Kapitel 14

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Am nächsten Morgen, nur ein paar Stunden später, erwachte ich eigentlich recht früh. Ich hatte nicht viel Schlaf gebraucht. Etwas widerwillig zog ich mir wieder ein anderes Kleid an und setzte meine Krone auf. Ich konnte morgen nicht erwarten, wenn die Menschen wieder zurück nach Gondor reisten.

Ich konnte mir denken, dass Legolas als erstes am Morgen zu Gimli schauen würde, also machte ich mich auf den Weg in den Garten. Er war nicht sehr groß und auch lange nicht wo prunkvoll wie der in unserem alten Reich, doch er gab mir trotzdem die Ruhe, die ich brauchte. Was sollte ich nun mit diesen Menschen machen, welche mich gestern angegriffen hatten? Es war Hochverrat, doch ich wollte sie nicht wirklich exekutieren. Wie letzte Nacht konnte immernoch ein Teil von mir ihre Entscheidung nachvollziehen, doch sie hätten einfach mit mir reden sollen. Ich konnte sie nicht einfach wieder laufen lassen.

Ich verschrenkte meine Arme vor meiner Brust und starrte auf meine eigene Reflexion im kleinen Teich vor mir. Mein Vater hatte mir schon lange vor seiner Reise nach Valinor immer mehr Verantwortung übertragen, sodass ich schon Königin war, bevor er mir überhaupt seinen Plan verriet fortzugehen. Ich hatte auch nie an meiner Bestimmung zu regieren gezweifelt, doch es hatte alles seine Nachteile. Manchmal würde ich einfach gerne eine normale Elbin sein mit normalen Sorgen.

Ein Frosch sprang von seiner Seerose ab in das Wasser und zerstörte damit mein Ebenbild. Ich zwinkerte ein paar mal und kehrte wieder in die echte Welt zurück. Hinter mir vernahm ich das leise Tappen elbischer Stiefel. Wenn es eine Wache wäre, dann würde man auch die Rüstung hören, weshalb ich annahm, dass es Legolas sein musste. "Man sagte mir, dass ich Euch hier fände", bestätigte mir seine ruhige Stimme meine Vermutung und ich schwieg kurz.

"Ich nehme an Ihr habt mit Gimli gesprochen?", antwortete ich, doch sah ihn dabei nicht an. Seine muskulöse Gestalt hatte sich inzwischen neben mir aufgebaut und schaute ebenfalls auf das inzwischen wieder ruhige Wasser. Ein kühles Lüftchen brachte mein Kleid zum Knistern. Der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Seine Antwort war ein Schweigen, was mir genügte. "Ich denke Ihr wollt heute noch abreisen?", sprach ich weiter und drehte nun doch ein wenig meinen Kopf zu ihm. Sie hatten lange genug hier Pause gemacht, es schien keinen Grund zu geben länger zu verweilen. Er schwieg ein paar Sekunden und atmete dann durch. Etwas verwirrt drehte ich mich ganz zu ihm. "Was ist los?", fragte ich erst und etwas besorgt. Er war lange kein Feind mehr und wenn ihn etwas beschäftigte, dann hatte das sicher einen guten Grund.

"Ich habe einen Fehler gemacht", sagte er schließlich und sah mir fest in meine Augen. Meine Augenbraun zuckten kurz. Was hatte er getan? Waren die Informationen, die er mir gestern gegeben hatte, falsch gewesen? Aber dann war das doch nicht so schlimm? Rodwen würde eben ohne Ergebnis zurückkommen? "Ich habe vor dem Ringkrieg eine längere Reise durch Mittelerde unternommen und bin dabei auf etwas gestoßen. Es ist ein Zeichen", erzählte er und brach den Blickkontakt wieder ab. Ich konnte mir fast denken worauf er hinauswollte, doch ließ ihn aussprechen.

"Ihr habt Eure Leute vermutlich in den Tod geschickt", sprach er schließlich etwas leiser und nahm wieder das Wasser in den Fokus. Ich atmete kurz durch und schloss meine Augen. "Sagt mir was Ihr wisst", befahl ich schließlich. Ich musste hier meine königliche Seite übernehmen lassen. Ich durfte mich nicht durch Rodwen und ihre Beleiter ablenken lassen. "Es ist ein Zusammenschluss von Orks, Menschen und anderen Wesen. Ich weiß nicht genau wie viele sie zählen, doch sie werden über die Jahre nicht geschrumpft sein." Ich sah ihn abschätzend an. Wenn ein Prinz so etwas sagte, dann konnte das nichts Gutes bedeuten. Er hatte im Ringkrieg gekämpft und wusste, was große Armeen waren.

"Ich denke Ihr wisst, dass ich Euch jetzt nicht so einfach wieder gehen lassen kann", antwortete ich ruhig und seine blauen Augen suchten wieder die meinen: "Ja". Ich seufzte leise und ging an ihm vorbei. "Arien", flüsterte er jedoch, worauf ich wieder anhielt. "Nehmt mich mit. Ich helfe Euch lieber, anstatt hier in einem Kerker zu verrotten", sagte er immernoch leise, obwohl niemand in der Nähe war, der ihn auch nur im Geringsten hören konnte.

"Wie stellt Ihr Euch das vor? Ich kann niemanden entbehren, der auf Euch aufpasst!", zischte ich zurück und drehte mich wieder um. "Gimli wird hier bleiben." Ich kniff misstrauisch meine Augen zusammen. Er würde in einem Kampf vermutlich sowieso keine Chance haben. Er war viel zu alt, Zwerge lebten zwar länger als Menschen, doch sie waren nicht unsterblich und auch, wenn er vermutlich noch sein altes Temperament hatte, so zehrte das Alter an seinem Körper.

Ich entschied mich keine Antwort zu geben, musterte ihn noch einmal und ging dann schlussendlich. Ich hatte Wichtigeres zu tun, als über einen Gast nachzudenken, der gerade einige meine Leute in den Tod geschickt hatte. Ich musste Eldarion irgendwie beibringen, dass er schon heute abreisen musste und letzte Befehle den Gefangenen betreffend erteilen. Die Korsare konnten ruhig auf unsere Rückkehr warten, egal wie lange sie dauern würde, doch um die Menschen wollte ich mich jetzt noch schnell kümmern.

"Königin Arien!", rief jemand, sobald ich das Schloss betrat. Aufmerksam wandte ich mich dem König zu, welcher kurz den Kopf vor mir senkte. Hinter ihm waren zwei seiner Wachen, welche wohl immer bei ihm waren. "Dürfte ich wohl ein Wort mit Euch wechseln?" "Natürlich", antwortete ich und neigte aus Respekt ebenfalls meinen Kopf. Da wir an meinem Hof waren, war das eigentlich nur seine Aufgabe.

Zusammen gingen wir ein paar Schritte von dem Eingang weg. Ich war ein wenig überrascht wie nah mir der König plötzlich kam, als er nicht mehr den Abstand hinhielt, den zwei Könige eigentlich haben sollten, als hätte er eine persönliche Bitte an mich.

Die Bürden Einer Königin // Hobbit & Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt