-Louis' Sicht-
"Komm schon, Tomlinson. Die anderen warten bestimmt schon auf uns.": drehte sich Henry schräg zu mir, während er einige Schritte vor mir die überfüllten Straßen Londons entlang lief. Er ging mit schnellen Schritten voran, während ich Probleme hatte das Tempo zu halten. An einem Freitag Abend war hier die Hölle los. Die Menschen gingen feiern, einige waren schon betrunken. Doch für uns begann der Abend erst, wenn auch verspätet. Ich hatte mal wieder die Zeit vergessen. Während ich mich an den Menschen vorbei schlängelte, bemerkte ich bereits das altbekannte Ziehen in meinem Fuß. Henry machte es mit seinem Tempo nicht gerade besser, dabei wusste er ganz genau, dass ich vorsichtig sein musste. Seit meiner Verletzung Anfang letzten Jahres konnte ich starke Belastung nicht mehr standhalten. Mit mir war nichts mehr anzufangen und das machte mir täglich zu Schaffen. "Sorry Mate. Ist es wieder dein Fuß?": beäugte mich der Dunkelhaarige vorsichtig, als wir endlich vor dem Eingang des Pubs angekommen waren. Leicht außer Atem nickte ich nur ehe ich mich umsah. Die Lichter der Stadt erhellten die Nacht, als wäre es helllichster Tag. Das war das Einzige, was ich wirklich daran mochte mit den Jungs vom Fußball rauszugehen. Nicht die Tatsache, dass sie eigentlich wirklich gute Freunde waren, oder dass sie mich nur aufmuntern wollten. Sie wollten mich seitdem ich nicht mehr an der Fußballschule war, nicht ausschließen. Am liebsten beobachtete ich das Getümmel der Menschen, die hier so unterschiedlich aufeinander trafen. Gepaart mit den vielen Lichtern und dem Alkohol war es wirklich faszinierend. "Entschuldige... Manchmal vergesse ich einfach, dass das letztes Jahr passiert ist und du nicht mehr mit uns auf dem Platz stehen kannst. Dabei warst du immer einer der Besten.": presste Henry seine Lippen aufeinander und sah mich bedauernd an, was ich jedoch gekonnt überspielte. Ich hatte das ganze Mitleid satt, ich wollte mich einfach ablenken. "Alles gut. Komm lass uns rein gehen.": zwang ich mich zu einem Grinsen, fuhr ein letztes Mal durch meine Haare und begrüßte den Türsteher Ivan bevor ich die Treppe hinunter ging. Gefolgt von Henry.
Der Geruch von Alkohol und altem Holz schlug mir entgegen, als ich den Pub betrat. Ein bekannter Geruch, den ich in den letzten Monaten immer wieder um mich hatte. Nachdem mein Blick suchend durch den Raum wandern ließ, begrüßte mich Quentin mit einem herzlichen: "Tomlinson, hier sind wir.", dabei hatte er seine Hand in die Luft gehoben, damit wir ihn besser sehen konnten. So war Quentin eben, stets freundlich zu jedem. Er war einer der besten Stürmer an der Schule, an der ich für etwa zweieinhalb Jahre sein durfte und einer meiner ersten Freunde dort. Durch ihn hatte ich die anderen fünf, die heute mit am Tisch saßen, kennengelernt. So verloren und traurig ich damals war, war ich ihm unendlich dankbar, dass er sich beim Mittag zu mir gesetzt hatte. Quentin kannte keine Hemmungen, was das Ansprechen fremder Leute anging. Er bemühte sich stets, dass sich jeder wohl fühlte und machte andauernd Witze. Wenn ich ehrlich war, verstand ich nicht jeden davon. "Schön, dass ihr noch gekommen seid. Hatte schon Sorge, dass keiner vernünftig mit mir trinken würde und das an einem freien Wochenende. Das muss man ausnutzen. Kommt ja nicht allzu oft vor, dass wir so richtig feiern können.": klopfte Quentin mir