1 Teil; Die Meute

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Aus Sirays Sicht:

Ich drehte meinen Kopf beim Laufen für einen Moment nach hinten um und prompt landete ich unsanft und keuchend am Boden. Sofort rappelte ich mich wieder auf um weiter zu rennen, trotz meines ständigen nach Luft ringens, weil ich hier weg musste.

Die Leute die hinter mir her waren, wollten mir nichts Gutes, wobei ich nicht ganz unschuldig war was das betraf. Na gut. Ich war selbst daran schuld, dass ich nun in der Klemme saß und die Leute mir am liebsten den Kopf abreißen würden.

Bei dem Versuch weiter zu laufen belastete ich mein rechtes Bein, das sofort höllisch schmerzte und gleichzeitig schlagartig nachgab. Ich hatte mir das Bein wohl gerade angeschlagen als ich gestürzt war, aber dafür hatte ich jetzt echt keine Zeit.

„Verdammt" stieß ich hervor und machte, dass ich im ersten Moment humpelnd so schnell wie möglich wegkam, immer höher den Berg hinauf. Was ich dort eigentlich wollte wusste ich selbst nicht, ich hatte gedacht, dass mir die Meute nicht auf den Berg hinauf folgen würde, doch weit gefehlt! Da machte sie sich auch schon hinter mir bemerkbar:
„Dort ist er!", rief einer.
Ein anderer meinte zuversichtlich: „Den haben wir gleich!"
„Wenn ich dich in die Finger bekomme!", schrie ein anderer wütend, so als würde er mich am liebsten in Fetzen zerreißen.

Dann begannen auch schon zu meinem Entsetzen Pfeile auf mich herab zu regnen. Wobei die meisten mich ganz und gar verfehlten, während einige knapp an mir vorbei schrammten und ich vor Schreck öfters zusammenzuckte.

Gute Schützen waren das allemal nicht, zumindest das war zu meinem Vorteil an diesem miserablen Tag. Ich lächelte erfreut, bei dem Gedanken, dass sie mich nicht so schnell oder hoffentlich gar nicht erwischen würden. Doch plötzlich verging mir dieses, als ich die Spitze des Berges erreichte und es jetzt nur noch im freien Fall hunderte von Metern hinunter gehen würde.

Erschrocken blickte ich die Felswand hinunter, ging auf die Knie und stützte mich vorne an der Felswandkante ab um besser in die Tiefe blicken zu können, während ich mich fragte wie ich nun meine Flucht fortsetzen sollte.
Dort hinunter zu springen war reiner Selbstmord, aber die Meute würde mir nicht folgen.

Also lieber sterben, in dem ich hinuntersprang oder sterben durch die Hände der Leute die hinter mir her waren, die mich nur schwer verletzen würden um mich dann den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Um nur eine der Variante, von vielen aufzuzählen die mir gerade durch den Kopf schossen. Was auch immer sie mit mir vorhätten, so genau wollte ich das erst gar nicht wissen.

Als ich noch angestrengt nachdachte, spürte ich auf einmal einen stechenden Schmerz in meiner linken Schulter, mein linker Arm gab wie automatisch nach und ich begann tatsächlich vorne über zu kippen. „Ich habe ihn getroffen", rief einer triumphierend in einiger Entfernung, indessen ich verzweifelt versuchte mit meiner rechten Hand irgendeinen Halt zu bekommen um nicht hinunter zu stürzen, weil ich ja doch an meinem Leben hing.
Doch da war es auch schon zu spät, ich fiel in die Tiefe, die mich wie einen alten Freund durch die mir entgegen schlagende Luft umarmte, bevor ich auch schon das Bewusstsein verlor.



Ich hatte keine Ahnung wo ich war, geschweige denn, dass ich wusste, ob ich überhaupt noch am Leben war. Mit all meiner Macht versuchte ich meinen Arm zu heben, der mir als Antwort einen stechenden Schmerz in der Schultergegend schickte.
Okay, ich war ganz eindeutig noch nicht tot!

Mein Kopf dröhnte, mein ganzer Körper schien aus einem einzigen Schmerz zu bestehen, während ich in der Ferne leise Stimmen wahrnahm, die immer leiser wurden, bis sie schließlich nicht mehr zu hören waren.
Meine Augenlider konnte ich nicht öffnen, auch wenn ich es noch so sehr versuchte, es blieb stockdunkel und langsam aber sicher driftete ich in die eiskalte Dunkelheit ab die mich schlussendlich verschluckte.

Berg MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt