13 Teil; beißende Gedanken

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Aus Sirays Sicht:
Eigentlich wollte ich ja irgendwo die Nacht verbringen und erst bei Tagesanbruch weiter gehen, weil man bei dieser Dunkelheit fast überhaupt nichts sehen konnte und ich schon öfters fast gestürzt wäre... Wie könnte es denn auch anders sein bei diesem heimtückischen Berg.

Ich seufzte.

Bei dem Versuch zu schlafen, war mein Kopf allerdings voll mit ihr gewesen. Alles drehte sich um Diana, ihr strahlendes Lächeln, ihre besorgte Art, wenn sie mich mal wieder nicht aufsetzen lassen wollte. Oder auch ihre sture Art, wenn sie nicht zugab, dass ihre Verletzung schlimmer war, als sie es wahrhaben wollte. Und mein Kopf war es immer noch... er war immer noch voll mit ihr! Alles dreht sich um sie und das schon seit Stunden. ... Die Sonne war auch schon seit 2 Stunden aufgegangen, was das Ganze irgendwie auch nicht besser machte...Denn ich brachte es nicht fertig, auch nur 5 Minuten nicht an das Berg-Mädchen zu denken, weil überall hier Steine, Felsen oder Felshänge waren... was mich an die Zeit zurückdenken ließ als ich mit ihr in der Höhle war. Als wir uns gestritten und über die unsinnigsten Sachen gelacht hatten.

Ich seufzte erneut.

Und wenn ich gerade mal nicht auf einen Stein schaute, waren es Pflanzen.Pflanzen erinnerten mich an Heilkräuter und die wiederum ans Berg-Mädchen!

Wenn ich dann in den Himmel emporblickte, um so zu versuchen nicht an sie zu denken,sah ich zu meiner Erleichterung als es noch dunkel war, nur einen schwarzen Himmel und leuchtende Sterne. Die mich einfach nur daran erinnerten, dass die Welt viel größer war, als sie es zu sein schien. Aber als die Sonne dann schließlich aufgegangen war, hatte ich auch den dunklen Nachthimmel nicht mehr. Stattdessen war dort oben ein leuchtender Ball, der mich an ihr strahlendes Lächeln erinnerte. Was mir einerseits ein Lächeln ins Gesicht zauberte und andererseits mein Herz einschnürte und mich schwer atmen ließ, bei dem Gedanken nicht bei ihr zu sein.

Und wenn das alles noch nicht reichte, erinnerte mich der Anblick meines Oberteils, ihrer Jacke und der Decke, direkt an sie,... denn das waren ihre Sachen!Doch noch schmerzlicher war der Geruch der Jacke, der genauso herrlich nach Kräutern roch wie sie selbst. ... Denn ihr Geruch haftete darauf!

Ich wusste, dass sie es nur gut gemeint hatte, als sie mir die Dinge mitgegeben hatte, dennoch hätte ich sie am liebsten irgendwohin gelegt, oder geworfen und wäre ohne sie weiter gegangen. Allerdings brachte ich es nicht fertig, ihre Sachen die sie mir anvertraut hatte, einfach so wegzuwerfen. ... was hätte sie denn dann wohl dazu gesagt?

„Warum wirfst du die Sachen weg, die ich dir gegeben habe damit du nicht erfrierst du Spinner?!", ging es mir durch den Kopf, als ich gleichzeitig vor meinem inneren Auge Diana herzhaft lachen sah.

Mein Kopf sagte mir ich solle weitergehen, doch mein Herz schrie bei jedem einzelnem Schritt: „Geh verdammt noch mal zu ihr zurück!!" Was mich langsam aber sicher komplett fertig machte!

Bei jedem Geräusch, oder wenn ich ein Tier sah, nutzte ich jede Gelegenheit um stehenzubleiben und den Weg zurückzublicken. Innerlich wünschte ich, dass Sie hinter mir stehen und irgendeinen neckischen Kommentar abgeben würde.Doch dort war niemand, nur die unendliche Weite der Berge. Steine, Geröll, Felsen... alles was so ein Berg zu bieten hatte. Nur das Berg-Mädchen war gerade nicht zugegen, jedoch war sie das Wichtigste auf diesem Berg, das ich nicht missen wollte!

"Du Idiot, du wusstest ganz genau, dass du sie nicht vergessen könntest! Und trotzdem hast du den unverkennbaren Ruf deines Herzens ignoriert und bist fortgegangen um sie zu schützen. Doch glaubst du im Ernst dass sie sicher ist?!!Auch wenn du ihr kein Wort von deinen schlimmsten Taten gesagt hast, hast du sie trotzdem schon da mit hineingezogen! Erinnerst du dich, als deine Verfolger in ihre Hütte gekommen sind, weil sie nichts anderes als dich suchten?! Und was hatte das Berg-Mädchen für dich getan? Sie gab ihnen nicht was sie wollten! Auch als sie sie schlugen. Sie gab deinen Aufenthaltsort in ihrem Keller nicht preis.

Aber glaubst du im Ernst nur für eine einzige Sekunde, dass deine Verfolger und dieser Prinz Seth, sie verschonen würden? Sie werden herausfinden, dass sie gelogen hat um dich zu schützen. Sie sind nicht dumm und das weißt du! Sie würden alles tun um dich in die Finger zu bekommen, auch wenn sie ihr dafür etwas antun müssten! Und glaube mir, sie können echt grausam sein!", machten sich meine Gedanken selbständig.

"Seid still! Seid verdammt noch mal still!", schrie ich meine Gedanken verzweifelt an, während ich mir meine Ohren zuhielt, obwohl ich genau wusste, dass es nicht half.Ich sank auf meine Knie und ließ meine Hände von meinen Ohren nun hinüber zu Mund, Nase und Augen gleiten. „Ich bin so ein...", begann ich, bei dem Wort, „Idiot", angekommen presste ich wütend meine Fingerkuppen in meine Haut.

Vor Wut hätte ich fast auf einen Stein geschlagen, doch im letzten Moment hielt ich inne und senkte die bereits zur Faust geballte Hand wieder.

„Okay, beruhig dich", sagte ich zu mir selbst und schloss dabei die Augen, atmete ein paarmal tief ein und wieder aus und öffnete sie dann wieder. Danach sprang ich auf und begann in die Richtung zu laufen von der ich gekommen war, zurück zu ihr! Zurück zum Berg-Mädchen!

Ich hatte nie eine Schwäche mit der sie mir hätten drohen können. Mein Leben war alles, was sie mir noch nehmen konnten. Und dann plötzlich taucht Diana mit ihrem strahlendem Lächeln auf und ich konnte nicht anders als mein Herz an sie zu verlieren.Da hatten sie es, ich hatte nun eine Schwäche und diese war Diana,... mein Berg-Mädchen!

Ich lief so schnell es meine Beine erlaubten, den Blick immerzu auf den Boden gerichtet, um nicht zu stürzen. Obwohl ich lieber den Weg entlang nach vorne geblickt hätte um jeden einzelnen Meter zu sehen den ich ihr damit wieder näherkam.

Weit kam ich nicht, da musste ich auch schon keuchend stehen bleiben und erst einmal wieder zu Atem zu kommen. Mein Weg jedoch lag ganz klar vor mir! An der Seite von Diana, obwohl ich den Namen Berg-Mädchen bevorzugte, da er irgendwie mehr... nach ihr klang.

Berg MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt