Teil 8; Stinkeschuhe und kein Siray in Sicht

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Aus Dianas Sicht:
Ich wachte auf und schaute aus dem Fenster, hinaus in den Nachmittagshimmel. Verwirrt setzte ich mich auf, als ich realisierte, dass ich in meinem Bett lag, woraufhin ich mir gleich meinen schmerzenden Arm hielt, mit dem ich mich hatte aufsetzen wollen.

Ich schaute mich in meiner Hütte um und fragte mich für einen Augenblick ob das alles nur ein Traum gewesen war und ich mir womöglich den Arm irgendwo anders verletzt hatte. Kopfschüttelnd versicherte ich mir, dass das alles kein Traum gewesen war, da alles viel zu echt war, bevor auch schon ein beißender Geruch nach Käsefüßen in meine Nase drang, was mich die Nase zu halten ließ und ich begann den Ursprung dieser Geruchsbelästigung zu suchte. Ich rutschte zur Fußseite des Bettes und blickte auf den Boden.

„Ha, habe ich euch ihr Stinkeschuhe", sagte ich ertappend, mit zugehaltener Nase. Dann stieg ich mit wackeligen Beinen aus dem Bett und musste zugeben, dass ich auf allen Vieren doch sicherer unterwegs sein würde. Krabbelnd machte ich mich auf den Weg zu den Schuhen, rümpfte die Nase, da ich keine Hand mehr frei hatte um mir meine Nase zuzuhalten und nahm sie schließlich mit in Richtung Tür, um sie nach draußen zu stellen. Diesen Geruch konnte ja auch niemand ertragen!

Überrascht, dass die Tür offen stand blickte ich nach draußen, stellte die Schuhe schließlich vor die Tür und drehte mich wieder ins Innere der Hütte. Die zwei weißen Wölfe lagen ruhig in einer Ecke und schlummerten vor sich hin, doch mal wieder war keine Spur von Lupus.... Und Siray konnte ich auch nirgends sehen.

Verwirrt, wo er hingegangen sein könnte, krabbelte ich wieder zurück zum Bett, auf der Suche nach meiner Tasche. Doch so viel ich auch suchte, ich fand sie nirgends.„Immer dasselbe... wenn man Feuerkraut oder schmerzlindernde Kräuter braucht hat man keine da...", murmelte ich vor mich hin, während ich wieder ins Bett kletterte und meinen Kopf auf meine Kissen sinken ließ. Dann seufzte ich betroffen auf, drehte mich auf die rechte Seite und schloss wieder meine Augen.

„Hat Siray etwa die Tasche geklaut und war damit abgehauen?", ging es mir durch den Kopf.„Hat er denn nichts Wertvolleres gefunden, dass er meine Tasche mitnehmen musste?...", fragte ich mich und war innerlich erschüttert, dass ich mich so in ihm getäuscht hatte. Er war also doch nur irgendein Dieb, der bei der nächstbesten Gelegenheit klaute!Aber er würde schon noch sehen, was er davon hatte. Bestimmt würde er bald angekrochen kommen, weil das Feuerkraut ihn noch nicht wieder komplett geheilt hatte.

„Tja...", dachte ich: „Feuerkraut ist nun mal auch kein Wundermittel! Aber knapp daran eines zu sein." Dann trieb mich meine Erschöpfung wieder in den Schlaf.


Ich wachte auf als ich den knarrenden Holzboden hörte. "Jemand betritt wohl gerade schwerfällig die Hütte", sagten mir meine müden Gedanken automatisch, ohne dass ich wirklich realisierte, was das hieß. Immer noch müde, drehte ich mich auf die andere Seite und wollte schon weiterschlafen, als ich schlagartig meine Augen bei der Erkenntnis aufschlug, dass Siray zurück gekommen sein musste.

Ich setzte mich schnell auf, aber diesmal mit dem gesundem Arm und war auch schon dabei ihm eine Standpauke zu halten: „Es geschieht dir recht, dass du so erschöpft und von Schmerzen geplagt wirst..." begann ich zu sagen, doch erst da sah ich, dass Siray bereits auf den Boden gesunken war und dort schwer atmend lag.

„ernsthaft...", gab ich ungläubig von mir und kletterte wieder aus dem Bett hinaus.„...du hast mir nicht mal zugehört", sagte ich leicht genervt und krabbelte dann zu Siray hinüber, da ich noch zu unsicher auf den Beinen war.„Ist das dein ernst?", fragte Siray total fertig mit keuchender Stimme: „Ich habe nur Wasser geholt,... kein Grund mich wie den größten Idioten zu behandeln..."„Du hast was?", fragte ich ungläubig und begann dann unweigerlich zu lachen, da er den ganzen Weg dort hinunter gegangen war um Wasser zu holen, als wäre das überhaupt notwendig gewesen.

„Warum lachst du mich jetzt aus?", fragte Siray verwirrt.„Du hättest doch nicht hinunter gehen müssen um Wasser zu holen...", sagte ich immer noch lachend, ich wollte ihm auch den Grund dafür sagen, doch ich kam aus dem ganzem Lachen gar nicht mehr raus.

„Jetzt bin ich also umsonst den ganzen Weg dort runter gegangen,... na toll.", murrte Siray missmutig. „Du wolltest also nicht meine Tasche klauen?", fragte ich überrascht, nachdem ich mein Lachen wieder in den Griff bekommen hatte.
„Was zum Teufel sollte ich mit deiner Tasche?", fragte Siray entgeistert. „Was weiß ich,...", gab ich achselzuckend von mir: „vielleicht meine Kräuter stehlen..." „Was soll ich denn mit deinen Kräutern wollen?", fragte er spöttisch: „Umbringen kann ich mich auch selber!"
„Was soll denn das jetzt bitte heißen?", fragte ich ihn und warf ihm einen bösen Blick zu. „Nichts...", murmelte er vor sich hin und schaute von mir weg.Ich seufzte und meinte: „gib mir schon meine Tasche zurück".Daraufhin nahm Siray die Tasche von seiner Schulter und reicht sie mir.

„Danke. Und jetzt schau, dass du da von der Tür wegkommst, es ist echt arschkalt", sagte ich fröstelnd und begann Siray weg von der Tür zu schieben um sie dann zu schließen.„Ahhh... das tut weh, pass doch auf", gab er von sich als ich ihn anschob.„Feuerkraut würde helfen", sagte ich grinsend, bereits seine Antwort wissend.„Bleib mir ja weg mit diesem Zeug", sagte Siray laut, was mich nur zum Lachen brachte.

Erst einmal machte ich mich daran ein Feuer im Kamin zu entfachen, dann kam ich wieder zu Siray zurück und behandelte meine eigene Wunde mit Feuerkraut. Ich fühlte mich gesund genug um die Dosierung des Feuerkrautes richtig zu machen, also sollte das kein Problem sein.Und dann bestand ich darauf auch Sirays Wunden mit Feuerkraut zu behandeln, da er sonst Wochen bis Monate dauern würde, bis er wieder völlig genesen wäre.Natürlich wehrte er sich dagegen, aber als ich ihm beinhart sagte, dass er sonst gerne raus vor die Tür sterben gehen dürfte, hielt er still und ließ mich dann doch machen.„Du schläfst im Bett, ich bei den Wölfen", stellte ich klar und machte mich bereits krabbelnd daran zu den drei Wölfen zu kommen.
Wo auch immer Lupus vorhin abgeblieben war,... aber er hätte ja die ganze Zeit hinein kommen können, da die Tür offen gestanden hatte. Was auch erklärte, warum es irgendwie so kalt gewesen war, als ich im Bett gelegen und geschlafen hatte.

„Es ist aber dein Bett...", widersprach mir Siray, der immer noch dort am Boden lag.„keine Widerrede, du bist ein Patient und Patienten müssen im Bett liegen", sagte ich ohne mich zu ihm umzudrehen.

Bei den Wölfen angekommen, kuschelte ich mich dazu und schaute dann zu Siray hinüber, wie er sich mit seinen letzten Kräften zum Bett hinüber schleppte und schließlich total fertig ins Bett kletterte.Darüber schmunzelnd, dass er wirklich den ganzen Weg hinunter zur großen Quelle gegangen war, nur um das Wasser aufzufüllen, schlief ich schließlich ein.

Berg MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt