Epilog

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Endlich habe ich die letzte Nacht in dieser Wohnung hinter mich gebracht, ich werde nie wieder hierhin zurückkehren müssen egal was passiert. Glücklich aufseufzend schließe ich den Reißverschluss meiner Reisetasche, alle anderen Sachen hab ich schon am letzten Wochenende zu Angel gebracht. Und jetzt kann ich komplett zu ihr ziehen.

Zwar wäre eigentlich Schule, es ist ein ganz normaler Dienstag, aber für heute kann ich mich einfach selbst entschuldigen. Wir machen jetzt sowieso keinen neuen Stoff mehr sondern üben nur noch für die Prüfungen weshalb es nicht so schlimm sein wird wenn ich heute fehle. Ich hätte sowieso keinen Nerv mehr für Schule, immerhin kann ich endlich ausziehen. Schon vor einigen Tagen hab ich mich auf heute offiziell umgemeldet und letztes Wochenende als ich bei Angel war, wie immer eben, haben wir alles eingeräumt das ich davor schon mitgebracht habe.

„Bist du sicher das du einfach gehen willst? Wir sind doch deine Familie! Außerdem bist du nochnichtmal mit der Schule fertig, es ist doch noch viel zu früh Dafür" spricht mich im Flur als ich gerade dabei bin mir meine Schuhe anzuziehen meine Mutter an während mein Vater mit verschränkten Armen hinter ihr steht.

Genervt verdrehe ich die Augen während ich nach meiner Übergangsjacke greife, es ist endlich wärmer geworden, und mir diese überziehe wobei ich mich kurz zu ihnen drehe.

„Willst du nichtmal deinen Geburtstag mit uns feiern? Wir sind doch deine Familie" redet sie einfach weiter wobei ich leise aufseufzte, warum kann sie es nicht einfach einsehen.

„Will ich nicht. Und nur weil wir uns einen Stammbaum teilen sind wir noch lange keine Familie, das sind wir nichtmehr seitdem ich elf bin! Lasst mich doch einfach in Ruhe, ihr seid absolut schreckliche Eltern und das einzige das ich jemals möchte war es weg von euch zu kommen! Schiebt euch eure Floskeln sonst wohin" kann ich dieses Mal nicht mehr zurückhalten während meine Mutter kurz getroffen aussieht, dann allerdings auch nur wieder wütend wird während mein Vater ziemlich desinteressiert schaut.

„Was fällt dir ein so mit uns zu reden Fräulein! So läuft das hier nicht!" ist meine Mutter gerade dabei auszurasten wobei ich nur verächtlich auflachen kann was sie für einen Moment verstummen lässt.

„Was willst du denn machen? Ich bin achtzehn, ich tu was ich will. Und wohnen tu ich hier auch nicht mehr, ich bin weg! Enterbt mich meinetwegen halt, das sind sowieso nur Schulden" nutze ich ihr kurzes verstummen während ich den Wohnungsschlüssel von meinem Bund löse und auf den kleinen, abgeratzten Holzschrank neben mir knalle. „Bis auf nimmerwiedersehen" stoße ich schließlich wutentbrannt hervor bevor ich die Wohnung endlich verlasse, und die Treppen nach unten stürme.

Das einzige das ich jetzt noch möchte ist es zu Angel zu kommen, ich brauche sie jetzt einfach während ich die Tasche festhalte und dabei tief durchatme. So hatte ich mir den Auszug von zuhause nicht vorgestellt. Trotz dessen das ich gerade meine gesamte Familie hinter mir gelassen habe fühle ich mich dabei nicht im geringsten schlecht, viel eher wie von einer riesigen Last befreit. Jetzt ist alles das ich tue meine Entscheidung und passiert auf meine Verantwortung. Und das ist das beste Gefühl das ich mir vorstellen könnte.

Seufzend streiche ich mir durch die Haare während ich weiter durch die um diese Uhrzeit ruhigen Straßen laufe und dabei die noch etwas schüchterne Sonnenstrahlen genieße welche langsam hinter den Wolken hervorkommen.

Glücklicherweise ist der Weg zu Angel wirklich nicht lang und ich bin schon ziemlich schnell bei ihr sodass ich dann das Haus betreten kann, immerhin habe ich ja schon den Schlüssel welcher mir jedes Mal wenn ich ihn benutze ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Auch wenn das eher an der Vorfreude auf meine Freundin als an dem Stück Metall liegen wird.

Was auch immer es ist, es zeigt mir das es das hier ist was mich glücklich macht. Nicht meine Familie, nicht irgendein Freund oder so sondern meine wundervolle Freundin welche gerade wohl schon auf mich wartet.

Natürlich ist es noch ziemlich früh nach umgeführt vier Monaten Beziehung zusammenzuziehen aber es fühlt sich für mich einfach richtig an. Auch mit Angel habe ich schon darüber gesprochen, nicht das es ihr zu viel ist oder so, aber auch sie meint es mache sie glücklich.

Und natürlich hatte auch Quinn noch ein Mitspracherecht. Nachdem sie so einigermaßen weiß was bei meinen Eltern so los war, die natürlich nichts von meinem Glück mit Angel wissen, hat sie beschlossen meine Freundin stattdessen genau unter die Lupe zu nehmen. Ich burn wirklich froh das die beiden sich gut verstehen und das Quinn keinerlei Problem mit unserer Beziehung und generell damit hat das ich lesbisch bin.

Alles in allem ist es die letzte Monate wirklich gut gelaufen, noch öfter habe ich ihre Familie getroffen da es mehrere Geburtstage gab und niemand hat mir dort das Gefühl gegeben unerwünscht zu sein. Jonas ist dabei kaum aufgetaucht und wenn doch ist er meist schnell wieder gegangen, worüber ich nicht im geringsten traurig bin. Ich bin einfach froh das niemand sonst ein Problem damit hat das ich damals mit ihm zusammen war. Jedoch ist das jetzt auch egal, ich habe es geschafft damit abzuschließen.

Auch ihre Freunde und einige Mitkommilitonen von Angel habe ich bereits getroffen, auch sie haben mich freundlich aufgenommen und ich fühle mich mit ihnen wohl. Auch Quinn hab ich mal auf eines der Treffen mit ihnen mitgenommen, bei ihr und jemandem aus Angels Studiengang hat es ziemlich gefunkt und ich bin neugierig was daraus werden wird.

Alles in allem bin ich wirklich glücklich zurzeit, etwas das mir lange gefehlt hat und ich jetzt praktisch im Überfluss habe. Auch wenn ich mich niemals deshalb beschwerten würde, am besten soll es einfach für immer so bleiben.

Oben angekommen öffnet sich die Türe schließlich von innen bevor ich den Schlüssel ganz ins Schloß gesteckt habe und ich werde in die Arme meiner Freundin gezogen welche ich nur zu gerne zurückumarme.

„Hey" begrüße ich sie leicht lächelnd und strecke mich ein wenig um ihr einen Kuss zu geben wobei ich von Angel nur ein wenig näher gezogen werde.

„Hi" begrüßt sie mich ebenfalls bevor sie mich in die Wohnung eintreten lässt wobei ich mich so fühle als sei ich endlich angekommen und Zuhause. Was es hoffentlich auch noch sehr lange Zeit sein wird. 

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