Kapitel 17

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"Der Zwerg hat versucht auszubrechen. Er ist nicht wirklich weit gekommen, doch wir haben ihn jetzt in eine der Zellen im Ostflügel gesperrt", flüsterte er leise, sodass niemand anderes es hören konnte. Meine Gesichtszüge wurden sofort hart. Ich nickte, als Bestätigung, dass ich es verstanden hatte, worauf die Wache sich kurz verneigte und dann ging. Mein Blick brannte so stark auf Legolas, dass er sich zu mir drehte und mich fragend anschaute. Doch nachdem ich ich neben mich nickte setzte er sich schließlich in Bewegung.

Ich atmete etwas genervt durch und räusperte mich kurz, als er bei mir ankam. "Sprecht", sagte ich bloß ruhig und sah ihm in seine blauen Augen, welche etwas verwirrt zurückschauten. "Ihr wisst genau worüber ich spreche. Macht es uns beiden nicht unnötig schwer", seufzte ich leise und verschränkte meine Arme wieder. Er schien nun doch zu verstehen und brach kurz den Blickkontakt ab. "Gimli sollte nicht für meine Fehler leiden", flüsterte er und ahmte meine Haltung ein wenig nach.

"Ihr könnt ihm nicht einfach sagen, dass er ausbrechen soll! Was glaubt Ihr eigentlich wie weit er gekommen ist?", fragte ich etwas außer mir, doch achtete weiterhin darauf, dass der Rat nichts davon mitbekam. Nun schien es ihm doch ein wenig unangenehm zu werden. "Jetzt könnt Ihr vergessen dieses Schloss zu verlassen", sagte ich noch ein wenig lachend, da ich seine Dummheit nicht wirklich glauben konnte. "Ihr wisst, dass ich Euch und Eurem Reich niemals etwas Böses wollte." "Wie zum Beispiel meine Stellvertreterin in den Tod zu schicken? Ihr seid ein Prinz, oder seid es zumindest mal gewesen! Ihr wisst ganz genau, dass alles, was ich getan habe seine Richtigkeit hat und ich einige Male viel zu nett war - offensichtlich. Keine Ahnung, vielleicht hätte ich Euch gehen lassen irgendwann und Gimli ist sowieso noch ein Gast in diesem Schloss gewesen, hätte er das jetzt nicht getan. Er hätte nur fragen müssen, um zu gehen, was erwartet Ihr jetzt, dass ich mache?", fragte ich und musste mich konzentrieren, um nicht zu laut zu werden.

Er schaute bloß zu Boden. Ich wusste, dass ihm klar war, dass ich recht hatte. War es wirklich so schwer für ihn zu akzeptieren, dass jemand anderes hier das Kommando hatte? Könige und Prinzen hatten oft dieses Problem, doch eigentlich hatte ich ihn nicht so eingeschätzt. Nachdem ich ein paar Sekunden auf die Antwort gewartet hatte, welche nicht kam, wandte ich mich ab und ging zurück zum Tisch. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum er Gimli das gesagt hatte, doch von nun an war es nicht mehr mein Problem. Legolas war nicht mehr, als jemand, der vielleicht noch Informationen liefern konnte, doch ansonsten ein Gefangener und Verräter war.

Ein paar fragende Blicke empfingen mich, doch ich ließ sie unbeantwortet, bis es wieder an der Tür klopfte und diesmal der Korare hineingebracht wurde. Der Prinz hatte sich ein ganzes Stück hinter mir postiert und hielt sich zurück. Er schien meinen Sinneswandel bemerkt zu haben. Wortlos steuerte ich auf den schwachen Gefangenen zu und packte mit einem festen Griff seinen linken Arm. Er zuckte kurz zusammen, doch machte keine Probleme. Mein Blick studierte kurz sein Gesicht, bis ich seinen Ärmel mit einem Ruck zurückzog. Er hatte Schmerzen und nun konnte ich auch erkennen warum: Auf der Innenseite unter dem Handgelenk pankte wirklich das Zeichen, welches Legolas beschrieben hatte. Es musste erst vor ein paar Tagen dort angebracht worden sein.

Ohne den Arm loszulassen drehte ich mich zu den gemischten Blicken des Rates. Auf Helevorns Stirn hatte sich eine kleine Falte gebildet. "Ich denke wir haben genug gesehen. Einer bringt ihn zurück, der andere führt Legolas zu einer der Zellen im Ostflügel", befahl ich an die Wachen gerichtet und wandte mich dann ohne einen Blick an den ehemaligen Gast zu verschwenden, wieder dem Tisch zu. Ein paar wenige Blicke lagen zufrieden auf mir.

"Ich denke nicht, dass viele sehr erfreut sein werden, wenn sie hören, dass sie nach so kurzer Zeit in einem neuen Land wieder kämpfen müssen", sprach Dineth wieder nachdem Legolas verschwunden war. Ich seufzte leise und setzte mich wieder. Sie hatte recht. Das hier sollte eine neue, bessere Heimat für alle werden. "Du hast recht, aber was haben wir schon für eine Wahl?", antwortete eine andere Elbin ihr gegenüber. "Ein paar würden sich vielleicht für eine weitere Reise entscheiden", murmelte Helevorn leise vor sich hin, doch jeder hatte es gehört und verstanden. "Helevorn! Wir haben darüber gesprochen, dies ist nicht der Ort und die Zeit dafür", antwortete ich sofort strickt und sah ihn streng an. Mir war fast ein wenig unwohl dabei ihm gegenüber so die Stimme zu erheben, doch ich war nun mal seine Königin und er hatte das nie in Frage gestellt.

"Aber er hat einen Punkt, warum sollte man für eine Heimat kämpfen, in der man gar nicht leben will?", sprach nun doch ein anderes Mitglied weiter und blickte dabei ernst in die Runde. "Ich behalte niemanden mit Zwang hier, ich denke das ist bekannt. Hier geht es nicht um die paar Hundert, die lieber in die Ewigen Lande wollen, als hierzubleiben, hier geht es um den Großteil, der sein Volk und sein Reich verteidigen will", antwortete ich weniger enthusiastisch, als beabsichtigt. Es war schon lange ein Thema, dass einige sich fragten, ob sie überhaupt noch hier ein Leben führen wollten, oder gleich in nach Valinor ziehen wollten.

"Es sind keine paar hundert mehr, meine Königin", erhob nun jemand sein Wort, der eigentlich recht selten sprach. Er saß am anderen Ende und hatte seine Hände in seinem Schoß gefalten. Er war einer dieser Personen, die den Vorschlag geäußert hatten und natürlich konnte ich ihn nachvollziehen. Wir hatten alle gelitten die letzten Jahre über und die meisten hatten sicher genug davon, das war schließlich auch der Grund, warum wir Sinya Mar erbaut hatten.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt