Kapitel 14

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Sonntag abends, langsam wie immer in diese Richtung, laufe ich durch die widerliche Kälte nach Hause. Jetzt war ich wirklich wieder das ganze Wochenende weg, es ist auch wieder ziemlich spät, aber länger kann ich es wohl nicht mehr herauszögern.

Leise seufzend stelle ich meine Musik noch ein klein wenig lauter während ich versuche weder an meine Eltern, die mich gefühlte tausend Male angerufen haben, noch an Jonas bei dem ich es gestern auch nicht mehr ausgehalten habe und dir letzte Nacht deshalb mich bei einer meiner Freundinnen, Quinn, verbracht.

Aber nachdem ich gestern mit Jonas über die ganze Sex-Sache geredet habe konnte ich einfach auch nicht mehr bleiben, das macht mich einfach viel zu fertig und bringt mich komplett durcheinander. Deshalb bin ich gegen Abend, nach einem erneuten Versuch meiner Eltern doch gegangen, schließlich würde ich ja nicht wollen das ich am Schluss wieder ewig nicht mehr zu ihm kommen kann und so während ich Quinn eben gefragt habe ob ich kommen könnte.

Was glücklicherweise auch ging, immerhin hätte ich sonst gleich nach Hause gemusst, selbst wenn es jetzt doch soweit ist. Immerhin hat Quinn auch ohne das ich irgendwas erzählen musste oder so, mich gut abgelenkt. Wir haben einfach noch entspannt Filme geschaut und dabei was gegessen und viel über belangloses geredet.

Erst später, als ich nicht wirklich schlafen konnte habe ich nochmal mit Angel geschrieben und dabei auch wirklich von Jonas erzählt, es fällt mir irgendwie viel leichter ihr diese Sachen anzuvertrauen. Vielleicht weil ich sie einfach nicht kenne und alles nur übers Internet läuft. Oder weil ich das Gefühl habe ihr das anvertrauen zu können ohne das sie mich dafür verurteilt.

Quinn würde es sicherlich tun und mir sagen das es halt mein Freund ist und ich mir wenn ich doch sicher bin das er mich liebt auch keine Sorgen machen brauche. So weh tut es ja gar nicht und es ist ja auch schön... aber das ist einfach nichts das mir weiterhilft. Sowas habe ich schon oft genug gehört, da hilft Angel mir selbst wenn sie mir nur sagt das ich überlegen soll warum ich das nicht kann und mich dann entscheiden wenn ich mir sicher bin was ich möchte mehr.

Aber mehr kann man ja auch nicht für mich tun, diese ganze Sache ist irgendwas für das ich selbst eine Lösung finden muss. Wenn schon ich mich selbst nicht verstehe, wie soll jemand anders es dann tun und mir erklären können was ich machen soll, so funktioniert es leider einfach nicht.

Seufzend streiche ich mir meine mehr als nervigen Haare aus dem Gesicht und lege sie mir über meine rechte Schulter ehe ich schließlich in meiner Tasche nach dem Hausschlüssel krame und kurze Zeit später dann schon wieder in unserem warmen Flur stehe.

Nach der Kälte draußen tut das hier schon wieder gut, selbst wenn meiner Meinung nach hier nochmal eine ganz andere Art von Kälte herrscht die ich schon viel zu lange mit diesem Ort verbinde weshalb ich auch schon ganz gut daran gewohnt bin. Was es jetzt nicht unbedingt besser machte.

Leise seufzend möchte ich einfach direkt in mein Zimmer gehen, doch genau jetzt muss mein Vater natürlich aus der Küche in den Flur treten wobei er mich gleich wütend ansieht.

„Ist das dein Ernst? Du gehst raus, ohne Erlaubnis und meldest dich dann nichtmal? Gar nicht? Keine Nachricht wann du zurück kommst?" fragt er mich kopfschüttelnd während ich ziemlich sicher bin das er darauf keine Antwort erwartet, er hat es inzwischen auch schon einfach aufgegeben und sieht in langen Diskussionen keinen Sinn mehr.

Anders als meine Mutter welche kurz darauf auch noch aus der Küche tritt und mich auch sofort wieder böse anschaut, aber was denken sie denn? Ich will doch auch nur in Ruhe mein Leben leben ohne mich ständig mit ihnen rumzuschlagen. So wäre ich nichtmal eine Belastung für sie wie sie es bisher immer rüberbringen.

Schon alleine dieser enttäuschte Blick, als würden sie es bereuen mich zu haben. Nicht das ich kein Wunschkind war, jetzt bin ich es aber ganz sicher nicht mehr. Zumindest mit meinem Verhalten. Dieses hat allerdings auch einen etwas tieferen Grund als einfache Sturheit. Jedoch ist mir das jetzt auch wieder ziemlich egal, ich will einfach nur meine Ruhe haben.

„Was soll das? Mh? So kann das doch nicht weitergehen! Du schleichst dich jetzt sogar noch weg, wir hatten abgemacht das du Bescheid sagst und außerdem haben wir dir verboten weh zu gehen! Und jetzt das gesamte Wochenende, vermutlich bei diesem Jonas den keiner von uns kennt... was soll das alles?" regt sie sich einfach nur weiter auf während ich mich nur zu gerne neben ihnen vorbei drücken würde um endlich in mein Zimmer zu kommen was der einzige ertragbare Ort hier ist... wie ich es doch hasse.

Kein Wunder das ich ihnen Jonas noch nicht vorgestellt habe wenn sie sich so benehmen. Immerhin hat Jonas sich damit abgefunden, meine Eltern machen deshalb immer wieder irgendein nerviges Theater. Ich hasse es einfach, in dieser Familie gibt es wirklich nur Streit.

„Und jetzt antwortest du n ich hat mal? Du sagst gar nichts dazu? Was bitte ist denn falsch mit dir?" fragt sie dann kopfschüttelnd nach und schaut mich wieder enttäuscht an während ich kurz mit den Schultern zucke und mich dann wieder von ihnen abwende um meine Jacke aufzuhängen bevor ich durch den Flur auf die zugehe.

„Darf ich durch?" frage ich einfach nur normal während der Blick meiner Eltern nur noch wütender wird, ich mich aber noch bevor sie anfangen zu reden zwischen ihnen hindurch quetsche und kurz darauf endlich in meinem Zimmer bin wonach erleichtert meine Zimmertüre abschließe ehe ich mich in mein Bett lege und einfach hoffe das es das jetzt war. Ich hasse es einfach ständig mit ihnen zu streiten, sie sollen mich einfach nur in Ruhe lassen. Was ist daran schon so schwer?

Seufzend greife ich nach meinem Handy und lächele leicht als ich eine Nachricht von Angel entdecke.

Fallen_Angel
Und? Wie war der Tag mit deiner Freundin? Fühlst du dich wieder besser?

Fragt sie mich während ich glücklich lächele, sie schafft es wirklich immer sich noch an sowas zu erinnern und richtig nachzufragen, Jonas wüsste nicht mal das ich ihm überhaupt geschrieben hätte... auch wenn ich meinen Freund vielleicht eher nicht mit einer Fremden aus dem Internet vergleichen sollte, vor allem mit einer Frau, doch irgendwie gefällt mir die Vorstellung sie mal wirklich zu treffen oder sonst etwas mit ihr zu unternehmen.

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