Kapitel 20

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"Was werdet Ihr tun, wenn er bleibt?", fragte ich etwas sanfter nach einer kurzen Pause. Ich wusste, dass er Zwerg schon ziemlich alt war und vermutlich nicht mehr lang auf dieser Seite von Arda leben würde, doch wer wusste schon, ob sie ihn alleine aufnehmen würden? Er könnte auch einfach wieder auf der östlichen Seite Mittelerdes stranden?

Der Zwerg antwortete zunächst nicht, sondern schüttelte nur leicht seinen Kopf, während er geradeaus starrte. Das war vermutlich auch schon die ganze Antwort, die ich bekommen würde. "Ihr könnt selbstverständlich auch bleiben, wenn es Euch beliebt", ich musste belustigt lächeln, "wenn Ihr den ganzen Elben nicht überdrüssig werdet." Gimli musste ebenfalls kurz lachen und schaute wieder zu mir. Ich trat einen Schritt vor und legte meine Hände auf das Schloss. Diese neuen Schlösser, welche wir gebaut hatten ließen sich auch mit bestimmten Zaubersprüchen öffnen. Wir hatten uns das angewöhnt die Jahre über, da mein Vater auch sehr mächtig in der Hinsicht gewesen war. Ich selbst hatte natürlich auch viel von ihm gelernt, doch wendete meine Magie eher selten an.

Ein paar Sekunden darauf klickte es auch schon und ich konnte meine Hände auf die kalten Gitterstangen legen, mit welchen ich die Tür öffnete. Der Zwerg stand wieder auf und streckte sich kurz, bevor er mit trägen Bewegungen sich aus der Zelle schleppte. "Gebt mir Bescheid sobald Ihr Euch entschieden habt wegen Eurer Abreise. Solltet Ihr bleiben werdet Ihr natürlich wie Legolas ein Zimmer bekommen", lächelte ich noch. Gimli nickte verstehend, doch wollte anscheinend nicht der erste sein, der sich davon bewegte.

"Ich werde nun zu Legolas gehen", sagte ich also noch und drehte mich schon um. "Ihr seid zweifellos eine gute Königin", sprach er jedoch und ich hielt an, "doch fragt Euch, ob dieses Gebiet wirklich das richtige für einen Haufen... ein Volk von Elben aus Wäldern ist." Ohne ihn anzusehen drehte ich meinen Kopf leicht zur Seite. Er hatte recht, doch wo hätten wir hin sollen? Zum Glück erwartete er keine Antwort, sondern ging schon davon. Ich hätte mich gefragt woher er das mit den Wäldern gewusst hatte, doch die Gewänder meiner Wachen und auch mein eigenes Kleid, war wohl Antwort genug.

Ich setzte mich schnell wieder in Bewegung und warf in jede Zelle einen kurzen Blick, um den Prinzen zu finden, welcher am anderen Ende postiert worden war. Da es die letzte Zelle war, waren meine Schritte langsamer geworden. Er lag mit gefalteten Händen auf seinem Bauch auf dem Bett und starrte mit offenen Augen an die Decke. Es hätte vermutlich auch keinen Sinn gehabt mir vorzuspielen, dass er schlafen würde.

"Ich denke Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich mit Gimli gesprochen habe", fing ich an und baute mich relativ nah an den Gitterstäben auf. Er zuckte mit keinem Muskel. "Warum habt Ihr es nicht gesagt?" "Es hätte nur wie eine Ausrede geklungen", kam die überraschend schnelle Antwort zurück und ich zögerte einen Moment. "Ihr sucht doch die ganze Zeit nach einem versteckten Plan in mir. Ihr vertraut mir nicht." "Warum sollte ich?", fragte ich einfach zurück, was ihn doch veranlasste mir einen Blick zuzuwerfen. "Ich denke ich habe Euch mehr Vertrauen und Respekt entgegengebracht, als jeder andere König oder Königin in ganz Mittelerde es tun würde." Nun stand er doch auf und stellte sich für meinen Geschmack etwas zu nah an die Tür, doch ich wich keinen Schritt zurück.

"Wie Ihr selbst gesagt habt, bin ich immernoch ein Prinz." "Ein Prinz ist kein Prinz ohne Königreich und Ihr habt offensichtlich auf das Eure verzichtet", antwortete ich hart und starrte ihm in seine blauen Augen. Er atmete wütend etwas Luft aus, verschränkte seine Arme und drehte sich ein wenig weg. "Ich weiß nicht auf wen Ihr wütend seid, doch ich bin es sicherlich nicht und das wisst Ihr selbst", sagte ich strickt und nahm ebenfalls eine etwas genervte Haltung ein. "Was hat der Rat beschlossen?", fragte er plötzlich und versuchte offensichtlich uninteressiert zu klingen, was ihm nicht ganz gelang.

"Ich denke das hat Euch nichts zu interessieren - außer Ihr wollt noch länger hier bleiben", antwortete ich und sah ihn erwartungsvoll an. Er drehte sich etwas überrascht zurück. "Was meint Ihr damit?" Ich konnte mir ein leises Lächeln nicht verkneifen, als ich erkannte, dass ich da wirklich an etwas gekommen war. "Gimli hat nur so einen Kommentar geäußert", lächelte ich und gab etwas von meiner Haltung auf. "Ich dachte Ihr vertraut mir nicht einmal so weit mich aus dieser Zelle zu lassen?", fragte er und schien dabei auch recht selbstsicher zu sein. "Ich denke das wird sich alles in den nächsten Tagen zeigen. Bis dahin werdet Ihr allerdings hier bleiben müssen. Das mit dem Rat habt Ihr schließlich auch nicht gerade gut gemeistert", sprach ich und musste zum Ende hin doch ein wenig lächeln. Ich meinte ihn ein wenig seine Augen verdrehen zu sehen, doch er drehte sich zu schnell weg, als dass ich mir sicher sein konnte.

"Gute Nacht", sagte ich noch als Formalität und schritt dann davon. Ich mochte das Gefühl von Ungewissheit nicht. Das, was sich in den nächsten Tagen entscheiden würde, war, wieder einmal, eine der wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte unseres Volkes. Nur ging es diesmal nicht nur um einen Ortswechsel, sondern darum, ob wir alle überhaupt auf diesem Teil der Welt bleiben wollten. Einmal in Valinor konnte  - und wollte, man nicht mehr zurück.

Mein Herz hing immernoch schwer an Rodwen, wenn ich wirklich diese Reise antreten sollte, so konnte ich mir das nicht ohne sie vorstellen. Ich wollte doch wenigstens wissen, ob sie überhaupt noch am Leben war!

Auf dem Rückweg zu meinen Gemächern gab ich noch den Befehl die Menschen aus Rohan morgen Früh in die Eingangshalle zu bringen, dann legte ich mich schlafen - oder zumindest in mein Bett.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt