Aus Sirays Sicht:
Zwei Tage sind jetzt schon vergangen seit wir zur Hütte kamen.
Wir erholten uns prächtig und es würde nicht mehr lange dauern, dann wären wir beide wieder vollkommen genesen.
In den zwei Tagen ist eigentlich nichts Besonderes passiert, ich lag die meiste Zeit,... oder eigentlich die ganze Zeit im Bett und durfte nicht aufstehen, was wie immer die Anweisung vom Berg-Mädchen war. Aber nun ja, es war für meine Verletzungen allemal besser, als den ganzen Tag wie ein aufgescheuchtes Hühnchen herum zu laufen.Ich musste aber zugeben, dass mir total fad im Kopf war. Nichts zu tun war echt, echt langweilig!Diana hatte alle Hände voll zu tun, mit einheizen, Gemüse ernten und kochen, wobei ich mich immer noch frage, wie das Gemüse bei diesen rauen Verhältnissen überhaupt wächst.Dann hat sie auch noch beschlossen mir ein neues Gewand zu nähen, worum ich sie nicht mal im Geringsten gebeten habe. Ich gebe ja zu, dass meines nur noch aus Fetzen bestand, aber Fetzen sind nun mal besser als nichts.
Außerdem lüftete sie endlich das Geheimnis um das Wasser. Weshalb sie überhaupt so ein Geheimnis daraus gemacht hat, war mir ein Rätsel. Ich meine, wer hätte denn nicht gerne eine kleine Wasserquelle im Keller, das ist doch total praktisch.
So verschlug es mich oft in meinen Gedanken zu der Zeit, als ich den Felshang hinunter gestürzt war und mich das Berg-Mädchen durch ein Wunder rechtzeitig gefunden und aus einem mir immer noch rätselhaften Grund geholfen hatte.Wenn sie nicht gewesen wäre, dann würde ich schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilen. Ich hatte ihr eine Menge zu verdanken! Aber wie sollte ich meine Schuld bei ihr je wieder begleichen?
„Zieh dein zerfetztes Oberteil aus und das hier an", rissen mich die Worte von Diana aus meinen Gedanken. Sie stand bereits neben dem Bett und hielt mir das fertig genähte Oberteil hin. Ich wusste sie hatte meine Wunden schon oft versorgt, aber es war mir trotzdem unangenehm mein Oberteil vor ihr auszuziehen. „Schau mich nicht so an, mach schon.", sagte sie lachend.
Schnaufend setzte ich mich auf und zog mir das Oberteil aus, während ich irgendwo anders hinschaute, nur nicht zu ihr, denn ich wusste genau, wenn ich das tat, würde ich rot wie eine Tomate anlaufen. Wenn ich das nicht schon längst war.Das zerfetzte Oberteil ließ ich zu Boden fallen, schnappte mir gleich das neue und zog es mir an. Doch das Berg-Mädchen hatte mich sowieso nicht angeschaut, sie blickte hinunter auf ein kleines Fläschchen in ihren Händen. Was das wohl wieder ist?
„Bevor ich es vergesse, dass hier ist für dich", sagte sie und reichte mir das Fläschchen: „Das ist Gegengift für das Feuerkraut. Nur für den Fall, dass ich dich irgendwann wieder vergiften sollte", meinte sie lächelnd.
Ich nahm das Fläschchen entgegen und betrachtete die gelbe Farbe, während Diana sich hinunterbückte um das zerfetzte Oberteil wieder aufzuheben. Doch sie muss irgendetwas Beunruhigendes in ihrem Augenwinkel gesehen haben, denn sie schob mich sofort vom Bett hinunter in Richtung Kellerabgang in Form einer Falltür, bevor ich überhaupt hätte aus dem Fenster schauen können.
Sie öffnete die Falltür und schob mich die Stiegen ein Stück hinunter. „Lupus, Cloudy, Rainy, hier hinunter!", rief sie den Wölfen aufgeregt, schon fast panisch zu.„Was ist den los?", fragte ich verwirrt, doch sie gab mir keine Antwort, sondern kümmerte sich darum, dass alle Wölfe hinunter in den Keller gingen und mein zerfetztes Oberteil im Feuer vernichtet wurde. Dann klappte sie die Falltür auch schon zu und stellte etwas Schweres darauf.
Nun war es stockdunkel hier unten. Ich versuchte zu verstehen, was das Berg Mädchen zu irgendjemandem sagte, doch ich verstand kein einziges Wort.Waren es meiner Verfolger?...Doch wenn sie es tatsächlich waren, dann wäre es meine Aufgabe mich ihnen zu stellen und zu riskieren das sie mich mitnahmen oder gleich auf der Stelle umbrachten. Aber es war ganz bestimmt nicht ihre Aufgabe, mich zu schützen!
Waren es doch vielleicht ihre Eltern, die zurückgekehrt waren?Aber wenn es ihre Eltern wären, warum versteckte sie ihre Wölfe dann?Wussten Sie nichts davon?
Ich hoffte nur, dass was auch immer sie da oben tat, gut gehen würde und schon bald keine Falltür mehr zwischen uns lag.
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Berg Mädchen
PertualanganEin Mädchen, alleine oben in den Bergen, ihre Mutter vor Jahren verschwunden, als auf einmal ein junger Mann auftaucht der ihre Hilfe benötigt und von irgendjemandem verfolgt wird. Mit dieser Begegnung ändert sich ihr gesamtes Leben und würde nie wi...