Kapitel 18

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Ich antwortete nicht und ließ ihm Zeit zu sprechen. Es interessierte mich in wieweit sich die Gruppe entwickelt hatte. "Mit dem großen Hafen in unserem neuen Reich ist vielen mehr klargeworden wie nah die Ewigen Lande eigentlich liegen. Wir alle haben jemand Geliebtes verloren die letzten Jahre über und so ein Schmerz sollte nicht normal werden. Nach allem, was wir durchgemacht haben, da sollte uns ein schönes restliches ewiges Leben gegönnt sein." "Das ist nicht die Frage, Gwaihir. Mir ist all das natürlich bewusst, doch ich denke sehr wohl, dass viele weiterhin in den Hither Landen leben wollen, nach Valinor ziehen können wir in tausend Jahren immernoch", antwortete ich schnell und sah ihn aufmerksam an. Er hatte seinen Blick wieder gesenkt.

"Dieser Krieg, den wir nun anscheinend führen müssen wird viele Leben fordern", mischte sich Dineth wieder ein. "Was erwartet ihr von mir, soll ich eine große Völkerwanderung nach Valinor ankündigen, nun da wir einen neuen Ort zum Leben gefunden haben?", fragte ich etwas verwirrt. "Ich denke nicht, dass das die Lösung der Probleme wäre, doch ich habe auch gehört, dass viele sich unsicher sind, ob sie wirklich weiterhin hier leben wollen. Wir sollten das nicht alleine entscheiden", sprach Helevorn mit seiner ruhigen Stimme. Mein Blick suchte wieder den seinen. Er hatte vermutlich recht, doch das ganze Volk zusammenzurufen wie zu der großen Reise würde Zeit brauchen, die wir nicht hatten.

Anscheinend war das auch den anderen klar, denn schon herrschte wieder Stille. "Es ist auch die Frage wie viele überhaupt noch von uns übrig sind in 1000 Jahren. Das wird nicht unser letzter Krieg sein", meldete sich eine bis jetzt stille Stimme. Ich wandte meinen Blick ab und atmete kurz durch. Entgegen meines Gewissens musste ich zum Wohle aller entscheiden und das war nicht der Krieg.

"Schickt die schnellsten Reiter aus. Wir werden uns wieder versammeln. Übermittelt ihnen was wir gerade besprochen haben", befahl ich ruhig und stand dabei auf. Die Köpfe mir gegenüber nickten teilweise nur leicht, oder blieben ganz still. Selbst Gwaihir schien die Gefahr zu erkennen, die mein Befehl mit sich brachte, doch es war die beste Entscheidung gewesen. Ein Teil von mir war auch nicht abgeneigt gegen eine Reise nach Valinor. Auch, wenn ich noch nicht lange Königin war, so hatte ich inzwischen doch eine Anzahl von Jahren gesammelt, die nicht jeder Elb oder Elbin erreichte. Legolas war auch sein ganzes Leben ein Prinz gewesen und hatte sich nun entschieden nach Valinor zu fahren und er war sogar ein wenig jünger als ich. Vielleicht war es einfach meine Bestimmung als Königin gewesen mein Volk in die Ewigen Lande zu führen?

Damit war die Besprechung zu Ende und ich konnte den Raum verlassen. Bis die Tür hinter mir geschlossen war, hatte ich kein Wort vernommen. Nicht einmal nach dem Beschluss Sinya Mar zu errichten war der Rat so sprachlos gewesen. Mein Herz wurde schwer, als ich ein paar Elben vorbeigehen sah. Wollte ich überhaupt jetzt schon mit ihnen misegeln? Natürlich reizte es mich die Landen zu sehen, doch genauso hatte ich nicht das Gefühl, dass ich bereits mit diesem Teil Ardas abgeschossen hatte.

Es war noch relativ früh am Tag, also beschloss ich wieder zu meinem Lieblingsplatz zurückzukehren. Inzwischen schien die Sonne wieder, was nach den verregneten Tagen ein warmes Gefühl auf meiner Haut verursachte. Wenn das Wetter die nächsten Tage so bleiben würde, dann wäre das perfekt für eine lange Reise über das Meer, doch das stimmte mich nicht wirklich glücklicher. Sollte so einfach das Ende meines Volkes kommen? Waren wir nicht hartnäckig genug, um uns durchzusetzen gegen diese Aggressoren? Und würden die Orks nicht zu viel Macht bekommen, wenn sie diesen Teil des Landes übernahmen? Das sollte vermutlich nicht mehr mein Problem sein, sobald ich weg war...

Eine kleine Sorgenfalte bildetete ich zwischen meinen Augenbraun, als ich so auf das Wasser schaute. Meine Finger umfassten den Ring auf meiner rechten Hand, welcher noch von meinem Großvater stammte. Er wurde den Königen in der Familie weitergegeben. Ein Land zu regieren war definitiv keine einfache Aufgabe, das war mir von Anfang an klar gewesen, doch manchmal hätte ich immernoch gerne meinen Vater als Ratgeber hier. Ein wenig Wasser sammelte sich in meinen Augen, als ich daran dachte, dass er inzwischen schon mit meiner Mutter zusammen war. Ich hatte kaum Erinnerungen an sie, doch ich wusste, dass ich sie wiedersehen würde, sobald ich nach Valinor kam, das hatte mich immer aufgebaut.

Ich blinzelte die anfänglichen Tränen schnell weg und ein warmes Gefühl umfasste mein Herz. In dem Moment schweiften meine Gedanken auch wieder zu den Menschen aus Rohan, welche gerade in Kerkern saßen. Ich würde sie mit nach Gondor gehen lassen. Sie hatten zwar Hochverrat begangen, doch mein Herz sehnte sich nach einer guten Tat nach all dem Verrat. Ich wollte, dass sich jemand ehrlich über etwas von mir freute und diesen Leuten ihr Leben zu schenken, war mehr, als sie in jedem anderen Königreich erhalten würden.

Aber was sollte aus den Korsaren werden? Sie würden ihren Fehler nie einsehen und mich immer bekämpfen. Außerdem würden sie sich auch kaum für den Angriff entschuldigen. Vielleicht waren sie der Ausgleich zu der Nettigkeit zu den anderen Menschen gegenüber und ich musste sie umbringen? Ich war ein wenig überrascht und auch schockiert darüber, dass sich mein Bauch bei dem Gedanken nicht unangenehm zusammenzog. Berührte es mich wirklich so wenig?

Ich stand noch länger so da oder lief ein paar Schritte zwischen den Blumen entlang. Ich hatte keinen Hunger, war viel zu gefangen von meinen Gedanken. Manchmal war mein Kopf einfach nur leer und ich starrte einfach durch eines der Tore hinaus in die trockene Landschaft. Mein Herz sehnte sich zu den Bäumen meiner Heimat zurück, auch wenn ich mich lange von ihnen verabschiedet hatte. Ein paar von ihnen waren sogar Ents gewesen, sodass man mit ihnen sprechen konnte. Es war ein seltenes Privileg, doch ich hatte es jedesmal genossen.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt