Aus Dianas Sicht:
"Wenn du mich schon nicht aufstehen lässt, dann gib mir wenigstens einen Verband, damit ich deinen immer noch nicht richtig versorgten Arm verbinden kann.", sagte er nun ernst, nachdem wir beide das Lachen beendet hatten.
Ich öffnete bereits meinen Mund um etwas zu erwidern, doch er kam mir zuvor: "Und du brauchst erst gar nicht zu widersprechen, du müsstest am besten wissen, wie wichtig es ist, dass eine Wunde richtig versorgt wird."
Augenblicklich klappte ich meinen Mund wieder zu und entschied mich einfach mal nichts zu sagen, bevor ich aus der Tasche den Verband hinaus holte. "Das ist der Letzte. Ich bin es nicht gewohnt, dass ich jemanden behandle, der so viele Wunden auf einmal hat.", rechtfertigte ich die Tatsache, dass ich nur noch diesen einen hatte, und reichte ihm gleichzeitig den Verband. "Dann wollen wir mal hoffen, dass sich keiner von uns mehr verletzt.", sagte er, während er meinen provisorischen Verband zu lösen begann und dabei kurz lächelnd zu mir hinaufsah.
Als er das letzte Stück davon gelöst hatte, musste ich scharf einatmen, da das Blut meiner Wunde eingetrocknet war und nun erneut aufriss. "Wie hast du das denn hinbekommen?", fragte Siray entgeistert, als er den tiefen Schnitt an meinem Arm sah. "Was soll ich sagen?...", begann ich, während er sich daran machte, die Wunde genau unter die Lupe zu nehmen.Doch anscheinend konnte er nicht genug davon sehen, weswegen er seinen Kopf ein Stück vom Boden anhob.
"Du sollst doch liegen bleiben.", tadelte ich ihn, woraufhin er unmittelbar seine Aufmerksamkeit mir zuwandte und seine Gesichtszüge mich fragten, ob das gerade wirklich mein Ernst war. "Okay, okay.", hob ich abwehrend meine Hände in die Höhe und entzog ihm somit meinem Arm, was gar nicht meine Absicht gewesen war.
"Kann ich weiter machen?", fragte er etwas verwirrt und blickte zu meinen Armen hinauf die ich immer noch in die Luft hielt. „Ja...", gab ich nicht ganz bei der Sache von mir, schüttelte meinen Kopf um klar denken zu können. „Ja klar", wiederholte ich, während ich meine Hände bei den Worten wieder sinken ließ.
"Lass mich nur kurz mein Bein hier drunter legen", sagte ich und streckte darauf hin mein Bein aus und schob es unter seinen Kopf."So besser?", fragte ich ihn, was ihn veranlasste seinen Kopf mehrere Male auf meinem Bein hin und her zu drehen, bevor er mit einem Lächeln meinte: "Ja, ist ganz gemütlich""Du Spinner!", entgegnete ich lachend: "Schau dir meinen Arm an und gib Ruhe", mit den Worten gab ich ihm meinen Arm wieder und schaute ihm dabei zu wie er meine Wunde untersuchte.
"Also?", fragte er, als sollte ich wissen was er meinte."Was denn?", fragte ich und ergänzte schmunzelnd: "Wolltest du nicht Ruhe geben?!"Er lachte leicht auf und sagte dann: "Wolltest du mir nicht erzählen wie das passiert ist?", während er mir einen Seitenblick zuwarf, der so viel sagen sollte wie: "Du willst!""Ja,... eigentlich,...", begann ich dem Thema erneut aus zu weichen, ich wollte es ihm nicht wirklich erzählen. Musste ich es denn?
"So wird das nichts", sagte er und ich löste leicht verwirrt ob er mich damit meinte, meinen starren gedankenversunkenen Blick von der Wand und schaute zu ihm. Doch er schien die Verletzung zu meinen und hielt mir auffordernd seine offene Hand hin, woraufhin ich mich fragte, was ich damit sollte.
"Wasser, ich brauche Wasser", lachte er über meine Reaktion und bewegte seine offene Hand, damit für mich verständlich wurde, dass ich ihm das Wasser in die Hand geben sollte. "Hier bitte", sagte ich womit ich ihm die Flasche übergab, nachdem ich meine Arme überkreuzt hatte um an sie ran zu kommen.
Danach schüttete er das Wasser unvorhergesehen über meine Wunde und ich musste die Luft scharf ein ziehen um nicht irgendwelche schmerzerfüllten Laute von mir zu geben.
"Du hättest mich ruhig vorwarnen können", meinte ich sauer. "Mhhh", gab er als Antwort von sich. Aber was das wirklich heißen sollte, wusste ich nicht. Vielleicht so viel wie: "Hättest du dir ja denken können, dass ich deine Wunde gleich mit Wasser überschütte, wenn ich schon nach Wasser verlange.", leuchtete es mir einen Moment später ein. Aber nachdem ich so abwesend war sollte mich das gar nicht wundern.
Ich brummte und sah Siray dabei zu, wie er mit dem Verband ansetzte um meinen Arm zu verbinden. "Warte!", sagte ich laut um Siray bei seinem Tun zu unterbrechend, da ich vergessen hatte schmerzlindernde Kräuter drauf zu tun. Normalerweise würde ich jetzt auch noch Feuerkraut dazu geben, weil meine Wunden nie wirklich viel Zeit zu verheilen hatten, denn ich war ständig sehr viel unterwegs und eine Verletzung mir nur im Weg. Wir hatten heute allerdings schon genug mit Feuerkraut zu tun gehabt, also ließ ich es bleiben.
"Ich habe das hier vergessen", teilte ich ihm mit, während ich ein paar Blätter des Krautes aus der Tasche holte und sie auf meiner Wunde verteilte: "So, jetzt kannst du weitermachen."Nachdem er meinen Arm fertig verbunden hatte, stand ich wieder auf und verkroch mich an meinen Wandplatz.
Siray schaute mich verwundert an, was mich verwirrte. Ich verstand nicht warum es ihn überraschte, dass ich zu meinem Platz zurück ging.
Es herrschte wieder Stille zwischen uns beiden, während von weiter hinten aus der Höhle die Geräusche der spielenden weißen Wölfe zu uns herübergetragen wurden. Siray schaute fragend in meine Richtung. Ich ignorierte seinen Blick und starrte einfach weiter auf den Boden vor mir.Ihm war es irgendwann auch zu blöd und er versuchte zu schlafen, während ich weiter dasaß und schon jetzt beschlossen hatte die ganze Nacht Wache zu halten für den Fall, dass das Feuerkraut Nachwirkungen haben könnte, was normalerweise eigentlich nicht der Fall war. Oder suchte ich nur eine Ausrede um mich nicht meinen schon vorprogrammierten Albträumen stellen zu müssen? Schulterzuckend versuchte ich mir selbst einzureden, dass es mir egal war, ob es nun eine Ausrede war oder nicht. Doch das war es nicht!
Eine Weile war ich alleine mit meinen Gedanken, bis er sich auf einmal in meine Richtung drehte und erwartungsvoll zu mir schaute. Nicht verstehend, was er auf einmal wollte, schaute ich fragend zurück.
"Tu nicht so, komm schon", forderte Siray mich mit einer Kopfbewegung auf zu ihm zu kommen. Widerwillig ging ich zu ihm und setzte mich, nicht wissend was jetzt kommen würde, neben ihn. Er seufzte bei meinem fragendem Blick und setzte dann an zu reden: "Ich bin zwar verletzt, aber nicht blind. Ich sehe ganz genau, dass du mehr als blass bist und mit deiner Kraft am Ende zu sein scheinst, ... auch wenn du es nicht zeigst."
"Aha", gab ich wenig beindruckt von mir und machte mich auch schon wieder auf den Weg zu meinem Platz, um seine Worte nicht an mich ranlassen zu müssen, da ich genau wusste, dass er recht hatte.Aber ich musste wach bleiben! Was, wenn etwas passierte?!
"Wenn du jetzt nicht sofort wieder zu mir rüberkommst und dich neben mich legst, dann werde ich mich aufsetzen", drohte er mir. Und er meinte es ernst, es wäre ihm wahrscheinlich auch noch eine Freude mich zu ärgern. Warum hatte ich mich auch nur auf ihn eingelassen?!
Da begann er sich bereits zu erheben und ich stürmte zurück zu ihm: "Verdammt Siray, bleib liegen!". "Nur wenn du dich zu mir legst", sagte er grinsend und hielt mitten in der Aufsetzbewegung inne. "Kommt gar nicht in Frage!", sagte ich ernst, neben ihm und streckte meine Hand bereits aus um ihn sanft wieder zurück auf den Boden zu drücken.
Er seufzte aus und zog mich schließlich zu sich auf den Boden und schloss seine Arme sofort um mich damit ich auch ja nicht entkommen konnte. Und das bevor ich überhaupt realisieren konnte, was gerade passierte. Ich wollte nicht hier sein!
Es lag nicht daran, dass ich ihn nicht mochte. Nein, im Gegenteil, auch wenn wir uns zur Zeit ständig stritten, mochte ich ihn mehr als sehr. Woran das allerdings lag konnte ich nicht sagen.Ich wollte nur nicht in diesem Augenblick von ihm bedrängt werden, da ich jede weitere Sekunde damit konfrontiert war, dass er verdammt noch einmal recht hatte!Jedoch kämpfte ich verzweifelt dagegen an, denn ich würde niemals zugeben dass er recht hätte. Was mich veranlasste mich mit Strampeln und Schlagen aus seinem Griff befreien zu wollen, doch er ließ nicht locker.
"Sei nicht so stur!", sagte Siray sanft. Doch ich hörte nicht auf, ich wollte aus seinen Fängen raus und alleine dort an der Wand sitzen! "Du weißt, schon dass du einen Verletzen schlägst", sagte Siray ruhig, da er durch die ganzen schmerzlindernden Kräuter vermutlich den Schmerz meiner Schläge gar nicht spürte. Ich hielt inne und meinte bissig: "Und hat man dir nicht beigebracht, ein Mädchen nicht zu bedrängen!"Nach meinen Worten herrschte kurz Stille.
"Na gut", gab er von sich und ließ mich schlagartig los. Verdutzt, dass er mich wirklich ausgelassen hatte, rückte ich ein Stück von ihm weg und setzte mich auf. "Ich habe es nur gut gemeint", gab Siray entschuldigend von sich, während er sich auf die andere Seite drehte und mir den Rücken zuwendete.
"Ich weiß", murmelte ich leise vor mich hin, bevor ich aufstand und wieder zurück auf meinen Platz an der Wand gehen wollte. Mein Blick blieb allerdings an der wärmenden Decke hängen die ich von der Hütte mitgenommen hatte.
Ich hob sie vom Boden auf und deckte Siray damit zu, bevor ich mich ein Stück von ihm entfernt hinlegte, da ich selbst merkte, dass ich tot müde war. Aber eingestehen wollte ich mir das trotzdem nicht. Ich wollte mich nur ein wenig entspannen.Schon wenige Augenblicke nachdem ich meine Augen geschlossen hatte war ich bereits eingeschlafen.
DU LIEST GERADE
Berg Mädchen
AdventureEin Mädchen, alleine oben in den Bergen, ihre Mutter vor Jahren verschwunden, als auf einmal ein junger Mann auftaucht der ihre Hilfe benötigt und von irgendjemandem verfolgt wird. Mit dieser Begegnung ändert sich ihr gesamtes Leben und würde nie wi...