Aus Sirays Sicht:
Schweißgebadet und keuchend komme ich zur mir. Ich fühlte mich ausgelaugt. Als hätte jemand auf mir rum getrampelt, mich zwischen den Zähnen gekaut und wieder ausgespuckt. Das perfekte Wort dafür zu finden wäre Zeitverschwendung, ich fühlte mich schlicht und einfach mies, total mies.
Und immer noch, nach was weiß ich wieviel Zeit, bestand mein ganzer Körper aus einem einzigen Schmerz. Meine Augenlider sind schwer wie Blei, aber vielleicht würde ich sie trotzdem aufbekommen.
"Mmhhhh...." noch ein Stück,.... noch ein kleines Stück, dann hab ich es geschafft,... "mmmmhh..." ich habe sie offen! "Oder auch nicht... Alles ist Dunkel, na das hat es ja gebracht", dachte ich schnaufend. Den Rest meiner Kraft werde ich besser verwenden!
Okay, wo bin ich hier gerade?Atemtest: *einatmen* *ausatmen*, Check
Riechtest: Hier riecht es.... nass, kalt und irgendwie nach nassem Hund ... nach nassem Hund? ich habe sie doch nicht mehr alle! Auf einem Berg ein Hund?
Was denke ich da bitte...Apropos kalt, mein Hintern ist eiskalt! Wie mich das aufregt!Oh Mann, wo bin ich hier nur gelandet... Moment mal.... Das Letzte, an das ich mich erinnern kann ist, dass ich... Meine Augen weiteten sich in Erkenntnis, während mir Wörter durch den Kopf schossen: „die Felswand hinunter gestürzt bin!"
Ruckartig wollte sich mein Körper von alleine aufsetzen, doch er hatte die Rechnung nicht mit meinen Verletzungen gemacht. Von Höllenschmerzen geplagt ließ ich mich fluchend auf den Boden zurücksinken und atmete erst einmal ein und wieder aus. Der Boden ist hart,... ganz klar Steinboden,... eiskalter Steinboden. Und was ist das hier? Neugierig streckte ich meinen Arm trotz der Schmerzen zu dem Bereich aus, wo etwas Warmes dicht bei mir lag. Ich griff auf etwas das schön flauschig, warm und weich war und ehe ich mich versah, war ich durch diese Berührung bereits völlig weggetreten.
Als ich durch mein Augenlied ein helles Licht wahrnahm, kam ich wieder zu mir. Langsam öffnete ich meine Augen die immer noch träge waren und blickte einen kurzen Augenblick in ein viel zu grelles, blendendes Licht, das mir fast meine Augen einschlug, bevor ich sie schlagartig wieder schloss.
"Oh Mann...", murmelte ich und wollte mich wie jeden normalen Morgen in meinem Bett aufsetzen. Ein Stich jedoch der sich ausgehend von meiner Wirbelsäule durch meinen ganzen Körper zog ließ mich für einen Augenblick erstarren, bevor ich wieder auf den Boden sank, wo ich keuchend an die Decke starrte.„Eine Steindecke", stellte ich plump fest und keuchte vor mich hin. Nichts war in meinem Kopf außer Leere. „Eine Steindecke!", teilte mir erneut meine Wahrnehmung mit.Ich musste mehrere Male blinzeln um mir klar zu werden, was das eigentlich bedeutete. Ich lag nicht in meinem Bett! Und das, was ich diese Nacht geträumt hatte, dass ich wegen ein paar Unannehmlichkeiten von einer Meute gejagt wurde und schließlich einen Felshang hinunterstürzte, war dann wohl doch kein Traum gewesen, sondern die Realität!
"Oh Mann...", murmelte ich erneut. "Ich hätte die Karotten vom Bauern doch nicht klauen sollen", sagte ich ernst und lachte dann leicht: "und wenn schon, das hat ihm nicht geschadet.""Du klaust?!!", erklang plötzlich eine Stimme von weiter weg. Dann waren Schritte hinter mir zu hören die immer näher kamen und schließlich bei meinem Kopf anhielten.Ich visierte den Kopf der Person an, die auf mich herab schaute und die unscharfe Sicht wurde langsam klarer. Es war das Gesicht eines Mädchens mit leicht zerzausten, langen braunen Haaren das nicht älter als 17 Jahre alt sein konnte. Für einen Moment sahen wir einander nur stumm an, dann lachte ich laut los, da ich tatsächlich für einen Augenblick gedacht hatte, ich wäre in Gefahr.
"Was gibt es da zu lachen?", fragte sie ernst."Nichts", gab ich leicht lachend zurück.Das Mädchen hob nicht überzeugt eine Augenbraue und kniete sich dann neben mich.Ich drehte meinen Kopf zu ihr, um sie weiterhin im Blick zu haben, doch schon diese kleine Bewegung versetzte mir einen Stich im Nacken."Du klaust also?", fragte das Mädchen, was eher eine Feststellung war."Ja", gab ich offen zu, ich war sogar stolz darauf, aber nur weil es von den richtigen Leuten war."Mmhhh", gab sie von sich, während sie in ihrer Tasche herum kramte, was so viel heißen sollte wie "Ah ja".
Dann holte sie auch schon irgendwelche Kräuter hervor.Mein Gesichtsausdruck musste dabei echt verwirrt aussehen, denn ich hatte echt keinen Plan was sie damit wollte. Wollte sie hier jetzt eine Suppe kochen? Nur wo hatte sie dann den Topf und das Feuer gelassen?
Suchend wanderten meine Augen durch die Höhle, als das Mädchen zu lachen begann.Ich blickte sie nur fragend an, doch es brauchte nicht lange, da hatte sie mich schon in ihren Bann gezogen. Ihr Lachen war nicht gefälscht, wie das all der anderen, die ich bis jetzt gesehen hatte. Ihr Lächeln war echt und vollkommen rein.
Nachdem sie sich wieder eingekriegt hatte, griff sie, mit ein paar Kräuterblättern in der Hand, in die Richtung meiner Schulter, die provisorisch mit einem Stück Stoff verbunden war, was ich erst jetzt bemerkte. Aus Reflex wollte ich sie davon abhalten mir zu nahe zu kommen. Und wieder kamen mir meine Schmerzen in die Quere als ich meinen Arm abwehrend heben wollte.Sie ließ ihre Hand wieder sinken und schaute mich nachdenklich an. Ich schluckte schwer, atmete ein paar Mal ein und wieder aus um die Schmerzen los zu werden bevor ich meinen Mund öffnete und sie keuchend fragte: "Was tust du da?""Wie sieht es denn aus? Ich helfe dir. Das sind schmerzlindernde Kräuter, die werden dir helfen.", sagte sie, während sie ein wenig mit dem Kräuterbüschel in ihrer anderen Hand herum wachelte.
"Na gut, OK...", fürs Erste gab ich mich geschlagen, aber nur fürs Erste, einen Versuch war es allemal wert, es konnte ja nicht schlimmer werden, hoffte ich jedenfalls.Ihre Hand nach meiner Schulter ausstreckend erwischte ich mich selbst dabei, wie ich Luft anhaltend darauf wartete dass der Schmerz bei der kleinsten Berührung von ihr einsetze. Sie löste den Verband vorsichtig, aber kein Schmerz setzte ein. Auch als sie die Blätter auf die Wunde legte, brannte es nur kurz, der Schmerz allerdings blieb aus.
Ich atmete erleichtert aus, als das geschafft war und sie die Wunde wieder verbunden hatte . Sie blickte mich einen kurzen Augenblick an und machte sich dann daran die nächste Wunde zu behandeln. Von mir kam ein Murren, da ich eigentlich gehofft hatte, dass dies die einzige war, aber was konnte man schon erwarten, wenn man einen Felshang, was weiß ich wie viele Meter hinuntergestürzt war. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich nicht gestorben war sondern als Trümmerhaufen überlebt hatte.
Seufzend, starrte ich an die Decke, während sie geschickt all die Wunden behandelte, die ich mir zugezogen hatte, bis nur noch die an meinem Hinterkopf übrig war. Als sie meinen Kopf anhob, zog sofort eine Schmerzenswelle durch meinen Nacken, wodurch ich augenblicklich verkrampft die Luft einsog.„Entschuldige", sagte sie mitfühlend als wäre es ihr eigener Schmerz.„Mach einfach weiter", brachte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Sie legte ihre Tasche unter meinen Nacken und ließ meinen Kopf behutsam wieder sinken um ihre Kräuter auf meine Wunde zu geben und den Verband danach wieder zu schließen.
"Hast du die Wölfe eigentlich irgendwo gesehen?", fragte Sie beiläufig und schaute sich suchend um. "Die was?", fragte ich ungläubig, da ich hoffte mich verhört zu haben."Die Wölfe", wiederholte sie für mich, unterdessen sie nun aufstand und anfing zu rufen: „Lupus. Lupus wo bist du?! Lupus!.... Cloudy? Rainy?..."Währenddessen lief sie einmal in die hellere Richtung der Höhle und einmal in die dunklere, bis sie schließlich mit den Worten: "Das kann doch nicht wahr sein." abdampfte und mich verdutzt zurück ließ.
Wölfe? Hier waren Wölfe?! Ich schluckte schwer.Hatte mich die Meute tatsächlich in die Hände bekommen und hier zurückgelassen, damit die Wölfe mich bei lebendigem Leibe auffressen?!
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Berg Mädchen
AventuraEin Mädchen, alleine oben in den Bergen, ihre Mutter vor Jahren verschwunden, als auf einmal ein junger Mann auftaucht der ihre Hilfe benötigt und von irgendjemandem verfolgt wird. Mit dieser Begegnung ändert sich ihr gesamtes Leben und würde nie wi...