"Dann wird er eben noch eine Weile hier im Krankenzimmer liegen müssen", lächelte ich, wobei uns allen klar war, dass er das nicht wollte, was auch mit einer ruckartigen Bewegung seinerseits beantwortet wurde. "Kann ich zu Legolas, wenn ich diese Dinger nehme?", fragte er grummelnd und sah mich ein wenig hoffnungsvoll an. Ich zögerte kurz. "Ich werde sehen, was sich tun lässt, soweit ich weiß, geht es ihm schon besser", antwortete ich schließlich, worauf er unbefriedigt brummte und mit ungeschickten Bewegungen eine Tablette nahm und sie sich mit einem Schluck Wasser in den Schlund warf.
Die Heilerin nickte zufrieden, verbeugte sich dann noch einmal kurz vor mir und ging auf die Tür zu. Ich sah ihr kurz hinterher, bis ich ihren Platz neben dem Zwerg einnahm.
"Also, wie geht es Euch?" Die Antwort war kurz und ohne Augenkontakt, weshalb ich beschloss ein wenig tiefer auf ihn einzugehen. Überraschend schnell öffnete er sich sogar mir gegenüber und erzählte von seinem Volk, den Mienen von Moria, dem Erebor und seinem Vater und dessen Abenteuer. Ich hatte nicht erwartet so einen langen Besuch bei ihm abzuhalten, doch musste zugeben, dass ich ihn ein wenig genoss. Die Freunde, die ich hier hatte, hatten nicht oft solche Geschichten zu erzählen. Unsterblichkeit war auf Dauer doch ziemlich langweilig. Mir war nie wirklich aufgefallen, wie viele Erlebnisse es in Mittelerde wohl im Gegensatz zu uns gab. Wir hatten tausende Jahre abgeschottet von allem anderen gelebt.Auch, wenn die Abenteuer eines Zwerges nicht mein Geschmack waren, so waren es doch spannende Geschichten über die Zurückeroberung des Erebors und die Hintergründe über den Einen Ring, bei dessen Zerstörung sogar Gimli höchstpersönlich geholfen hatte, wie er erzählte. Ich war mir nicht so sicher, ob ich manchen Passagen wirklich so viel Glauben schenken konnte, doch so etwas, konnte man sich nicht einfach so schnell ausdenken. Teilweise fühlte ich mich sogar ein wenig schuldig nicht bei den großen Schlachten geholfen zu haben, sie hatten schließlich auch über unser Schicksal entschieden und vielleicht wären etwas weniger gestorben, wenn wir dabei gewesen wären?
Wir redeten so lange, dass ich die Zeit erst bemerkte, als von draußen das blasse Licht des Mondes hineinschien. Der König und seine Leute hatten wohl ohne mich gegessen, doch ich fühlte mich nicht wirklich schlecht deswegen. Es kam schon mal vor, dass ein König oder eine Königin nicht beim Essen dabei war, weil es Besseres zu tun gab.
"Ihr müsst Hunger haben", stellte ich plötzlich fest und stand von dem Bett neben dem von Gimli auf. "Oh, das ist nicht so schlimm", tat der Zwerg ab, doch man konnte ihm deutlich ansehen, dass ich recht hatte. "Ich werde Euch jemanden schicken", lächelte ich schnell und legte als Abschied eine Hand auf seine Schulter. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns schon ziemlich gut angefreundet hatten die letzten Stunden über, besser als ich es überhaupt erwartet hätte.
"Arien!", ich drehte mich noch mal um, "geht es Legolas wirklich so gut?" Mein Lächeln verschwand ein wenig. "Ich denke er wird Euch bald besuchen kommen", antwortete ich schnell und verließ das Zimmer, bevor er mir widersprechen konnte. Legolas, er musste ebenfalls den ganzen Tag nichts zu Essen bekommen haben, auch wenn das bei Elben jetzt nicht so schlimm wie bei Zwergen war.
Da ich die letzten Nächte über genug Schlaf bekommen hatte, steuerte ich auf die Küche zu, wo ich jemanden zu Gimli sendete und mir selbst noch etwas mitnahm für Legolas. Durch den Zwerg war ich jetzt motiviert mich auch mit ihm anzufreunden.
Mit dem Teller in der Hand machte ich mich auf den Weg zu den Kerkern unter der Erde. Als ich an den Treppen unten angekommen war, erkannte ich, dass relativ wenige Wachen aufpassten, doch auch mit Rodwen außerhalb des Schlosses gab es noch andere Elben, die ihre Pflichten übernahmen und denen ich eigentlich auch vertraute.Ich kniff leicht meine Augen zusammen, doch trat tiefer zwischen die kühlen Mauern. Alle paar Meter spendeten Fackeln Licht. Wortlos nickte ich zu der Tür von Legolas, worauf mir die Wache aufsperrte. Trotzdem ging ich aufmerksam hinein. Vielleicht lag es auch daran, dass es bereits Nacht war. "Ich habe ein Friedensangebot mitgebracht", lächelte ich und trat die Stufen hinab. Legolas sah überrascht auf und erhob sich. "Sollte ich nicht derjenige sein, der damit anfängt?", antwortete er und sah, ohne einen Blick auf das Essen zu werfen, mir direkt in die Augen. "Hat nicht danach ausgesehen, als ob Ihr das würdet", sagte ich mit einem leichten Lächeln und überreichte ihm den Teller.
"Ich danke Euch", antwortete er ernst, doch machte sich immernoch nicht daran zu essen. "Vielleicht... hat das hier auch noch einen anderen Grund", fing ich schließlich an, wandte meinen Blick ab und ging ein paar Schritte weiter. Er sah mich etwas verwirrt, doch interessiert an. "Ich habe mit Gimli gesprochen, eine ganze Weile und er möchte Euch sehen", erklärte ich schließlich und blickte weiterhin an ihm vorbei, doch konnte ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht erkennen.
"Ihr wollt nicht, dass er erfährt, dass ich hier drinn bin", stellte er fest. Ich konnte den schadenfreudigen Unterton nur zu gut heraushören. Ich wollte gerade zur Antwort ansetzen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Mein Kopf zuckte sofort herum, doch blickte sofort in die eindringlichen blauen Augen, welche kein Wort zuließen. Er schüttelte leicht seinen Kopf und trat an mir vorbei zur Stiege. Ich drehte mich ihm hinterher und beobachtete ihn etwas verwirrt dabei, wie er leise oben ankam. Nun konnte auch ich erkennen, dass die Wache oben sich von uns desinteressiert abgewandt hatte und in den Gang starrte.
Ich seufzte leise und ging ihm hinterher. Neben der Tür drehte sich der Prinz noch mal zu mir um. Ich zögerte ihm die Erlaubnis zu geben meine Wache zu überfallen, doch sein Zweifel war berechtigt. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab, während ich mich an ihm vorbeibeugte und den vermeintlichen Elben genau musterte. Meine Augen blieben an seinen ungewöhnlichen Schuhen hängen. Sie waren so geschnitten, dass einem auf den ersten Blick nicht auffiel, dass die Person, die sie trug lange nicht so groß war, wie sie erschien. Auch bei genauerem Hinsehen des Körperbaues und des Helmes, wurde mir klar, dass es sich nicht um einen Elben handelte.
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Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FF
FanfictionUmbar, ein Gebiet südlich von Mordor, Zuhause der Korsaren, welche sich in der großen Schlacht zum Ende des dritten Zeitalters Sauron angeschlossen hatten, doch besiegt wurden. Welches Schicksal wird sie nun ereilen? Wollte nicht Aragorn, König von...