Kapitel 4 - Peinliche Momente

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Am nächsten Morgen erwachte ich völlig gerädert und schüttete erst einmal drei Tassen Kaffee in mich hinein, um für den Tag gewappnet zu sein. Dieser sollte aber besser verlaufen, als nach den gestrigen Erlebnissen und meinen Träumen angenommen.

Ich traf mich mit Rick, der mich zu meinen Aufträgen für die Woche briefte. Es gab eine große Filmpremiere in der Stadt, bei der ich die Red Carpet Fotos machte. Ihm war dabei besonders wichtig, dass sie sich von normalen Fotos dieser Art, die man massenweise im Internet fand, abhoben. Wahrscheinlich kam diese Anweisung von meiner Chefin, die meine Fähigkeiten
anscheinend ein wenig austesten wollte.
Normalerweise war es gar nicht so einfach, außergewöhnliche Fotos vom Walk über den Roten Teppich zu schießen, was sollte da schon Besonderes rauszuholen sein? Ich meisterte diese Aufgabe aber mit Bravour.
Um mich vor eine Herausforderung zu stellen, musste sie sich schon etwas anderes einfallen lassen.
Bei diesem Gedanken musste ich ein wenig schmunzeln.
Ansonsten gab es einige Interviews in den Räumlichkeiten des Magazins, bei denen ich die Fotos machte. Die restliche Zeit war ich mit der Bearbeitung meiner Bilder beschäftigt und Freitag hatte ich frei. Das kam mir ganz gelegen, da ich diese Woche sowohl am Freitag, als auch am Samstag mit meiner Band im Rage spielen sollte.

Am darauffolgenden Montag gab es, Punkt 8 Uhr, das allmontägliche Meeting, bei dem mit einem Rückblick auf die vergangene Woche und einem Ausblick auf die kommende
Woche geschaut wurde.
Ich saß wieder auf meinem Platz, links neben Rick, was wohl auch so bleiben sollte, da auch die anderen wieder ihre Positionen vom letzten Mal eingenommen hatten.
Die mit einem Krachen ins Schloss fallende Tür bedeutete mir, dass nun auch meine Chefin den Raum betreten hatte. Aber ich konnte ihre Präsenz bereits Sekunden vorher spüren.
Wieder einmal verschlug mir ihr Anblick den Atem. Dieses Mal trug sie eine enge, schwarze Stoffhose, schwarze High Heels und eine weiße Bluse, die sie in der Hose trug und die einen
dermaßen tiefen Ausschnitt hatte, dass dieser erst kurz unterhalb ihrer Brüste in V-Form zusammen lief, jedoch alles verdeckte, was verdeckt werden musste.
Ihren roten Lippenstift hatte sie durch einen dunkelbraunen ersetzt und ihre Augen waren auch viel dunkler geschminkt, als beim letzten Mal, was das eisblaue Strahlen noch deutlicher hervorhob.
Gott, diese Frau war wirklich eine Sünde wert. Aber was dachte ich da? Diese Frau war, ganz nebenbei bemerkt, meine Chefin, versuchte ich mich selber zu ermahnen.
Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich den provozierenden Ton Miss Luthors vernahm. Augenscheinlich hatte Rick eben eine Zusammenfassung der letzten Woche abgegeben, von der ich kein Wort mitbekommen hatte, weil ich total in meine Gedanken versunken war und hatte auch von dem Red Carpet Shooting berichtet.
Nun aber war jeder meiner Sinne geschärft, als diese betörende Frau das Wort direkt an mich richtete.
„Miss Skyler ...", sie machte eine kurze Pause, um mich mit ihren Blicken zu durchbohren.
„ ... wer hätte das gedacht, nettes Ergebnis des Red Carpet Shootings. Sie scheinen tatsächlich
ein wenig von ihrem Job zu verstehen."
Der ironische Unterton in ihrer Stimme blieb mir nicht verborgen und innerlich kochte ich nun doch ein wenig.
Ja, sie war die Chefin, aber was bildete sie sich ein, so herablassend mit mir zu reden?
Sie kannte mich überhaupt nicht und vor allem hatte ich ihr nichts getan. Am liebsten hätte ich ihr einen Spruch zurück gegeben.
Glücklicherweise hatte sie ihren Blick längst wieder von mir abgewandt und Rick das Wort erteilt, der einen Ausblick auf diese Woche geben sollte.
Kurz darauf war das Meeting beendet und nachdem Miss Luthor den Raum verlassen hatte, kam Sam auf mich zu, ein Kollege aus der Redaktion, und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.
„Man, da hat aber jemand unsere Chefin beeindruckt, dass sie sich mal zu einem Lob hinreißen lässt."
Das sollte ein Lob gewesen sein, dachte ich mir im Stillen, dann wollte ich aber nicht wissen, wie es war, wenn sie jemanden mal richtig zur Sau machte. Wie dem auch sei, ich hatte meine neuen Aufträge und machte mich ans Werk, diese zu erledigen.

So, oder auf ähnliche Weise, verliefen auch die nächsten drei Wochen. Ich machte meine Arbeit gut und wenn ich meiner Chefin mal begegnete, erntete ich entweder Blicke, die ich nicht deuten konnte, oder sie warf mir irgendwelche Spitzfindigkeiten zu. Fast so, als wollte sie mich herausfordern oder austesten, wie weit sie gehen konnte, bis ich ihr mal einen Spruch zurück gab.
Glücklicherweise hatte ich mich aber ganz gut unter Kontrolle und fast schon an ihre Art gewöhnt. Auch, wenn mir nach wie vor ihre bloße Anwesenheit oft eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagte.
Meistens arbeitete ich gerade mal drei Tage die Woche, so dass mir immer noch genug Zeit für die Proben mit meiner Band blieb.
An den Wochenenden hatte ich jedes Mal einen riesigen Spaß bei unseren Gigs, die besser nicht hätten laufen können.

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