direkt auf die Schulter, als ich mich neben ihm niederließ. Damit spielte er auf die vielen Spiele an, die sie in letzter Zeit hatten. Doch er sagte es nicht direkt, um mich nicht zu verletzen. Knapp verfehlt, würde ich sagen. Die Tatsache, dass ich nie wieder wirklich Fußball spielen konnte, lastete zu schwer auf meine Schultern und jedes Mal, wenn ich in das Gesicht einer dieser jungen Männer sah, wurde ich an das erinnert, was ich nicht mehr haben konnte. Sie würden höchstwahrscheinlich Profifußballer werden. Ich nicht. Ich war nur ein Student zwischen Leuten, die mal Millionen Pfund mit ihrer Lieblingsbeschäftigung machen würden. Noch nie hatte ich mich gleichzeitig so fehl am Platz und so verbunden mit einer Gruppe gefühlt. Es war ein Teufelskreis. "Ja, ich glaube Henry würde heute gerne ein paar mehr trinken, nicht war?": sah ich nach links und grinste Henry an, der mich nur verwirrt ansah. Er hatte uns nicht zugehört, während er mit Chris gesprochen hatte. Ich musste auflachen, ehe auch schon die hübsche Bedienung an unseren Tisch kam, um unsere Bestellung an Getränke aufzunehmen. Miley war aus Deutschland und vor einigen Monaten nach London gezogen. Nebenbei arbeitete sie hier im Pub und bediente uns stets, wenn sich unsere Gruppe hier traf. "Hi Louis.": grinste sie mich breit an, woraufhin ich ihr zu grinste. Nachdem sie mit unserer Bestellung wieder verschwunden war, stieß Quentin mir leicht in die Seite, was mich zusammen zucken ließ. "Ey..": sah ich ihn gespielt böse an und konnte ein leises Lachen dabei nicht unterdrücken. "Wann willst du Miley endlich mal sagen, dass du nicht auf Frauen stehst? Es ist doch mehr als offensichtlich, dass sie auf dich steht.": wackelte mein Kumpel mit den Augenbrauen und entlockte mir ein weiteres Lachen. Die Tatsache, dass ich auf Männer stand, störte hier wirklich niemanden. Es war etwas, dass ich gleich klar stellte, damit es nicht später wie ein Geheimnis wirkte. Ich ging damit seitdem ich es meiner Mum erzählt hatte, wirklich offen um. Auch wenn es an einer Fußballschule viele Leute gab, die es nicht gut hießen, ließen die meisten mich in Ruhe und in der Uni fragte sowieso niemand danach. Dort hatte ich bis heute kaum Freunde gefunden, mehr so flüchtige Bekannte, mit denen ich besser auskam als mit dem Rest. Zudem war Liam auch an der Uni, studierte jedoch nicht wie ich Lehramt mit Schwerpunkt Musik und Geschichte, sondern Soziale Arbeit, womit er schon fast durch war. Die Zeit, in der ich an der Fußballschule war, hatte er mir natürlich voraus. In dieser Zeit entdeckte ich auch meine Leidenschaft zur Musik. Leider hatte Liam heute keine Zeit mitzukommen. "Ich weiß nicht. Bis jetzt kam ich nicht dazu.": gab ich ehrlich zu und sah etwas verlegen auf meinen Schoß. Es war mir unangenehm, dass eine so attraktive Frau wie Miley auf mich stand. Ich wollte schließlich nicht ihre Gefühle verletzen, sollten die anderen Recht behalten. "Ach Louis, du bist zu lieb. Ich kann dir das gerne abnehmen. Miley ist schon eine Hübsche.": grinste Chris von der linken Seite des Tisches zu mir herüber. Er war schon länger hinter der Blonden hinterher und ich konnte es ihm nicht verübeln. Sie war wirklich süß. "Dann nichts wie ran da.": lachte ich leicht auf, wobei die anderen mit einstimmten und wie aufs Stichwort kam Miley mit unseren Getränken zurück. Dies war Runde eins von vielen die folgten.
"Glaub mir Tomlinson, wenn ich auf Männer stehen würde, wärst du vor mir nicht sicher. Ich würde dich schneller ins Bett kriegen, als das du bis drei zählen kannst.": lallte mir Quentin von rechts ins Ohr. Es war bereits mitten in der Nacht, irgendwas gegen drei Uhr morgens und wir waren bereits alle ziemlich betrunken. Ein Runde nach der anderen ging bei uns über den Tisch, wobei Miley jedes Mal etwas länger bei uns blieb, um mit mir zu reden. Sie ging meist erst dann, wenn sie schon von ihren Kollegen gerufen wurde. Mein Blick lag glasig auf dem Mann neben mir. "Ja, ja das sagt ihr immer alle, aber dafür liebt ihr Frauen viel zu sehr.": lachte ich auf und nahm einen nächsten Schluck. War überhaupt noch Alkohol in dieser Mischung? Schmeckte nur noch wie Cola. Vielleicht sollte ich Miley bitten, mir mehr Vodka zu besorgen. "Da hast du vielleicht recht, aber ich sag es ja nur. Ich verstehe nicht, wie du single sein kannst.": versuchte er mich ernst anzusehen, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass er fast an mir vorbei sah. Die vielen Shots, die wir tranken, hatten niemanden von uns kalt gelassen. "Tja, ich bin ganz zufrieden damit.": log ich und das schwache Bild eines braunhaarigen Lockenkopfs flackerte vor meinen Augen auf, welchem ich traurig entgegen lächelte. Schnell einen nächsten Schluck. "Ach, quatsch. Das kaufe ich dir nicht ab. Komm wir suchen dir jetzt einen hübschen Mann hier.": lallte Quentin weiter auf mich ein und schob mit wackeligen Beinen seinen Stuhl nach hinten, um mich dann am Arm mit hoch zu ziehen. "Nein, hör bitte auf damit. Hier gibt es doch eh nur so komische Typen wie uns oder versoffene alte Männer, die schon über 50 sind.": lachte ich schwankend neben ihm und hielt mich leicht an seinem Arm fest. Meine Toleranzgrenze für Alkohol war heute definitiv überschritten. "Vielleicht hast du ja recht, aber nicht wenn der hübsche Barkeeper heute wieder arbeitet.": klinkte sich nun Henry mit ein, der sich ebenfalls erhob und Richtung Bar nickte. "Da ist er ja.": lachte Quentin viel zu laut und zeigte mit dem Finger in die gleiche Richtung wie Henry. Mein benebelter Blick folgte den beiden und ich erschrak bei dem Anblick. Mein Blut gefror und ich hatte das Gefühl wieder nüchtern zu sein. Schnell drehte ich mich um und setzte mich wieder auf meinen Platz um tief durchzuatmen. Mein Herz raste. Harry. Der hübsche Barkeeper war Harry. Mein Harry. "Hey, jetzt sag nicht, dass er nicht gut aussieht, Louis.": runzelte Quentin die Augenbrauen und setzte sich, genauso wie Henry wieder neben mich. Ich setzte die restliche Mischung an und trank sie in eins aus. Doch mein Herz raste weiter, meine Hände begannen zu zittern. Was machte er hier? "Alles gut bei dir? Du siehst aus, als hättest du ein Geist gesehen.": legte Henry eine Hand auf meiner Schulter und sah mich besorgt an. Obwohl er betrunken war bemerkte er meine Reaktion. Der ganze Tisch tat es, denn sie sahen mich alle erwartungsvoll an. "Ja... Ja es ist alles gut. Ich gehe nur kurz raus. Eine rauchen.": erwiderte ich knapp und stand auf. "Aber Louis, du kannst doch hier drin rauchen.": rief Henry mir hinterher, was ich ignorierte. Vielleicht hatte ich ja wirklich nur ein Geist gesehen.
---
1602 words.
Hey Guys, ich bin wieder da. Tut mir leid, dass es doch länger gedauert hat. Ich hoffe euch gefällt es bis jetzt? Kommentare dazu wären brilliant :)! All the love, W.
DU LIEST GERADE
He calls me "Haz" - larrystylinson
Fanfiction"Nie hätte ich je gedacht noch einmal in diese Augen schauen zu dürfen. Es ist Schicksal, dass ich ihn wieder getroffen habe und dieses Mal werde ich ihn nicht gehen lassen." Fortsetzung zu "He calls me 'Lou'".