Kapitel 1

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Ich sah schweigend aus dem Fester in den Regen hinaus. Er hatte kurz nachdem die Seefahrer angekommen waren, wieder begonnen. Abermals fragte ich mich, ob ich wirklich das Richtige tat, doch ich hatte einfach keine Wahl gehabt. Mein Volk hatte gelitten und mir hatte es wehgetan zuzusehen. Es war meine Pflicht es am Leben zu halten und nicht nur das, ich wollte, dass es ihnen gut ging und hier war ihnen das gegeben.

Ich blinzelte ein paar Mal, als ich hinter mir ein leises Rascheln hörte. Mein Gast war wohl aufgewacht. Der Heiler hatte erklärt, dass es ihm nach ein paar wenigen Tagen Ruhe wieder gut gehen würde, doch der Zwerg hatte durch seinen kleinen, stämmigen Körper, welcher stärker in die Tiefe gezogen wurde, wohl mehr abbekommen. Es war alleine schon ein Wunder, dass er den Strand erreicht hatte, geschweige denn am Leben war.
Ich drehte mich langsam zu ihm um und erkannte, dass er wohl bereits mehr von seiner Kraft zurückgewonnen hatte, als erwartet, denn er riss bereits an seinen Fesseln. Ich war normalerweise nicht so streng bei diesen Dingen, doch zur Zeit konnte ich nicht vorsichtig genug sein. Mein Plan neigte sich zwar dem finalen Ende zu, doch ich würde nichts riskieren.
"Die Umstände erfordern sie", erklärte ich sachlich, doch rang mir ein kleines Lächeln ab, während ich auf ihn zuging. Er sah mich kurz wütend und dann etwas verwirrt an. "Mein Name ist Arien, Herrin des Volkes Thilinór, Tochter Gildors", stellte ich mich formal vor, doch der Elb vor mir schien zu zögern dasselbe zu tun. "Legolas, Sohn Thranduils", gab er schließlich Preis und sah mich genau an, um jede Reaktion von mir ablesen zu können. Die Namen sagten mir zwar etwas, doch ich konnte sie nicht wirklich zuordnen, weshalb der Gedanke gleich wieder in meinem Kopf verschwand.
"Und was war das Ziel Eurer Reise?", fragte ich schließlich ohne es länger hinauszuschieben. Er wandte den Kopf kurz ab und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Ich wollte ihm zwar sagen wo sein Freund war, doch würde ich nicht von meiner Frage abweichen. Als ich nichts sagte, fixierte er mich wieder: "Die Ewigen Lande von Valinor." Ich sah ihm prüfend in seine blauen Augen, welche ehrlich in die meinen zurückblickten. Ich wusste natürlich, dass oftmals Elben auf dem Weg dorthin waren, doch warum waren sie nur zu zweit losgezogen und warum ein Zwerg?
"Ein Zwerg würde niemals eingelassen werden", antwortete ich also und verschränkte meine Hände hinter meinem Rücken. "Wir hatten gehofft, dass Herrin Galadriel meinem Reisegefährten Gimli Einlass gewähren würde", erklärte er. Meine Mundwinkel zuckten kurz, als ich im Augenwinkel mitbekam, dass er versuchte mit langsamen, unauffälligen Bewegungen seine Fesseln zu lösen.
"Gestattet Ihr mir die Frage, wo ich mich befinde?", wechselte er plötzlich das Thema, worauf ich mir wirklich ein Lächeln verkneifen musste. Auf diese Frage hatte ich nur gewartet. "Ihr seid im Königreich Sinya Mar angekommen", antwortete ich ihm und konnte die Verwirrung in seinem Gesicht ablesen.
"Ihr kennt es vielleicht besser, als das ehemalige Reich Umbar", erklärte ich schnell, was zu einem Teil die Verwirrung auflöste.
"Umbar wurde in der großen Schlacht zum Ende des dritten Zeitalters besiegt." "Was es uns etwas einfacher gemacht hat, muss ich zugeben, doch ich habe bereits Boten nach Gondor geschickt, um eine Abmachung mit dem König zu treffen. Wir wollen keinen Krieg, nur eine Heimat", erklärte ich ruhig. Natürlich hatte es Blutvergießen gegeben, als wir hier eingedrungen waren, doch mussten wir uns auch irgendwie durchsetzen. Ich war keine brutale Herrscherin, die alles auslöschte, was ihr in den Weg kam, was wohl bewiesen werden musste, da ein leises Klopfen an der Tür ertönte. Etwas überrascht drehte ich mich um. Ich hatte eigentlich um Ruhe gebeten.
Ohne, dass ich die Erlaubnis erteilt hatte, ging sie bereits auf und ein kleiner braunhaariger Kopf schob sich herein. Das Elbenmädchen lächelte erfreut, als sie mich sah und trat ganz hinein. Ich war mir nicht ganz sicher wie ich nun reagieren sollte. Ich war eigentlich sehr gut gestellt mit meinem Volk, besser als sehr viele andere Könige mit ihrem Reich, doch andererseits wollte ich auch wie eine echte Herrscherin vor dem Elben wirken. Ich hatte mir sogar meine Krone aufgesetzt, die ich sonst sehr selten trug.
Ich erkannte das Mädchen, als es ganz eintrat. Sie hieß Elleth und war die Tochter einer Freundin von mir.
"Ich habe etwas gebastelt, damit unser Gast schnell wieder gesund wird", murmelte sie leise und starrte etwas schüchtern auf ihre Hände. Ich warf Legolas einen schnellen Blick zu und lächelte dann. "Das ist nett von dir, dann zeig es uns mal", sagte ich und machte mich etwas kleiner, als sie näher trat. Sie hatte ein Armband aus Blumen in der Hand, es sah tatsächlich ziemlich hübsch aus.
"Warum ist er festgebunden?", fragte sie etwas schockiert und verwirrt, als sie bei uns angekommen war. "Er ist noch krank, es ist zu seinem eigenen Schutz", erklärte ich leise und legte ihr eine Hand auf die Schulter, als sie schon wieder ein Lächeln auf den Lippen hatte.
"Darf ich?", fragte sie stolz und sah mit blitzenden Augen Legolas an. Dieser setzte nun ebenfalls ein kleines Lächeln auf, von dem ich mir nicht einmal so sicher war, dass es gespielt war.
"Danke, ich denke damit werde ich schnell wieder auf den Beinen sein", antwortete er und hob so gut es ging seinen Arm ein wenig, welcher am Handgelenk an dem Bett befestigt war. Sie legte es sofort an, während ich den Elben genau beobachtete, welcher keine Probleme zu machen schien.
"Darf ich ihm dann das Schloss zeigen, sobald er gesund ist?", fragte sie glücklich, als sie sich wieder mir zuwandte. Ich zögerte kurz, doch ich hatte sowieso nicht wirklich vorgehabt ihn als Gefangenen hierzubehalten. "Natürlich", lächelte ich also, worauf sie mich kurz umarmte und dann auch schon wieder hüpfend auf die Tür zusteuerte. Ich sah ihr kurz hinterher, bis ich mich wieder dem Bett zuwandte. Es lag immernoch ein leises Lächeln auf den Lippen des Elben.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt