Als ich langsam an seinem Körper entlang nach unten zu seinen Handgelenken schaute, stockte ich für eine Sekunde, doch mein Körper reagierte sofort und sprang zurück. Der Elb in dem Bett hatte sich schneller als vermutet aufgerichtet und seine Beine von dem Gestell unter ihm geschwungen. Die Kerze war bei der schnellen Bewegung ausgegangen und rauchte nun vor sich hin. Entschlossen bereitete ich mich schon darauf vor mich zu verteidigen, doch Legolas hob bloß beruhigend seine Hände.
"Ich werde Euch nicht angreifen", flüsterte er, damit die Wache draußen nichts mitbekam. Ich sah ihn prüfend an, doch er schien es ernst zu meinen. "Warum sollte ich nicht die Wache holen?", knurrte ich genauso leise. "Ich schätze davon werdet Ihr Euch sowieso nicht abbringen lassen", antwortete mit der Elb bloß und ich sah ihn etwas überrascht an. Was war bitte sein Plan?
"Wer hat Euch befreit?", fragte ich, doch seine Antwort wurde von einem Leuten Scheppern unterbrochen, welches aus Richtung Tür kam. Das war definitv nicht normal für ein Schloss voller Elben. "Meine Herrin!", rief die Wache, welche gerade die Tür aufriss, "die Menschen aus Gondor haben die Wachen überwältigt!" Ich riss überrascht meine Augen auf, wie war das denn möglich?
"Wo befinden sie sich?", fragte ich noch, sie war wohl unnötig, da der Elb vor mir gerade tonlos seinen Mund und Augen aufriss und zu Boden ging. Hinter ihm kam nun ein Mensch zum Vorschein, welcher ein Schwert in der Hand hatte. Mir war sofort klar, wer da Legolas befreit hatte, doch wie sollte ich es ohne Waffen und Rüstung gegen einen bewaffneten Menschen und einen Elben aufnehmen?
Doch ich würde nicht aufgeben und trat ein paar Schritte zur Seite, um beide in meinem Sichtfeld zu haben. Der Mensch hatte ein hemisches Grinsen auf seinen Lippen, als er eintrat und mit der Waffe in seiner Hand auf mich zielte. Ich warf einen schnellen Blick zu Legolas, welcher sich nicht rührte und fixierte sofort den Mann wieder, welcher nun mit schnelleren Schritten auf mich zulief. Entschlossen ging ich ihm schnell entgegen und duckte mich unter einem Hieb weg, welcher mit einer ausladenden Bewegung in meine Richtung ging. Das würde wohl doch einfach werden, als ich gedacht hatte.
Ich ließ meine rechte Hand nach oben schnellen und wollte nach seiner Hand greifen, doch er zog sie schneller wieder zurück als erwartet, sodass ich ins Leere griff und mich zur Seite drehen musste. Aus dem Augenwinkel konnte ich nun auch Legolas erkennen, welcher sich uns näherte. Doch ich ließ mich davon nicht aus der Ruhe bringen und versetzte dem Menschen einen Tritt in die Magengegend, die ihn durch seine Rüstung kaum zu interessieren schien.
Während ich noch einmal vor einem Hieb auswich, welcher von oben kam, merkte ich plötzlich, dass die Hand niemals nach unten geschnellt war und drehte etwas verwirrt meinen Kopf nach rechts. Legolas hatte sie anscheinend in der Luft abgefangen und das Schwert herausgedreht, was ein Knurren des Mannes zur Folge hatte. Ich wollte ihn gerade als Schutzschild verwenden, als der Elb jedoch die gerade erlangte Waffe in die Brust des Angreifers stach und es wieder herauszog. Etwas verwirrt sah ich ihn an, doch gab meine Verteidigung noch nicht auf.
"Ihr habt meinen Freund und mir das Leben gerettet, ich sehe keinen Grund Euch zu bekämpfen", sprach er und hielt mir den Griff des Schwetes hin. Ich blickte kurz auf das Angebot und dann wieder in sein Gesicht. Meinte er das wirklich ernst? Bevor er es sich anders überlegen konnte, hob ich meine Hand und nahm es entgegen. "Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen, um zu flüchten", hauchte ich leise und sah ihn dabei nur kurz an. Er atmete leise etwas schwerer aus und entspannte seinen Körper ein wenig.
"Mein Reisegefährte ist noch nicht auf den Beinen soweit ich weiß und ich bin mir sicher, dass Ihr uns gehen lassen werdet, nachdem, was ich bis jetzt gesehen habe", antwortete er. Plötzlich hörte ich ein leises Schleifen auf steinernen Boden neben uns und blickte tiefer in den dunklen Raum hinein. Die Kerze hatte ich im Kampf einfach fallen gelassen, da sie sowieso bereits ausgegangen war. Ich konnte nicht auf die unterschwellige Bitte in seinen Worten reagieren, sondern schaute ihn prüfend an. Wir waren definitiv nicht alleine.
Legolas schüttelte leicht den Kopf. Etwas verwirrt schaute ich ihn an, doch verstand dann. Etwas enttäuscht und ungläubig legte ich meinen Kopf schief und ließ das immernoch erhobene Schwert in meinen Händen sinken. "Ich weiß, dass ihr mich gehört habt", kam plötzlich eine leise traurige Stimme und Elleth, das kleine Elbenmädchen von gestern erhob sich hinter dem Bett. Ich atmete etwas wütend durch und drehte mich leicht zu ihr, ohne den Elben aus den Augen zu lassen.
"Es tut mir leid!", rief sie sofort und trat ein wenig näher, bevor ich mit meiner Standpauke beginnen konnte. "Du kannst doch nicht einfach die Fesseln eines Gefangenen lösen?", rief ich und versuchte nicht allzu böse zu klingen, doch etwas genervt war ich schon. "Ihr habt mir erzählt es wäre wegen seiner Krankheit und nachdem ich eine Weile mit ihm geredet habe, hat auch er gesagt, dass er wieder gesund ist", erklärte sie etwas kleinlaut und sah auf den Boden, während sie ihre Hände vor ihrem Körper faltete.
"Es war nicht unbedingt nur ihre Schuld", flüsterte Legolas leise neben mir. Ich warf ihm einen genauso wütenden Blick zu. Ich war die Königin, ich musste entscheiden was jetzt zu tun war, ich musste entschlossen sein, als ob ich das mein ganzes Leben schon tun würde. Ich durfte keine Schwäche vor Fremden zeigen. "Ich muss nach meinem Volk sehen", fing ich also an und beobachtete die Reaktion des Elben, welcher mich bloß verständnisvoll anschaute. Ich hasste diese Blicke.
Bevor ich weiter sprach, sah ich ihn noch ein paar Sekunden still an. "Du versteckst dich ganz weit hinten und zeigst dich niemandem, bis ich dich hole", befahl ich Elleth, welche sofort losrannte in die Schwärze des Zimmers zu einem Schrank. Sobald sie darin verschwunden war nickte ich Legolas zu, dass er mich näher bei der Tür, weiter von ihr entfernt, sprechen sollte. Er gehorchte sofort.
"Ich will die Wahrheit. Als Ihr Euren Namen gesagt habt, habt Ihr mich so erwartungsvoll angesehen und er hat mir auch etwas gesagt, aber ich kann ihn nicht zuordnen", flüsterte ich leise, was ihn etwas unangenehm berührt wegschauen ließ. Schließlich richtete er sich etwas mehr auf und schaute in meine Augen. "Mein Vater ist seit tausenden von Jahren der König des Waldlandreiches im Grünwald", erklärte er, worauf ich ihn etwas überrascht anstarrte. Er war ein Prinz?
Ich wandte meinen Blick ab und schaute in die Richtung Elleths. "Ich denke, dann seid Ihr ehrenhaft genug, um sie zu beschützen", sprach ich leise und sah ihn zum Ende hin wieder entschlossen an. Er antwortete mit demselben Blick. "Natürlich." Ich kniff noch kurz meine Augen zusammen, bis ich mich abwandte und meine Hand leise auf die Türklinke legte. Der Prinz schien wohl kurz noch etwas sagen zu wollen, doch entschied sich dann anders und ging auf sein Bett zu. Ich wusste nicht, ob es wirklich so eine gute Idee war, ihn einfach alleine hier zurückzulassen. Als Prinz und Elb konnte er sehr gut kämpfen, außerdem waren mir nun die Gerüchte wieder eingefallen über die Gefolgen von Thranduil, sie waren sehr brutal und stark, wendig mit ihren Waffen. Und er war in mein Königreich eingedrungen, sollte ich ihn also einfach ungefesselt während einem Überfall zurücklassen?
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Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FF
FanfictionUmbar, ein Gebiet südlich von Mordor, Zuhause der Korsaren, welche sich in der großen Schlacht zum Ende des dritten Zeitalters Sauron angeschlossen hatten, doch besiegt wurden. Welches Schicksal wird sie nun ereilen? Wollte nicht Aragorn, König von...