Teil 12; "Gut, dass du weg bist!"

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Aus Dianas Sicht:
Ich saß weinend am Boden neben der Tür und verfluchte mich selbst, dass ich Siray hatte gehen lassen. Ich hätte ihn aufhalten sollen! Und dieses blöde große Lächeln, das ich auf den Lippen gehabt hatte als er ging,... Ich wollte doch nur, dass er mich lächelnd in Erinnerung behielt... Aber jetzt im Nachhinein könnte ich mich dafür ohrfeigen!!Er sollte doch nicht gehen!

Ich schluchzte. Mit wem sollte ich denn jetzt streiten? Wer sollte mich ab jetzt stur nennen?Und wer... wer sollte mich besorgt anblicken, wenn ich mal wieder nicht zugeben wollte, dass es mir schlecht ging? Wer?!Wer nur?... Wer, wenn nicht er?!!

Tränen liefen mir in Strömen die Wangen hinunter und es fühlte sich so an als würden sie nie wieder aufhören. Unaufhörlich schluchzte ich, während ich nur an Sirays Gesicht denken konnte, wie er mich mal wieder auslachte und ich keine Ahnung hatte wieso. Doch es war niemand da, an den ich mich wenden könnte, niemand der mich trösten würde.

Daran war ich wieder mal selbst schuld, denn ich hatte Lupus mit den beiden kleinen hinausgeschickt damit sie nachher ausgepowert irgendwo in einer Ecke liegen würden, damit ich einmal eine Ruhe von den beiden hätte. Aber im Augenblick hätte ich dann doch lieber jemanden bei mir gehabt...

Plötzlich flog die Haustüre auf und mein Kopf schnellte erschrocken hoch. Für eine Sekunde hatte ich die Hoffnung, dass Siray zurückgekehrt war, mich nun in den Arm nehmen und mir sagen würde, dass ich keinen Grund zu weinen hätte, da er ja da war. Jedoch war das nur mein Wunschdenken...

Zur Hütte hinein kam Seth, hämisch grinsend und meinte an mich gerichtet als er näher kam: "Ich gab dir eine Chance, aber du hast sie verspielt!" Überrumpelt von seinen Worten, verstand ich nicht was er damit meinte."Durchsucht die ganze Hütte, er muss hier irgendwo sein!", gab er seinen Männern die Anweisung und fügte dann zu mir hinunter blickend hinzu: "Und haltet dieses Mädchen fest, sonst haut sie womöglich noch ab..." Danach nahm er wieder Abstand von mir und beobachtete seine Männer wie sie meine gesamte Einrichtung auseinandernahmen.

„Gut, dass du nicht mehr hier bist!", dachte ich, während mich zwei Männer an den Armen festhielten und mir Tränen über die Wangen liefen. Ich versuchte mich nicht einmal zu wehren, ich war bloß froh, dass Siray nicht von seinen Verfolgern geschnappt und auf irgendeine Weise verletzt worden wäre.

„Hier ist niemand", sagte einer der Männer laut, der meine Hütte in ein Schlachtfeld verwandelt und gerade den Keller unter der Falltür in Augenschein genommen hatte. „Er muss hier irgendwo sein! Sucht weiter", sagte Seth und schaute mich dann mit einem finsteren Blick an. Woraufhin er auch schließlich zu mir kam.

„Wo ist Siray?!!", fragte er mich wütend und packte mich dabei grob am Unterkiefer. „Wer soll dieser Siray sein?", tat ich unwissend. „Der schwarzhaarige Mann mit dem zerfetzten Gewand!!", schrie er wutentbrannt.Die Hand mit der er mich festhielt, löste sich, um dann mit einer Wucht, mit einem Schnalzer auf meiner Wange zu landen.

„Ich weiß es nicht", schluchzte ich, den brennenden Schmerz auf meiner Wange spürend: „Er ist schon vor Tagen weg", log ich um Siray einen Vorsprung zu verschaffen, denn in ein paar Tagen konnte man schon wirklich überall sein.„Das ist eine Lüge", sagte der Mann ruhig, der neben Seth stand und wohl so etwas wie seine rechte Hand zu sein schien. „Das stimmt nicht.", widersprach ich ihm schluchzend.

"Es ist wirklich zu schade, ich mochte dich und dein hinreißendes Gesicht", sagte der Prinz während er mein Unterkiefer erneut festhielt und hämisch grinste. Sein Gesicht kam immer näher heran, bis sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten, was mich angespannt die Luft anhalten ließ. Was hatte er als nächstes vor?...

Für einen Moment starrte ich ihn an, dann ließ er jedoch wieder von mir ab, woraufhin ich erleichtert aufatmete.

„Messer", verlangte der Prinz, von dem Mann neben ihm, der ihm auch schon einen kleinen Dolch reichte. Meine Augen weiteten sich vor Schreck, „ich will gar nicht wissen, was er damit vorhat,... er soll einfach wieder gehen!", dachte ich mir schwer schluckend.

„Ein letztes Mal frage ich noch nett", sagte Seth grinsend: „Wo ist er?"„Ich... ich weiß es nicht", verhaspelte ich mich in meiner Aufregung, immerzu auf den Dolch starrend. Und doch war es die Wahrheit, da ich nicht wissen konnte, wo genau er lang gegangen war. Dem Prinzen jedoch die Richtung zu verraten, daran würde ich nicht einmal im Traum denken.

„Falsche Antwort", stellte Seth kühl fest und kam damit näher.Ich wimmerte und versuchte mich verzweifelt aus den Fängen der beiden Männer zu befreien, doch es war nutzlos. Er setzte den Dolch an meiner Wange an, woraufhin ich ganz ruhig zu sein versuchte, damit ich mich an dem Dolch nicht verletzte. Nur mein unruhiges Atmen war die einzige Bewegung, die ich machte, während meine Augen zwischen der Klinge und dem Prinzen hin und her glitt.

Stille, schreckliche Stille.Nur meine laute ungleichmäßige Atmung war zu hören.Dann schnitt er extra langsam meine Wange hinunter und ich wimmerte und schrie vor Schmerzen. Er setzte ab und ich konnte mein heißes Blut aus der Wunde rinnen spüren. Meine Hände zitterten und meine Augen ließen ihn und das Messer nicht aus den Augen.

„Also, wo ist er? Es wäre doch zu schade dein schönes Gesicht noch mehr zu verschandeln.", sagte er ruhig, mit dem Dolch in seiner Hand herumspielend. „Er ist den Berg hinunter", sagte ich unruhig atmend, wissend das Siray dort nicht lang gegangen war, sondern den Weg den Bergspitzen entlang genommen hatte. „Na siehst du, geht doch", sagte Seth zufrieden und gab den Dolch damit wieder zurück an den Mann neben ihm, der ihn erst einmal abwischte und dann wieder wegpackte.

„Wir brechen auf, ich will kein Getrödel und kein Wort hören! Ich habe einen Mann zu fangen, der auf seinen Tod wartet", verkündete Seth, den anderen, bevor er mir einen letzten Blick zuwarf, der beinahe scharf wie ein Schwert war. Eine Warnung, dass ich ihm besser nicht mehr über den Weg laufen sollte. Woraufhin auch die beiden Männer meine Arme wieder losließen und ich geschafft auf meine Knie sank.

All die Männer waren dabei meine Hütte zu verlassen, als Lupus plötzlich wie der Blitz hinein geschossen kam und direkt mich ansteuerte. Er schnupperte mich ab, als wollte er sicher gehen, dass es mir gut ging und leckte mir anschließend mit seiner Zunge über die unversehrte Wange.

Mit einem Knurren drehte er sich schließlich um sich selbst und schaute einen Eindringling mit aufgestellten Nackenhaaren in Kampfstellung bedrohlich an. Der Mann der eigentlich nur gehen wollte, fühlte sich sichtlich von dem Wolf bedroht, woraufhin er sich mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu Lupus umdrehte und bereits sein Schwert auf ihn hinunter sausen lassen wollte.

Eine Sekunde des Schreckens durchzog mich, doch Lupus war schneller und biss dem Angreifer ins Bein, sodass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten stürzte. Ich rappelte mich auf und griff mir sofort ein Holzstück eines der kaputten Möbel und wehrte den nächsten Versuch des Mannes ab, Lupus Schaden zuzufügen.

Dann schlug ich das Holzstück auf seine Hand in der er das Schwert hielt. Woraufhin er es losließ, ich mir das Schwert schnappte, zwei Schritte zurück machte und die Waffe schlussendlich auf den am Boden liegenden Mann gerichtet hatte. Erst danach gab ich Lupus zu verstehen das er den Mann gehen lassen sollte.Knurrend tat Lupus das, was ich von ihm verlangt hatte und stellte sich neben mich. Jedoch drohte der Wolf dem Mann weiterhin mit Zähnefletschen, dass er sich besser überlegen sollte mit wem er sich anlegte.

Der Mann stand unbeeindruckt wieder auf und war dabei mir mit wütendem Blick näher zu kommen, als die Stimme vom Prinzen draußen erklang: „Lass dem Mädchen das Schwert, sie kann sowieso nicht damit umgehen, du wirst ein neues Messerchen bekommen. Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren!" Daraufhin zog sich der Mann murrend aus der Hütte zurück und trat nach draußen ins Freie.

Als er endlich weg war ließ ich das Schwert klirrend zu Boden fallen und mich daneben auf den Boden sinken. Lupus war sofort bei mir und legte sich mit seinem Oberkörper auf meine Beine, woraufhin ich mein Gesicht in seinem Fell vergrub und zu weinen begann.

Einige Zeit später kamen dann auch die zwei kleinen weißen Wölfe durch die offene Tür und kuschelten sich ebenfalls an mich.

Auch wenn dieser Wunsch dumm war, wünschte ich mir dennoch, dass Siray in dieser Sekunde bei mir wäre. Obwohl ich genau wusste, dass es das Beste war, das er weit weg in Sicherheit vor Seth ist, der Siray mit Sicherheit verletzt, wenn nicht sogar umgebracht hätte.So skrupellos wie der Prinz war, traute ich ihm seine ausgesprochenen Worte zu, dass er Ray den Tod bringen würde, wenn er ihn zu fassen bekäme!

Berg MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt