Aus Sirays Sicht:
"Alles bestens", sagte sie außer Atem, ohne stehen zu bleiben. Ich seufzte, sie war einfach viel zu stur um zuzugeben, dass sie Schwierigkeiten hatte oder noch zu geschwächt war um den Berg zu besteigen.
"Lass mich dir helfen.", verlangte ich, nachdem ich sie am Arm gepackt und zum Stehenbleiben gezwungen hatte. "Nein, ich schaffe das alleine, ich habe es immer alleine geschafft!", sagte sie genervt und riss sich von meiner Hand los. Woraufhin sie einen falschen Schritt machte und stürzte. Sie versuchte sich am Boden abzustützen um wieder auf zu stehen, doch ihre Kraft schien nicht auszureichen.
Ihr verletzter Arm zitterte vor Überanstrengung, was sie mit der anderen Hand zu vertuschen versuchte, doch es brachte nichts, ich hatte es bereits bemerkt. Nachdem sie sich mit der anderen Hand abgestützt hatte und endlich stand, sah man deutlich, dass auch ihre Beine vor Kraftlosigkeit zitterten.
Es brauchte nur einen kurzen Augenblick und einen Versuch von ihr einfach weiterzugehen, da sank sie bereits wieder zu Boden.
"Du musst wohl alleine weiter gehen... Lupus wird dir den Weg zeigen", sagte sie betroffen, unterdessen sie ihre Augen geschlossen hatte und sich erschöpft am Felsen zurücklehnte, neben dem sie zu Boden gegangen war.Doch Lupus bewegte sich keinen Millimeter vom Berg-Mädchen weg und setzte sich stattdessen protestierend auf seinen Allerwertesten. Diana schien auch keine Anzeichen dafür zu geben, dass sie demnächst wieder aufstehen würde, also lag es wohl an mir.
"Na komm schon, steh auf", sagte ich auffordernd, während ich leicht lächelte. "ich kann nicht...", gab sie murrend von sich, ihre Augen immer noch geschlossen haltend. "Es kann doch nicht sein, dass ich den Berg hinauf gehen kann und du nicht. Ich meine ich wäre zwei Mal fast gestorben! Und du hast nur einen großen Schnitt am Arm. ...Obwohl der ziemlich übel aussieht", sagte ich, nicht verstehend wie das überhaupt möglich war.
"Danke das du mich wieder daran erinnerst, dass ich fast dein Leben auf dem Gewissen habe", sagte sie missmutig und öffnete ihre Augen wieder. Sie machte eine kurze Pause in der sie mich ansah und meinte dann zu Boden blickend: "Das ist nun mal die Kraft des Feuerkrauts, das einen schnell wieder regenerieren lässt ... Natürlich nur in der richtigen Dosierung."
"Aber du siehst ja wie aufgeschmissen man ohne die Einnahme von Feuerkraut ist", sagte sie und deutete auf ihre missliche Lage hin, bevor sie wieder in Selbstmitleid versank.
Kurzerhand schnappte ich mir ihren Arm, zog sie zu mir hoch und lud sie mir auf meine Arme, bevor ich anfing sie den Berg weiter hinauf zu tragen. Weil ich wusste, dass wir sonst nicht weiterkommen würden. Sie hätte oben in der Hütte immer noch genug Zeit in Selbstmitleid zu versinken!
Die Wölfe folgten mir wie automatisch, da ich immerhin ein Mitglied ihres Rudels in den Armen hatte.
"Was machst du?", fragte das Berg-Mädchen verwirrt."Na wie sieht es denn aus? Ich helfe dir.", sagte ich, absichtlich mit denselben Worten, wie sie es damals getan hatte.
Dann herrschte erst mal Stille ihrerseits, während ich schmunzelnd auf den Boden vor mir blickte um keinen Stein zu übersehen."Du wärst leichter zu tragen, wenn du dich an mir festhalten würdest.", meinte ich nach einer Weile, sie biss sich jedoch nur leicht auf die Lippe und schaute irgendwo anders hin um mich nicht ansehen zu müssen. Dabei könnte ich schwören eine leichte Verfärbung ihrer Wangen gesehen zu haben.
Ich duckte mich mit Diana im Arm hinter einen Felsen als ich einen Teil der Meute sah und stellte zu meinem Erleichterung fest, dass mich keiner davon gesehen hatte."Was hast du eigentlich gemacht, dass du verfolgt wirst?", flüsterte das Berg-Mädchen, die die Meute ebenfalls gesehen zu haben schien.
Ich wartete einen kurzen Augenblick beim Felsen vorbeischielend, dass die Meute außer Hörweite war, und mich auch auf keinen Fall sehen würde. Dann wendete ich mich ihr zu: "Naja,.. ich habe vielleicht die Prinzessin beleidigt als ich sagte sie wäre eine undankbare kleine ******", sagte ich ruhig. Diana blickte mich nur fassungslos mit geweiteten Augen an.
"Was denn? irgendwer musste ihr mal sagen, dass sie zu weit ging mit dem was sie ständig mit allen Leuten abzog.", sagte ich schulterzuckend und setzte dann den Weg fort, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die Luft rein war.
Doch nur ich alleine wusste, dass das nur ein winzig kleiner Teil von dem war, was ich wirklich getan hatte um derart verfolgt zu werden.
Meine Beine und Arme begannen langsam zu schmerzen, aber das hielt mich deswegen noch lange nicht auf meinen Weg zur Hütte fortzusetzen.Als wir dann endlich dort angekommen waren, war Diana bereits in meinen Armen eingeschlafen. Ich ließ ihre Beine hinunter, hielt sie aber dennoch mit meinem Arm an ihrem Rücken an mich gepresst fest, öffnete die Tür, hob ihre Beine wieder auf und legte sie gleich mal in das Bett, das in der Hütte stand.
Ich hätte dem Berg-Mädchen ihre Schuhe ausgezogen, doch sie trug gar keine, was mir bis jetzt nicht aufgefallen war.
Dann schloss ich die Tür hinter den drei Wölfen wieder und setzte mich neben das Bett.
Das schmerzlindernde Kraut ließ langsam aber sicher nach und Schmerzen machten sich wieder in mir breit.
"Es war überhaupt ein Wunder, dass ich es mit dem Berg-Mädchen in den Armen hier hinaufgeschafft hatte, gemessen an der Tatsache, dass ich gestern und den Tag davor fast gestorben wäre", dachte ich mir und zog mir selbst erstmal meine Schuhe aus und stellte sie irgendwo hin. Dann rappelte ich mich wieder auf, nahm Diana die Tasche ab, die sie über ihre Schulter getragen hatte und deckte sie schließlich anständig zu.
Dann ließ ich mich wieder erschöpft neben dem Bett sinken und kramte die Tasche auf der Suche nach Wasser durch, um meinen Durst nach dem langen Aufstieg stillen zu können, doch alles was ich fand waren zwei leere Flaschen.
Seufzend lehnte ich mich zurück und wünschte mir in Gedanken wenigstens Wasser herbei. Und wie das in Gedanken nun mal so war, gingen sie nicht in Erfüllung,... zu meinem Bedauern!Ich seufzte erneut, hievte meinen schmerzenden Körper mit der Tasche über meiner Schulter wieder in die Höhe und blickte mich in der Hütte um. Nirgends Wasser weit und breit. schweren Schrittes ging ich erneut zu Tür und öffnete sie. Doch auch hier draußen sah ich nur die weite Landschaft der Berge...
"Wo gibt es hier denn Wasser?", murmelte ich erschöpft vor mich hin, während ich mich am Tür Rahmen entlang hinunter sinken ließ. Schließlich legte ich mein Gesicht deprimiert in meine Hände und fragte mich wie das nur weiter gehen sollte...
Ich wusste nicht viel... Aber das, was ich zu wissen dachte war, dass diese Schmerzen wohl meine Bestrafung für meine Taten war. Doch diese Schmerzen wurden meinen Taten noch lange nicht gerecht. Und wenn ich ehrlich war, fürchtete ich mich davor, eines Tages die Abrechnung für meine Taten in Form von Schmerzen zu erhalten.Hoffentlich lag zwischen dem Jetzt und meiner Bestrafung noch eine Menge Zeit. Ich wusste, wenn sie mich in die Finger bekommen würden, dann wäre das ein für alle Mal mein Ende. Dann hätte ich einmal ein Leben gehabt!
Doch bevor es soweit sein würde, würde ich erst einmal Wasser holen gehen. Dann gab ich mir auch schon einen Ruck und machte mich auf die Suche nach diesem Wasser, das hier mit Sicherheit irgendwo sein musste.
Hinter mir hörte ich, wie Lupus aufstand und mir nachkam, was mir ein Lächeln auf die Lippen brachte, da die Hoffnung bestand, dass, wenn ich mich verlaufen sollte, mich Lupus wieder zurückführen könnte. Was allerdings nur eine Vermutung meinerseits war.Wer weiß, vielleicht folgt er mir ja auch nur um mich als Leckerbissen in seinen Magen zu befördern.Aber das würde ich ja noch früh genug erfahren...
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Berg Mädchen
AdventureEin Mädchen, alleine oben in den Bergen, ihre Mutter vor Jahren verschwunden, als auf einmal ein junger Mann auftaucht der ihre Hilfe benötigt und von irgendjemandem verfolgt wird. Mit dieser Begegnung ändert sich ihr gesamtes Leben und würde nie wi...