Teil 26; Mein Leben an deiner Seite

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Aus Diana's Sicht:
„Die Gefahr der Königsfamilie war gebannt, also würde mir und Siray nichts mehr im Wege stehen, Seite an Seite frei zu leben", dachte ich mir, während ich damit beschäftigt war all die verletzen Wölfe zu behandeln, mit Kräutern die mir die Bürger der Stadt zur Verfügung gestellt hatten. Siray schlief unterdessen, mit einer Decke zugedeckt, in der Nähe von mir um wieder zu Kräften zu kommen.

Nachdem ich dann mit allen Wölfen durch war, blickte ich zu Siray hinüber der seelenruhig schlief, was ich zumindest dachte, denn keinen Augenblick später öffnete er unerwartet seine Augen, schaute mich lächelnd an und streckte eine Hand nach mir aus. Was mich dazu bewegte, zu ihm rüber zu rutschen und seine Hand zu nehmen.

„Wohin willst du jetzt gehen? Ich meine, wo sollen wir leben?", fragte ich lächelnd, da er ja schon mal wach war. Er überlegte einen Moment und antwortet dann: „Dort, wo du hingehörst, auf einen Berg. Aber nicht auf deinen, sondern auf einem anderen, den keiner von uns kennt und den wir gemeinsam erkunden können." Eine kurze Pause folgte, bevor er seine Augen verdrehend meinte: „Natürlich erst, wenn ich wieder bei Kräften bin."
Ich lächelte ihm zu und sagte schmunzelnd: „Es wäre mir eine Freude dich in meine Welt mit zu nehmen", woraufhin wir beide zu lachen begannen.

„Valentina?!", sagte ein Mann, der abwägende Blick in seinem Gesicht schlug in Ungläubigkeit um, als er näher auf uns zukam.„Was wollte der Mann von uns? Suchte er jemanden?...", fragte ich mich, da er direkt auf mich und Siray zusteuerte.

„Entschuldigung, du siehst Valentina sehr ähnlich", meinte der Mann sich unsicher am Hinterkopf kratzend, als er vor uns stehen geblieben war.Mir schien der Name bekannt vor zu kommen, als hätte ich ihn vor vielen Jahren schon einmal gehört,... aber wo... ich kannte ja niemanden...!

Da traf es mich wie ein Schlag und meine Augen weiteten sich in erschreckender Erkenntnis, es gab nur eine einzige Person die ich vor vielen von Jahren über alles geliebt hatte und die mich eines Tages plötzlich in Stich gelassen hatte. Meine Mutter!

Auch Ray wurde aufmerksam, der bis dahin nur unvermittelt zugesehen hatte und nun wissen wollte, was hier vor sich ging: „Kennst du den Mann?"
„Wie unhöflich von mir, ich bin Henry. Ich wollte nicht weiter stören, es tut mir leid, dass ich dich mit jemand anderem verwechselt habe", meinte der Mann leicht lächelnd, wobei er sich wieder zum Gehen wandte.

„Was ist los?", fragte Siray mich als der Mann schon einige Meter weit weg war und ich wohl dreinschaute als hätte ich einen Geist gesehen.„Valentina, hieß meine Mutter", hauchte ich schon fast und blickte Henry ungläubig hinterher.

„Warte!", rief ich ihm zu, da das die einzige Chance zu sein schien, womöglich etwas über meine Mutter zu erfahren. Der Mann drehte sich wieder um und kam zu uns zurück.

„Erzähl mir von Valentina, vielleicht können wir dir helfen sie zu finden", meinte ich, da der Mann so strahlend ausgesehen hatte, als er mich gesehen hatte. So als hätte er jemanden nach Jahren wiedergesehen den er für verschollen oder ähnliches gehalten hatte.Dabei war ich mir aber nicht sicher ob ich meine Mutter suchen wollen würde, nachdem sie mich alleine am Berg zurückgelassen hatte.

„Niemand wird sie suchen oder je wieder sehen", meinte der Mann mit traurigem Blick, bevor er seine Lippen aufeinanderpresste und tief durchatmete: „Ich werde euch trotzdem von ihr erzählen, weil sie es verdient hat in den Herzen der Menschen weiter zu leben.

Vor vielen Jahren hat sie hier im Dorf gelebt und war durch ihre freundliche und strahlende Art eine sehr beliebte Person gewesen. Sie half wo sie konnte und lebte alleine in einem Haus, da sie von weit her gereist war um hier zu leben. Irgendwann fand der König Interesse an ihr und wollte sie bereits zur Frau, was man so munkelte. Doch sie verschwand in die Berge hinauf um all dem zu entgehen.Jahre später ging die Rede um, dass sie vom König gefunden und ins Schloss geschleppt worden war. Scheinbar hatte sie sich nach all den Jahren immer noch geweigert den König zum Mann zu nehmen und wurde dafür 5 Tage später in der Öffentlichkeit gehängt."
Henry schluckte schwer, nachdem er den letzten Satz beendet hatte.

Siray hatte seine Hand auf meine gelegt und drückte diese sanft, während mir unbewusst Tränen in die Augen gestiegen waren. Ich wollte das nicht wahrhaben!...

Der Mann schaute etwas verwirrt drein, warum ich darüber jetzt so mitgenommen war, da ich sie ja nicht kennen könnte.Ich hätte sowieso nichts sagen können, da mein Hals mit einem Kloß verstopft war. Aber all die Jahre hatte ich gedacht sie hätte mich einfach verlassen und jetzt erfuhr ich, dass sie vom König weg gezerrt wurde und mich vermutlich nur zurück gelassen hatte um mich zu retten. ...

„Sie war ihre Mutter", meinte Siray ruhig an den Mann gewandt.
„Es tut mir leid, dass ich dir nur diese schlechte Nachricht überbringen kann. Ich war ein guter Freund von ihr, konnte jedoch nichts für sie tun...", sagte er zögernd, dann trat er auch schon schuldbewusst den Rücktritt an, während ich zu schluchzen begann.

„Was ist mit deinem Vater?", fragte Siray sanft, während er mich zu sich auf den Boden zog.„Ich weiß nichts über ihn und ich will es auch gar nicht...", murmelte ich schluchzend und vergrub dabei mein Gesicht in seiner Brust, gleichzeitig strich mir Siray liebevoll über den Rücken und ließ mich in seinen Armen weinen, bis sein Oberteil vorne, wo mein Gesicht war, vollkommen nass war.

"Wieso musste es meiner Mutter so ergehen?" fragte ich mich verzweifelt während ich mich selbst dafür hasste, dass ich all die Jahre dachte meine Mutter hätte mich freiwillig oder sogar mutwillig zurückgelassen, weil sie mich nicht liebte!


Drei weitere Tage waren wir noch in der Stadt um uns beide aus zu kurieren, mit Hilfe des kleinen Restes Feuerkraut den ich noch aus meiner Tasche zusammengekratzt hatte - wovon ich natürlich nichts den Bürgern der Stadt erzählte. Umso größer war die Überraschung dann für die Bewohner, als wir schon nach drei Tagen wieder vollständig fit waren und bereits aufbrachen.

Nur Siray und ich, da Lupus und die kleinen wieder mit dem Wolfsrudel mitgegangen waren. Die Leute gaben uns netterweise einige Sachen mit wie Decken, Proviant, Wasserflaschen, Pflanzen Samen, Eine Axt... und ja, Siray bestand auch darauf ein Schwert mit zu nehmen, weil man ja nie wissen konnte.

Wir verließen die Stadt und gingen zurück in die Richtung, in der meine Heimat lag, da dort auch einige andere Berge waren.

*****

- 3 Wochen später-„Jetzt mach schon. Komm.", sagte ich lachend zu Siray, während ich versuchte ihn am Ärmel mit mir zu ziehen, doch er hielt dagegen und zog mich schließlich mit einem Ruck zu sich.

„Du willst doch, das die Hütte fertig ist bevor es Winter wird. Oder willst du draußen im Kalten schlafen?", meinte er mit herunter geneigtem Kopf, etwas neckisch schmunzelnd, während ich zu ihm hinaufblickte.

„Ich habe kein Problem damit draußen zu schlafen, wenn du neben mir liegst", entgegnete ich ihm grinsend, direkt ins Gesicht. Er lachte, kam mit seinem Kopf so weit hinunter, dass sich unsere Nasen berührten und sagte leise: „Das ist mir zu kalt". Dann gab er mir einen Kuss und wollte sich wieder dem Bau der Holzhütte widmen.

„Jetzt komm schon, das musst du dir ansehen!", sagte ich und versuchte ihn erneut mit mir zu ziehen. „Warst du etwa schon wieder ohne mich erkunden?", fragte er frech grinsend. „Aber nur deswegen, weil du ständig mit der Hütte beschäftigt bist", sagte ich leicht schmollend, was ihn zum Lachen brachte.

Sich endlich geschlagen gebend, legte er die Axt beiseite die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.„Du wirst es mögen", sagte ich erfreut, indessen ich Siray an der Hand mit mir zog. „Wo gehen wir denn hin?", fragte er. „Das ist eine Überraschung", antwortete ich ihm mit einem großen Lächeln auf meinen Lippen.

Wir gingen eine Weile bis wir schließlich an dem Ort waren, den ich ihm zeigen wollte. „Ein Wasserfall", sagte Siray verblüfft und schaute hinauf, von wo das Wasser hinabfiel. Ich mochte diesen Ort, da ich stundenlang hier stehen und das Fallen des Wassers beobachten könnte. Aber es gab noch etwas anderes, was er sehen wollen würde.„Hier entlang", meinte ich zu ihm, zog ihn sanft an der Hand, wieder vom Wasserfall weg, ein Stück in einen Wald hinein, dorthin, wo die ersten Sträucher anfingen.

„Das ist jetzt nicht wahr", sagte er ungläubig und schaute auf den Strauch um dann weiter ins Innere des Waldes zu blicken, wo noch haufenweise Sträucher der selben Art standen.„Doch, es ist wahr!", sagte ich leicht lachend, zog ihn zu einem der Sträucher, pflückte eine Beere und steckte sie ihm in den Mund. „Die sind wirklich lecker", meinte er verblüfft, während ich schon erneut dabei war welche von den Beeren zu pflücken. „Du bist die Beste", sagte er, mich damit in die Luft hebend.

„Tolle Aussicht", scherzte ich und steckte mir eine Beere in den Mund, während ich auf die Bäume hinter ihm blickte. Lachend stellte er mich wieder am Boden ab, dachte aber nicht daran mich wieder gehen zu lassen. Stattdessen umarmte er mich und schien mich nicht mehr loslassen zu wollen.

„Lässt du mich für eine Beere wieder los", versuchte ich mit ihm zu verhandeln. „Nein", kam lachend seine Antwort: „Ich würde dich niemals gegen eine Beere eintauschen." „Zwei Beeren, vielleicht?", fragte ich schmunzelnd, doch er verneinte: „Sie könnten mir alle Reichtümer der Welt vor die Füße legen, doch ich würde mich nur für dich entscheiden", sagte er, während er lächelnd zu mir hinunterblickte.

Jetzt konnte ich wirklich nicht anders als ihm direkt in seine wundervollen braunen Augen zu sehen und mich darin zu verlieren. Nie mehr würde er mir von der Seite weichen, nie mehr würden wir vor Seth auf der Flucht sein und nie mehr würde ich Siray je wieder gehen lassen!




An mein Berg-Mädchen

Ich liebe es bei dir zu sein! Denn ich kann so sein wie ich eben bin, ohne mir Gedanken darüber zu machen wie du es aufnehmen könntest. Ich kann einfach alles genießen, ganz unbeschwert. Ich meine es so, wie ich es sage, wenn ich sage, dass ich dich liebe, denn du bist alles für mich! Die Schwerkraft, die mich am Boden hält, der Antrieb der mich vorantreibt, wenn mich die Kraft verlassen hat. Du bist mein Licht, das mich erleuchtet und mir zu neuem Glanz verhilft. Du machst mich stark und gleichzeitig bist du meine Schwäche, gegen die ich nicht ankomme. Du raubst mir den Atem und dennoch bist du die Luft, die ich jeden Tag zum Leben bauche.

Sie könnten mir alle Reichtümer der Erde vor meine Füße legen, doch ich würde mich nur für dich entscheiden!

~ in liebe Ray

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