Kapitel 19

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Irgendwann beschloss ich die Mauern des Schlosses zu erklimmen und auf einem der oberen Teile, wo derzeit keine Wachen standen, den Sonnenuntergang zu beobachten. Es tat gut mal wieder seine Gedanken richtig ordnen zu können, ohne von Problemen abgelenkt zu werden. Ich hatte diese Zeit wirklich gebraucht, um mir über ein paar Dinge klarzuwerden. Unter anderem auch wie ich mit Legolas und Gimli verfahren sollte. Kurz hatte ich mir überlegt sie einfach mit nach Valinor zu nehmen, da sie sowieso auf dieser Reise gewesen waren, doch hatte mich recht schnell dagegen entschieden. Ich wusste nicht, ob sie sich jetzt nicht doch noch dagegen entschieden hatten und ich würde auf keinen Fall jemanden dazu zwingen.

Ich wartete noch kurz bis die leuchtende Sichel im Meer verschwunden war und nur noch der Himmel orangenes Licht auf die Felder und Wiesen warf, bevor ich mich schließlich erhob und die Stufen hinunter zurück ins Schloss trat. Viel von meinen Entscheidungen hingen von Legolas und Gimli ab. Doch bevor ich mit ihnen das Gespräch suchen konnte, sah ich mich Eldarion entgegen, welcher mir erfreut entgegentrat. "Königin Arien! Ich habe Euch bereits gesucht", lächelte er und neigte kurz seinen Kopf, als er vor mir angekommen war. Ich tat es ihm gleich. "Verzeiht, ich hatte heute wenig Zeit, um Euch und Euren Leuten noch ein wenig Gesellschaft zu leisten", sagte ich höflich, doch konnte in seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er es mir nicht übel nahm. "Eure Gastfreundschaft macht das alles wieder wett, meine Männer haben sich gut erholt und sind bereit für den Aufbruch morgen", antwortete er wie erwartet und neigte abermals kurz den Kopf als Dank.

"Ich wollte noch einmal nachfragen, ob Ihr zu einer Entscheidung gekommen seid?", fragte er nach einer kurzen Pause und schaute mich gespannt an. "Das bin ich. Ihr könnt die Menschen aus Rohan mitnehmen. Meine Wachen werden sie morgen zum Haupteingang bringen, doch sobald wir wieder etwas von ihnen sehen, so werden sie nicht mit dem Leben davonkommen", erklärte ich mit einem leicht warnenden Unterton und er verstand.

"Im ihrem Namen danke ich Euch", antwortete er und verneigte sich leicht. Als sein Blick wieder auf den meinen traf konnte ich Respekt und Dankbarkeit in ihm erkennen, was mir ein überraschend gutes Gefühl bereitete. "Ich wünsche Euch eine gute und erholsame Nacht", sprach ich noch und verabschiedete mich mit einer respektvollen Geste, welche er erwiderte. Dann trennten sich unsere Wege wieder und ich konnte in den Ostflügel gehen. Im Gegensatz zu den Kerkern im Keller waren diese Zellen fast mitten am Gang und mit ein paar Gitterstäben abgegrenzt. Wir hatten sie errichtet, als wir hier angekommen waren, da mein Vater und ich eigentlich nicht wirklich solche geschossenen Verließe mochten. Wenn man schon jemanden einsperrte, so sollte man dessen auch gewahr bleiben und sie nicht einfach vor sich selbst in diesen Kerkern verstecken.

Ich trat langsam an den Zellen vorbei und hatte bald den Zwerg gefunden, welcher gegen die Wand gelehnt vor seinem Bett saß und seine Augen geschlossen hatte. Ich wusste, dass meine Wachen Legolas sicher nicht in seiner Nähe postiert hatten, damit sie nicht reden konnten, also stellte ich mich einfach mal vor die Stäbe. Tatsächlich bemerkte Gimli schnell meinen Blick auf ihm und öffnete langsam seine Augen. Als er mich erkannte erschreckte er sich fast ein wenig und setzte sich sofort auf.

"Ich glaube Euch nicht, dass Legolas Euch dazu gebracht hat das zu versuchen", sagte ich leise und musterte ihn genau. Kurz dachte ich, dass er fast verwirrt aussehen würde, doch dann wurden seine Gesichtszüge wieder entschlossen und hart. "Ich kann mir vorstellen, dass er das erzählt hat", schaubte er fast etwas wütend und stand auf. Ich kniff misstrauisch meine Augen zusammen und verschränkte meine Arme. "Als wir in der Früh geredet haben, hat er gesagt er könnte mit dem Wissen ein paar Eurer Leute getötet zu haben nicht leben und ich soll alleine nach Valinor reisen, da er dann vermutlich nicht mehr hier weg dürfte. Ich durfte nicht mehr viel dazu sagen, weil er dann schon davongestürmt ist zu Euch. Ein Weilchen darauf hab ich es nicht mehr ausgehalten und wollte ihn suchen gehen", erzählte er mit seiner dunklen, grummeligen Stimme und trat an das Gitter.

Ich sah ihm immernoch misstrauisch tief in die Augen und suchte nach der Wahrheit. "Warum hat er das dann nicht einfach gesagt?" "Ich weiß nicht, was er genau gesagt hat, aber vielleicht wusste er sich gerade nicht anders zu helfen?", antwortete er bloß und zuckte kurz mit seinen Schultern. Ich drehte meinen Kopf leicht zur Seite und sah den Gang entlang. Inzwischen war es schon recht dunkel geworden.

"Ich denke ich kann noch einmal darüber hinweg sehen, was Ihr getan habt. Wenn Ihr wollt werde ich Euch ein Boot und Proviant bereitstellen, sodass Ihr doch noch nach Valinor fahren könnt", murmelte ich leise ohne ihn anzusehen, "aber das mit Legolas ist etwas schwieriger." "Ich bin mir gar nicht so sicher, ob Legoals überhaupt noch mitkommen wollen würde...", brummte der Zwerg leise und drehte sich ebenfalls weg. "Wie meint Ihr das?", fragte ich etwas verwirrt und wandte mich ihm wieder zu. Gimli zögerte mit seiner Antwort und seufzte kurz.

"Ich denke dieses Königreich, Euer Volk, Eure Art zu regieren ist das, was er schon seit langem gesucht hat. Vielleicht wisst Ihr, dass er mit vielen Entscheidungen, die sein Vater getroffen hat, nicht ganz einverstanden war. Ich denke ein Teil von ihm würde gerne noch eine Weile hier bleiben", murmelte er so leise, dass ich es fast nicht verstehen konnte. Er schien das nicht zu begünstigen, doch trotzdem zu verstehen.

"Ihr meint er würde sich meinem Volk anschließen wollen?", fragte ich etwas überrascht und wendete mehr meiner Konzentration auf ihn. Er wollte immernoch keinen Blickkontakt herstellen und ließ seinen stämmigen Oberkörper auf das Bett sinken. "Ich weiß es nicht, aber wir kennen uns schon viele Jahre, zumindest aus meiner Sicht, und ich merke, wenn etwas nicht mit ihm stimmt. Ihr solltet mit ihm sprechen", murmelte er nachdenklich. Endlich war auch mal wieder der feindliche Unterton in seiner Stimme verschwunden wie vor ein paar Tagen, als wir den Abend miteinander verbracht hatten.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt