Kapitel 6

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"Bringt sie getrennt in den Kerker", befahl ich und machte ein wenig Platz für die Elben, welche die entwaffneten Menschen abführten. Ich sah, ohne meinen Kopf zu drehen, zur Seite zu meiner Freundin, welche verstehend nickte. Sie wusste, was0 zu tun war. Diesen Job hatte vor ein paar Jahren noch ich erledigen müssen: Die Leichen wegbringen und die Toten zählen.
Die anderen Elben waren mit Rodwen mitgegangen, um ihr zu helfen. Nun stand ich alleine in dem Gang mit den vielen Leichen und atmete aus. Ich war nicht erleichtert oder erschöpft, ich schloss einfach nur gerade mit dem Kampf ab. Mein Schwert ließ ich sinken und nach ein paar Sekunden in denen ich einfach nur nach vorne gestarrt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg in den Heilertrakt. Wenn es noch irgendwo Kämpfe gab, dann würde Rodwen das regeln und bis zum Morgen würde ich die Gefangen auf jeden Fall noch warten lassen.

Ich war nicht wirklich nervös, als ich die Tür öffnete und in das immernoch dunkle Zimmer trat, das langsam heller geworden war. Der Morgen würde bald anbrechen. "Prinz Legolas? Elleth?", fragte ich in die Stille und nichts rührte sich. Etwas misstrauisch hob ich mein Schwert wieder ein wenig an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Legolas überwältigt worden war oder er einfach gegangen war.

Leise hörte ich das schwache Knarren einer Schranktür, welche sich öffnete. "Elleth?", fragte ich wiederholt und konnte eine kleine Gestalt herausklettern erkennen. "Habt Ihr Legolas gesehen?", fragte sie mit zittriger Stimme, irgendetwas - oder irgendjemand - musste sie erschreckt haben. "Hat er dir etwas angetan?", hauchte ich etwas überrascht. Also das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut, nicht dem Sohn eines bekannten Königs und nicht nachdem, was er zu mir gesagt hatte.

Elleth lief wortlos auf mich zu und presste ihren kleinen Körper gegen den meinen. Schnell hockte ich mich hinunter, um auf ihre Größe zu kommen und umarmte sie kurz. Ich erhoffte mir immernoch eine Antwort, doch ich bekam nur ein leises Schluchzen. "Er hat mir gesagt ich soll unbedingt hierbleiben und ist dann gegangen", murmelte sie fast unverständlich in meine Schulter und ich kniff nachdenklich meine Augen zusammen. Hinter mir ging die Tür auf, worauf wir uns trennten und mich nach hinten umdrehte. Es waren Rodwen und ein paar ihrer Leute.

"Einer soll nach ihrer Mutter suchen", befahl ich bloß und erhob mich. Meine Freundin schaute eine Elbin neben sich erwartungsvoll an, worauf diese sich sofort auf die Suche machte. Darauf nickte Rodwen mir nochmal zu und schloss dann die Tür. "Glaubst du, du bist schon groß genug, um noch ein wenig alleine hierzubleiben?", fragte ich und sah Elleth eindringlich an. Bei so einer Frage würde wohl kein Kind Nein sagen.

Wie erwartet nickte sie und zog ein wenig ihre Nase hoch, worauf sie langsam wieder auf den Schrank zu ging. Etwas zufrieden - und auch besorgt - schaute ich ihr kurz hinterher, bevor auch ich in der Tür verschwand mit einem letzten Blick zurück. Dort machte ich mich auf den Weg zu dem Zimmer von Gimli. Wenn dieser auch nicht mehr da war, dann war wohl offensichtlich wohin Legolas so plötzlich verschwunden war. Doch er hatte mir doch versprochen sie zu beschützen?

Bevor ich an dem Raum angekommen konnte, hörte ich abermals Kampfgeräusche. Es war nur ein paar Ecken weiter gewesen. Interessiert lugte ich etwas um die Ecke und beobachtete überrascht den Prinzen, welcher über einen Korsaren gebeugt dasaß. Das Geräusch, das ich gehört hatte, war wohl das Schwert, auf welchem er sich abstützte, gewesen. Misstrauisch sah ich ihm dabei zu, wie er leise Worte mit dem ehemaligen Bewohner von Umbar austauschte. Schließlich schlich ich leise um die Ecke. Legolas hatte mir halb seinen Rücken zugewandt und der Korsar war nicht in der Lage irgendetwas mich betreffend hervorzubringen. Ich erkannte, dass er zwar noch lebte, doch zu schwach war zu realisieren, wer sich ihnen da gerade näherte.

Also konnte ich mit Leichtigkeit mein Schwert neben dem Hals des Prinzen in der Luft schweben lassen. "Ich hätte es wissen sollen", knurrte ich und meinte Legolas ganz leicht zusammenzucken sehen zu können. Er hatte sofort die Waffe realisiert, mit der ich ihn bei jeder falschen Bewegung umbringen konnte. "Hört mich an", sagte er ruhig und löste langsam seine geöffneten Hände von dem Korsaren, der im selben Moment seinen Kopf kraftlos sinken ließ und sich nicht mehr bewegte.

"Aufstehen", befahl ich kühl. Ich war eigentlich ziemlich nett, doch ich konnte es überhaupt nicht leiden, wenn man mein Vertrauen missbrauchte oder mich anlog. Vorsichtig erhob sich der Elb und achtete dabei darauf, dass ich seine Hände in meinem Blickfeld behielt. "Ihr habt mich belogen, warum sollte ich mit Euch anders handeln, als mit denen?", knurrte ich und nickte zu dem Toten, doch ich konnte keinerlei Panik in seinem Blick erkennen.

"Ich habe draußen einen Kampf gehört und wollte helfen", erklärte er ruhig, doch ich konnte erkennen wie sich seine Muskeln langsam anspannten. Er würde keine Chance haben, wenn er anfing gegen mich zu kämpfen. Ich hatte immernoch ein Schwert in der Hand. "Warum sollte ich Euch das glauben?", fragte ich bloß und beobachtete jede kleine Bewegung genau. "Weil ich ihn gerade ausgefragt habe und einiges Erfahren habe", antworte er. "Dann sprecht", befahl ich sofort und sah ihn erwartungsvoll an, obwohl ich wusste, dass er wohl kaum einfach so diese wichtigen Informationen herausgeben würde.

Wie erwartet zuckten seine Mundwinkel ein wenig und es gab keine Antwort. Ich erwiderte das leichte Lächeln wenig und kräuselte meine Lippen. "Rodwen!", rief ich. Gerade hatte ich ihre Stimme im Gang weiter gehört. Sie war wohl immernoch nicht mit dem Teil des Schlosses fertiggeworden, was mir ganz gut in die Karten spielte. Wie gerufen trat sie kurz darauf um die Ecke. Inzwischen waren wieder weniger Elben hinter ihr. Einige trugen wohl die Verletzten zu Heilern.

"Werft ihn in eine Zelle. Niemand spricht mit ihm ohne meine Erlaubnis", befahl ich kühl und sah dabei bloß Legolas in seine leicht überraschten blauen Augen. Vielleicht würde ich bei dem Zwerg mehr erreichen, als bei ihm. Wenn jemand wie er mit ihm befreundet war, dann würde er wohl nicht ganz so schlimm sein. Sofort traten zwei Elben vor und packten ihn an seinen Armen. Legolas riss sie sofort weg, warf mir einen gehässigen Blick zu und ging dann ohne sich zu wehren, mit.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt