zum Schweigen zu bringen. In meinem Kopf herrschte gerade ein fürchterliches Chaos, Fragen über Fragen, aber keine Antworten und vor allem keine Lösungen.

Ich saß gerade an der Theke unserer Küche und starrte auf mein Müsli, von dem ich nichts angerührt hatte, als Scarlett besorgt ihre Arme um mich legte.
„Hey, was ist passiert? Du siehst ja schrecklich aus."
Ich erzählte ihr die ganze Geschichte.
„Wow, das ist heftig. Was willst du jetzt tun?"
„Ich habe absolut keine Ahnung! Ich werde wohl erst einmal abwarten, wie Allison sich jetzt verhält. Oh man, Scarlett, wo bin ich da nur reingeraten?"
„Bereust du es, dass du sie dir nicht einfach aus dem Kopf geschlagen hast?"
Tat ich das? Für einen Moment musste ich mich das wirklich fragen, aber wenigstens darauf hatte ich eine Antwort.
„Nein ... nein, das tue ich nicht! Weißt du, Scarlett, ich habe früher immer an die wahre Liebe geglaubt. Habe daran geglaubt, dass es irgendwo auf dieser Welt diesen einen Menschen gibt, der für mich gemacht ist, dass ich diesem nur noch nicht begegnet bin. Ich war immer der Meinung, wenn man diesen einen Menschen findet, könnte diese Liebe alles besiegen, weil Liebe über allem steht. Irgendwann habe ich aufgehört, daran zu glauben, weil ich dachte, da ich sie immer noch nicht gefunden hatte, gäbe es sie auch nicht. Manche Dinge brauchen aber einfach Geduld. Als ich Allison begegnet bin, wusste ich, dass sie dieser eine Mensch ist, nach dem ich mein ganzes Leben lang gesucht habe. Liebe ist nie einfach und Liebe braucht Geduld. Aber ich bin mir wieder sicher, dass Liebe auch so stark ist, dass sie alle Hürden überwindet. Dieses Mal mache ich nicht den Fehler, zu früh aufzugeben. Ich werde die Geduld haben, das auf mich zukommen zu lassen. Und ich werde alles dafür tun, damit am Ende alles gut wird."
Für einen Moment war Scarlett sprachlos, was man auch selten an ihr erlebte.
„Sky ... puh, ich weiß nicht, was ich sagen soll ... ich hoffe einfach nur, dass am Ende wirklich alles gut wird. Wenn irgendetwas ist, kannst du auf jeden Fall immer auf mich zählen."
„Danke, das weiß ich doch."
Ich versuchte mir ein Lächeln abzuringen.
„Aber sag mal", versuchte ich vom Thema abzulenken, „wann kommt Emma eigentlich heute?"
In Scarletts Gesicht machte sich ein Grinsen breit.
„Sie wird wohl schon etwas eher da sein. Ich denke mal, so gegen 15 oder 16 Uhr."
„Was ist das jetzt eigentlich zwischen euch beiden? Seid ihr zusammen?"
„Nein, noch nicht so wirklich ... aber ich denke, dass es nicht mehr lange dauern wird."
Es kam nicht oft vor, aber ich erlebte Scarlett doch tatsächlich mal verlegen.
„Ach, Süße ... genieße es. Wenigstens ist es nicht so kompliziert, wie bei mir. Und meinen Segen hast du. Emma scheint wirklich ein sehr lieber Mensch zu sein."
„Pah, als ob ich deinen Segen bräuchte, Mom!"
„Na, na, na ... mal nicht so vorlaut, sonst lege ich dich gleich übers Knie!"
Wir mussten beide aus vollem Herzen lachen, was in Anbetracht der Erlebnisse der letzten Stunden und der Ungewissheit, was noch auf mich zukommen würde, wirklich gut tat.

Emma war natürlich bereits um 15 Uhr da. Keine Ahnung, ob sie bereits mit Allison geredet hatte oder ihre beste Freundin einfach nur gut kannte, auf jeden Fall erkundigte sie sich bei mir, wie es mir ging und ob ich mit der Situation klar käme.
„Ach, Emma ... was bleibt mir denn? Schauen wir, was die Zeit bringt. Mehr kann ich doch eh nicht tun."
Sie sah mich ein wenig mitleidig an. Wahrscheinlich kannte sie, als Allisons beste Freundin, ihre Geschichte auch und wusste, dass da noch einiges auf uns zukommen würde. Ob sie wohl wusste, ob Allison heute kam?
„Sag mal, hast du etwas von Allison gehört, ob sie heute auch kommt?"
„Nein, habe ich leider nicht."
Dann war Emma auch schon wieder mit Scarlett beschäftigt.
Die beiden vergnügten sich im Pool. Ich gönnte ihnen ihr Glück, gar keine Frage. Das, was die beiden hatten, hätte ich nur gerne auch mit Allison. Diese Unbeschwertheit.

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