"Nein, wir haben die letzte Nacht geruht", antwortete er und lächelte ein wenig, was ich als Zeichen nahm, dass er gewillt war, gleich zu beginnen. Also führte ich meine Hand Richtung einer Tür hinter welcher ein weiteres kleineres Zimmer lag, in dem ich mit ihm reden konnte.
Er musterte mich kurz, vermutlich, um nach Waffen Ausschau zu halten und nickte dann kurz, worauf er meinem Vorschlag Folge leistete. Ein leises Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auch, wenn ich noch nicht lange Königin war, dann hatte ich sehr wohl in meinem Leben genug Erfahrung gesammelt, um zu sagen, wann jemand nervös war. Ich wollte mein Verhältnis mit dem König gut anfangen, weshalb ich einer Wache von ihm ein kurzes Zeichen gab ihm zu folgen. Etwas überrascht schaute sie kurz zu mir, bevor sie ihrem König durch die Tür folgte.
Ich ging als Letzte, ohne Wache hinterher, schließlich war ich von Kraft und Erfahrung her beiden weit überlegen, mal abgesehen davon, dass sie mich wohl kaum angreifen würden. Hinter mir schloss ich leise die Tür und gesellte mich zu Eldarion zu einem Tisch. Wir beide standen noch und die Wache hatte sich ein paar Meter entfernt. Ich konnte an dem König erkennen, dass er dankbar war für die Geste.
"Ich hoffe Ihr erwartet nicht, dass ich Euch einfach ein Gebiet meines Königreiches überlasse", fing er sofort mit dem wichtigen Thema an. "Ich hoffe Ihr erwartet nicht, dass ich jetzt einfach so wieder gehe", antwortete ich darauf genauso entschlossen. Die Nettigkeiten waren beendet und er strahlte nun auch mehr Sicherheit, als vorhin aus. "Natürlich nicht", er legte eine kurze Pause ein, "seit der großen Schlacht vor etwa 130 Jahren gab es keine großen Kämpfe in Mittelerde mehr und meinem Königreich und auch den anderen ist es recht gut ergangen, also denke ich nicht, dass etwas wie Steuern angebracht wäre, doch..." "König Eldarion, vergebt mir, aber Ihr habt keine Ahnung wie groß mein Volk ist. Ich habe sicherlich nicht die Absicht Euch oder Euer Königreich zu bekämpfen, wir wurden früher oft von den Schwarzen Landen aus angegriffen und ich wollte meine Leute dem nicht mehr aussetzen. Ich habe absichtlich dieses Gebiet ausgesucht und nicht eines der Reiche in Mittelerde", unterbrach ich ihn und hob eine Hand ein wenig. Er sah keinesfalls verunsichert oder überrumpelt aus, sondern eher verständnisvoll, doch auch die typische 'ich würde alles für mein Volk und Land tun' Entschlossenheit, stand in seinen Augen.
"Mir ist bewusst, dass wir keine Elben sind, doch glaubt mir, wenn ich sage, dass wir unser Reich sehr gut verteidigen können! Solange Ihr unsere Grenzen nicht überschreitet, so sollt Ihr hierbleiben, doch ich werde immer mal wieder nach Euch sehen", erklärte er mit leicht erhobener Stimme, doch keinesfalls wütend. Ich beschloss nicht dagegen zu reden, es war schließlich immernoch sein Grund und Boden, auf dem ich gerade stand, sondern neigte nur leicht meinen Kopf. Ich bezweifelte die Aussage über die Stärke seines Volkes nicht.
"Ich danke Euch. Ihr könnt noch ein wenig hierbleiben, wenn es Euch beliebt", antwortete ich schließlich ruhig. "Das ist sehr aufmerksam von Euch. Wir werden in zwei Tagen wieder die Rückreise antreten." Ich nickte leicht und drehte mich dann wieder zur Tür zurück. Das war besser und vorallem kürzer als ich erwartet hatte. Er wollte sich wohl wirklich nicht ein ganzes Volk Elben zum Feind machen.
Als ich wieder in den Thronsaal trat, waren die Menschen und auch die Wachen, die sie eskortiert hatten, bereits verschwunden. Ohne Befehl meinerseits trat bereits eine Elbin vor und verbeugte sich kurz. Ich nickte ihr kurz zu und ging dann wieder auf meinen Thron zu, vor welchem ich mich postierte, während der König und seine Wache weggeführt wurden. Das Essen war vermutlich bereits in der Vorbereitung und bis alles vorbereitet war, konnte ich noch einmal zu Gimli schauen.
Ich atmete kurz durch, bevor ich, nachdem die beiden verschwunden waren, ebenfalls durch die großen Türen trat. Irgendetwas hatte dieser König an sich, dass er zwar nett und vielleicht ein wenig unerfahren wirkte, doch gleichzeitig entschlossen und bereit alles zu tun, was nötig war, um etwas, das ihm am Herz lag, zu beschützen. Vielleicht war ich bloß die Herrschaft von meinem Vater damals so gewohnt gewesen. Wenn man es aus elbischen Augen betrachtete, so war ich auch nicht so viel länger als er Königin. Vor etwa 10 Jahren war sein Vater auf jeden Fall noch König gewesen und ich hatte mein Volk vor ungefähr 25 Jahren aus unserem Reich rausgeführt. Ich musste zugeben, dass ich die großen Waldgebiete doch vermisste, von denen hier jedwede Spur fehlte.
Ich verdrängte die nostalgischen Gedanken schnell und bog auf den Weg zum Heilertrakt ein. In den letzten Tagen war ich für meinen Geschmack viel zu oft dort gewesen, doch auch, wenn Legolas mir jetzt Informationen zugespielt hatte, so wollte ich doch den Zwerg besser kennenlernen.
Nach wenigen Minuten war ich auch schon vor der Holztür angekommen und nickte der Wache davor kurz zu, bevor ich sie öffnete. Unter normalen Umständen hatte Gimli vermutlich bereits ein Zimmer bekommen - ohne Wache natürlich, doch die derzeitige Situation verlange diese Maßnahmen.Ich unterbrach anscheinend gerade ein Gespräch zwischen einer Heilerin und dem Zwerg, als ich eintrat, weshalb ich erst kurz schwieg. "...zwingen kann ich Euch natürlich auch nicht, doch...", konnte ich noch verstehen, bis sie mich bemerkten und die Elbin sich sofort tief verbeugte. Ich hob bloß lächelnd eine Hand, worauf sie einen Schritt zurück trat und ein wenig unsicher zu Boden starrte. Mein Auftritt als 'echte' Königin verwirrte sie wohl ein wenig.
"Verzeiht, sprecht weiter", sprach ich sanft und trat näher, worauf sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen legte und sie ihren Kopf wieder hob. "Ich war gerade dabei unserem Gast zu erklären, dass er diese Tabletten jeden Morgen nehmen muss", erklärte sie immernoch ein wenig schüchtern und deutete auf ein Glas auf dem Tisch neben dem Bett von Gimli, welcher nicht besonders erfreut darüber aussah. Er hatte seine Arme vor seinem kleinen Körper verschränkt und starrte wütend in die Luft über ihm.
"Wird er sterben, wenn er sie nicht nimmt?", fragte ich ein wenig belustigt. "Das nicht, doch es würde ihm bei seiner Erholung helfen", antwortete die Heilerin ein wenig widerwillig und schien nun auch ein wenig genervt zu sein.
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Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FF
FanfictionUmbar, ein Gebiet südlich von Mordor, Zuhause der Korsaren, welche sich in der großen Schlacht zum Ende des dritten Zeitalters Sauron angeschlossen hatten, doch besiegt wurden. Welches Schicksal wird sie nun ereilen? Wollte nicht Aragorn, König von...