Aus Dianas Sicht:
Ich öffnete die Tür, nachdem ich die Holzkiste auf die Falltür gestellt hatte, um sie einerseits zu verstecken und andererseits damit Siray nicht hinaus kommen könnte um sich selbst zu verraten, falls es unschön für mich werden sollte. Immerhin waren da draußen die Bauern, die meine Wölfe verspeisen wollten und dieser junge Mann mit den braunen längeren Haaren, der nach Siray suchte. Wenn das mal kein Zufall war, dass sie gleichzeitig kamen.
„Wie kann ich euch weiterhelfen?", fragte ich die Gruppe so nett wie möglich lächelnd, obwohl ich sie allesamt am liebsten den Berg hinunter gejagt hätte.Die Bauern schauten mich eine Sekunde entgeistert an, dann warfen sie mir jedoch einen bösen Blick zu. Einer von ihnen wollte bereits vortreten um mich wahrscheinlich grob am Gewand zu packen und zu fragen wo ihr Mittag-, Abendessen und Frühstück geblieben ist.
Doch der junge Mann hielt ihn mit einer einzigen Handbewegung vom Weitergehen ab.
„Das ist sie.", sagte der Bauer verärgert, während nun auch der junge Mann seine Augenbrauen überrascht hob.
„Wie konnte ich nur so unhöflich sein, ich bin Prinz Seth. Wie heißt ihr?", fragte er höflich.
Bitte was?? Prinz Seth?! Was hatte Siray getan, dass sogar der Prinz Jagd auf ihn machte?
„Mein Name ist Diana", sagte ich, möglichst ohne die Fassung zu verlieren, da gerade ein Prinz vor mir stand und mich bei der kleinsten Verärgerung in einen Kerker werfen oder gleich hinrichten lassen könnte.
„Sehr erfreut", sagte er lächelnd und begann dann mit dem eigentlichen Thema, warum er hierhergekommen war: „Ich fragte dich ja bereits, aber hast du seitdem einen jungen Mann mit besagten schwarzen Haaren und üppiger Kleidung gesehen. Er müsste womöglich auch schwer verletzt sein, da er von einem Felshang hinuntergestürzt ist."
„Das klingt furchtbar,... ich habe jedoch niemanden gesehen, der zu deiner Beschreibung passt", sagte ich, während ich geschickt vortäuschte schockiert zu sein. „Zu schade", sagte Seth und wollte auch schon wieder umdrehen und gehen, als sein Blick and den Stinkeschuhen von Siray hängen blieb.
„Wem gehören diese hier", fragt Seth und zeigte auf die Schuhe.„Die habe ich gestern gefunden, weiter unten,...", log ich und beschrieb ihnen ganz genau wo Siray hätte landen können, wenn er noch weiter den Felshang hinunter gestürzt wäre. Denn ich kannte diesen Berg hier wie meine Westentasche.
„Und bei den Schuhen war keine Person mehr dran?", fragte Seth misstrauisch.„Nein", sagte ich kopfschüttelnd: „es war keine Person mehr dran,... nur seine abgetrennten Beine", schockiert über mich selber, dass ich dermaßen übertrieb, das es schon wieder auffällig war, hätte ich mich am liebsten geohrfeigt.
Da bekam ich auch schon eine Faust vom Bauern ins Gesicht geschlagen, der vorher schon zu mir gewollt hatte. Gleichzeitig schrie er: „Eine Lüge! Das ist eine Lüge!"Ich hielt mir meine Wange die schmerzte und bemerkte, dass diese auch blutete, da der Bauer anscheinend einen Ring trug, der einen Kratzer auf meiner Wange hinterlassen hatte.
Schwer schluckend, sah ich wieder vom Boden auf, um zu sehen, was nun als nächstes passieren würde. Würden sie mir irgendetwas antun, mich verschleppen, niederschlagen?...Doch Seth wies den Bauern nur in seine Schranken und entschuldigte sich danach aufrichtig bei mir, bevor er mit der ganzen Mannschaft wieder abzog und sich auf die Suche nach dem Ort machte, den ich ihnen beschrieben hatte.
Ich stand noch eine Weile so da und schaute ihnen hinterher, während ich mich fragte warum Seth bereits ging. Hatte ich so gut gelogen? oder... warum folgte er dem Weg, den ich genannt hatte?Ich wusste ich sollte eigentlich glücklich darüber sein, aber irgendetwas daran ließ mich einfach nicht los...
Schluckend, löste ich mich kopfschüttelnd aus meiner Starre, bevor ich wieder die Tür zu machte, zur Falltür ging, die Holzkiste auf die Seite räumte und alle vier herausließ.
Siray kam sofort heraus und fragte mich schockiert, was passiert war, als er meine blutende Wange sah. „Nichts, es ist nicht schlimm.", sagte ich zu Boden blickend, während ich versuchte den Kratzer mit meiner Hand zu überdecken „Lass mich mal sehen.", bestand Siray darauf. Widerwillig gab ich den Blick auf meine Wange frei und er sah sie sich an.
„Sie waren wegen mir hier, stimmts?", fragte Siray und dennoch schien er sich dessen sicher zu sein. „Nicht nur...", meinte ich und ging zu meiner Tasche, die in der Wolf Ecke lag, ohne auf seine Reaktion zu warten. „Wegen was waren sie sonst noch hier?", fragte Siray, während er mir hinterherging.Innerlich mit mir ringend ob ich ihm von dem kleinen Zwischenfall erzählen sollte als die Bauern fast mein Rudel zum Abendessen gegessen hätten, platzte mir heraus, was mich am meisten beunruhigte: „Verdammt Ray! Prinz Seth ist hinter dir her!", brüllte ich ihn an, nachdem ich mich abrupt zu ihm umgedreht hatte. „Prinz Seth!", wiederholte ich noch einmal, als wäre es das Unmöglichste was es geben könnte.
„Ich weiß,... ich...", entgegnete er.„Was hast du getan um von ihm gejagt zu werden?", fragte ich angespannt.„Das... ich kann dir das nicht erzählen...", sagte er ruhig, doch mit Bestimmtheit in seinen Worten, als würde er seine Meinung dazu nicht mehr ändern.„Warum kannst du nicht? Vertraust du mir nicht?! oder was...?!", fragte ich aufgebracht, schon fast schreiend. „Doch ich vertraue dir! Mehr als irgendjemandem sonst... es ist nur...", sagte Siray, schloss währenddessen seine Augen und presste seine Lippen aufeinander, als müsste er sich selber davon abhalten alles zu erzählen.
„Es geht nicht nur um dein eigenes Leben! Mein Rudel wäre fast getötet worden, nur um als Mittagessen her zu halten! Es wäre das beste du verschwindest einfach!", schrie ich ihn an, meine Beherrschung schon längst verloren. Wenn es darum ging mein Rudel zu beschützen, brannten bei mir alle Sicherungen durch. Denn sie waren das einzige, das ich hatte.
„Ich wünschte ich wäre dir nie begegnet...!", kam es aus meinem Mund und kaum war es draußen bereute ich es bereits. „Ich verstehe...", murmelte er, drehte sich dann schwer schluckend um und ging in Richtung Bett.
„Warte, ich...", rief ich ihm voller Wehmut hinterher. „Ich habe schon verstanden! Ich verschwinde ja schon!", sagte er laut, doch keine Verärgerung schwang in seiner Stimme mit, es war mehr ein Hauch von Schuld der sich da zu erkennen gab.
„Das habe ich so nicht gemeint!", rief ich ihm verzweifelt hinterher, während die Tränen begannen mir die Wangen hinunter zu laufen.Doch er saß einfach nur auf dem Bett, mit dem Rücken zu mir, hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben und machte keine Anstalten auch nur irgendwie zu reagieren.
Was hatte ich nur getan? Ich hatte mich selbst nicht unter Kontrolle! War das denn ein Wunder? Ich lebe ja kaum unter Menschen,... seit meine Mutter verschwunden war...Aber sowas durfte mir nicht noch einmal passieren!
Am besten ich gehe zu ihm und...Ich blickte vom Boden auf, auf den ich gestarrt hatte und sah zu Siray hinüber, doch dieser schien in Gedanken versunken mit sich selbst beschäftigt zu sein.
Am besten ich störe ihn im Moment nicht weiter und rede mit ihm, wenn wir uns beide etwas beruhigt haben. Obwohl Siray gar nicht aufgebracht war... das war ganz allein ich.
Nicht wissend, was ich mit mir selbst anfangen sollte, verkroch ich mich in die Ecke wo die Wölfe immer lagen und starrte Löcher in die Luft, während ich hoffte, dass Siray mir verzeihen könnte was ich gesagt hatte.
Oder würde er tatsächlich gehen?Und was würde dann aus mir werden? Würde ich zu meinem Alltag zurückkehren?Könnte ich das überhaupt? Wäre ich dazu überhaupt imstande, zu meinem normalem Leben zurückzukehren, nachdem Siray meine Welt so auf den Kopf gestellt hatte?
Was würde mein Herz dazu sagen, wenn er gehen würde und ich nicht wüsste ob er nun in Sicherheit oder schon längst von seinen Verfolgern geschnappt worden war?Aber das Schlimmste würde wohl bleiben, dass ich ihn nie wieder sehen würde... und das wollte ich auf garkeinen Fall!
DU LIEST GERADE
Berg Mädchen
AdventureEin Mädchen, alleine oben in den Bergen, ihre Mutter vor Jahren verschwunden, als auf einmal ein junger Mann auftaucht der ihre Hilfe benötigt und von irgendjemandem verfolgt wird. Mit dieser Begegnung ändert sich ihr gesamtes Leben und würde nie wi...