Teil 22; Qualen 1/3

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Aus Dianas Sicht:

Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Bett, das ich nicht kannte. Verwirrt setzte ich mich auf und blickte mich im Raum um, doch auch diesen Raum hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Diesem Stoff und all den edlen Möbeln nach zu urteilen... war ich... im Schloss!

Hastig blickte ich mich um, doch niemand außer mir war in diesem Raum. Ich musste hier so schnell es ging verschwinden und Siray davon abhalten hierher zu kommen! Ich wollte bereits aufstehen, als die Tür aufging und ich mich schnell schlafend stellte. Jemand trat neben mein Bett, stellte etwas am Nachtkasten ab und hielt mir die Hand prüfend an meine Stirn. Jedoch waren die Finger so weich, dass sie von einer Frau sein mussten, was mich beruhigte, da ich nicht im Geringstem wollte, dass sich Seth um mich kümmerte! Er sollte sich einfach... einfach... was weiß ich... Er sollte einfach spurlos von der Welt verschwinden... und Siray am Leben lassen!

Dann verschwanden die Schritte wieder aus dem Zimmer und die Tür wurde geschlossen. Ich öffnete meine Augen und schaute zum Nachtkasten, um zu sehen, was die Person dort abgestellt hatte. Es war ein Teller voll mit Essen. Essen, das ich noch nie gesehen hatte! Erstaunt und hungrig setzte ich mich auf und griff nach dem ersten Stück. Nur um dann gleich erneut zuzugreifen und mir das leckere Essen in den Mund zu schieben.

Ich hatte gerade hinunter gegessen und wollte erneut etwas davon nehmen, als die Tür unvermittelt aufflog, Seth im Türrahmen stand und mich direkt ansah. Panik stieg in mir auf. Was sollte ich nun tun? Um mich schlafend zu stellen war es nun wirklich zu spät!

Ohne mich zu bewegen, starrte ich in seine Richtung. Einen Augenblick sahen wir uns nur an, bis Seth schließlich einen Schritt auf mich zu machte und ich schlagartig ein Stück zur Seite machte, sodass ich fast auf der anderen Seite des Bettes hinunter fiel.

Seth machte bereits weitere Schritte auf mich zu, während ich eine Sekunde zögerte und mich dann absichtlich aus dem Bett fallen ließ. Wie gedacht beugte er sich über das Bett um nach mir zu sehen, doch ich nutze diesen Augenblick geschickt aus um mich wieder aufzurappeln und aus dem Zimmer zu rennen, während er mir überrascht nachblickte. Ich rannte in irgendeine Richtung, von der ich glaubte, dass ich dort den Ausgang finden würde. Doch es brauchte nicht lange, da war ich bereits in einer Sackgasse gelandet und der Prinz, der mir nach gekommen war, hatte mich eingeholt.

„Wo willst du denn hin?", fragte er grinsend, nachdem er mich am Arm gepackt hatte. Meine Lippe aufeinander pressend schaute ich ihn böse an, da er sich ja eigentlich denken konnte wo ich hin wollte!„Du bist so ein stures Mädchen", sagte er belustigt, während er mich am Arm den Gang entlang zog, indessen versuchte ich mich von ihm los zu reißen, was jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen war.

Schließlich zerrte er mich in einen großen Raum und schloss die Tür hinter uns, bevor er mich gegen die Wand drückte und meinte: „Du denkst wohl, du kannst entkommen, doch du gehörst nur mir", dabei strich er mir über die Wange und schaute mich mit seinem machthaberischen Blick an. Doch das Einzige, was in mir hoch kam war Abneigung und Wut.

„Das hättest du wohl gerne.", meinte ich aufgebracht, woraufhin ich ihn kraftvoll von mir wegstieß und er überrascht nach hinten taumelte. „Wenn du mich auch nur noch einmal anfasst, dann!...", drohte ich ihm wütend, bereit ihm mit Vergnügen einen Tritt in seine Kronjuwelen zu verpassen, wenn es sein müsste. „Ach ja...", gab er herausfordernd von sich, woraufhin er erneut näherkam: „Hätte ich dich einfach bewusstlos zurücklassen sollen?!", meinte er, als hätte er mit dieser Aussage gewonnen.

Für eine Sekunde dachte ich nach, ich erinnerte mich daran zusammen gebrochen zu sein... doch er hatte mich bestimmt nicht bis ins Schloss getragen! Das waren wenn, dann nur seine Männer denen er dies angeschafft hatte!

„Ja! Du hättest mich einfach dort verrotten lassen sollen! Das wäre um einiges besser gewesen als von dir oder deinen Männern, in dein Schloss geschleppt zu werden!", schrie ich ihn an. Seine Geduld verlierend packte er mich grob am Arm und holte mit der anderen Hand bereits zum Schlag aus, als jemand in genau dem Augenblick die Tür öffnete.„Sie haben ihn, sie haben den Brandstifter", verkündete der Mann an der Tür, der wie ein Bediensteter aussah, außer Atem.

„Brandstifter?", fragte ich mich gedanklich, ein Verbrecher?!... Seth ließ schlagartig von mir ab, als auch schon zwei Wachen einen schwarzhaarigen Mann, links und rechts an den Armen haltend, hinein schleiften. Man konnte sein Gesicht nicht sehen, da sein Kopf, wie leblos nach unten hing. Dennoch erkannte ich bereits an den schwarzen Haaren, dass es nur Siray sein konnte!

Entsetzt über seinen Zustand hielt ich mir eine Hand vor meinen Mund. Er war doch nicht bereits tot, oder?! Ich schluckte schwer. Doch wenn er noch nicht tot war, würde ihn der Tod bald erwarten! Mein Herz hämmerte wie verrückt in meiner Brust, ich wollte das alles nicht wahrhaben!

Seth seufzte als er Sirays Verfassung sah, verdrehte die Augen und sagte genervt: „So macht die Bestrafung keinen Spaß...", daraufhin wandte er sich dem anderem Mann zu, der Siray angekündet hatte: „Schick vier meiner Männer her, damit die Wachen wieder gehen können! Und nimm die verdammte Tasche mit!" Dann eilte der Mann auch schon und tat wie ihm geheißen wurde.

„Ray!", sagte ich verzweifelt, während ich mich zu ihm hinunter kniete, wobei Seth nicht einmal versuchte mich davon abzuhalten, es schien ihm egal zu sein, oder es gefiel ihm sogar einfach dabei zuzusehen wie jemand emotional wurde, bevor er die andere Person, mit Freuden töten würde!

Meine Hände hoben seinen Kopf an, sodass ich in Sirays Gesicht sehen konnte. Woraufhin sich seine Gesichtszüge ein wenig bewegten, bis er schwach seine Augenlider öffnete, mich ansah und sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Dir geht es gut.", meinte er schwach, aber dennoch erleichtert lächelnd. „Du solltest nicht kommen, war ich nicht deutlich genug?", sagte ich sanft zu ihm. Er blickte mich etwas verwirrt an und meinte dann schwach: „Ich habe nichts davon mitbekommen..., aber wenn ich es gehört hätte, wäre ich erst recht gekommen. Ich würde immer zu dir kommen, auch wenn es meinen Tod bedeuten würde."

Zwischenzeitlich trudelten bereits die Männer von Seth ein und rissen mich schließlich von Siray los. „Lasst mich los!", schrie ich, während ich mich wehrte, doch wie immer hatte es keinen Zweck. Ich konnte nur machtlos dabei zusehen wie die Wachen, Siray an zwei Männer vom Prinzen übergaben und daraufhin auch schon durch die Tür verschwanden und diese schlossen.

Seth hatte aus irgendeinem unerfindlichen Grunde meine Tasche in der Hand und schmiss diese jetzt in eine der Ecken des Raumes, bevor er auf mich zu ging und nicht so wirkte als führe er etwas Gutes im Schilde!

Berg MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt