25 Teil; großes Feuer

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Aus Siray's Sicht:
Ich wachte am nächsten Morgen durch das Klicken eines Schlosses auf. Die Zellentür wurde geöffnet und vier Männer kamen hinein. Zwei packten mich, zwei Diana, die bis vor einer Sekunde noch seelenruhig geschlafen hatte und sich nun verwirrt und verschlafen von den zwei Männern ohne Widerstand wegbringen ließ. Während Dianas Kraft ausreichte um aufrecht zu stehen und einigermaßen zu gehen, reichte meine Kraft nicht Mal dafür aus, obwohl es mir im Vergleich zu gestern um einiges besser ging. Mein Kraftmangel hielt die zwei Männer jedoch nicht davon ab mich weg zu bringen, so schleiften sie mich aus der Zelle den Gang entlang, und die Stiegen hinauf.

Draußen vorm Schloss angekommen, sah ich wie Diana an einen Holzmast gekettet wurde, unter dem bereits haufenweiße Holz aufgestapelt war, während ich gerade die letzten Meter, dorthin geschleppt wurde. Dann ketteten sie mich ebenfalls, hinter ihr an den Masten, der unsere Rücken voneinander trennte. Als die Männer ihre Sache getan hatten verschwanden sie wieder ins Innere des Schlosses.

Ich stellte mit Erleichterung fest, dass ich meine Hände das Stück bis zu Dianas Händen nach hinten greifen konnte und schließlich ihre Finger mit meinen verschränkte. Erst jetzt warf ich einen gezielten Blick auf die Menge an Meschen die sich ein paar Schritte vom Scheiterhaufen entfernt eingefunden hatten. Sie blickten direkt auf uns beide, während sie untereinander tuschelten oder entsetzt drein schauten, als wären wir die schlimmsten Verbrecher der Welt.

Abgeneigt all diesen Menschen gegenüber, die vermutlich gar nicht wussten warum Diana hier oben stand, blickte ich wieder von ihnen weg und wandte mich Diana zu. „Es tut mir leid", sagte ich leise zu ihr, da es alleine meine Schuld war, dass sie hier oben am Scheiterhaufen stand. „Entschuldige dich niemals für etwas, worüber du mehr als glücklich bist, dass es geschehen ist", sagte Diana, in den Himmel hinaufblickend, bevor sie ihren Kopf zu mir nach hinten drehte und mir ein Lächeln zuwarf. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter, was mich veranlasste ihre Hände leicht zu drücken, weil ich sie nicht in den Arm nehmen konnte.

Ich wollte meinen Mund öffnen um der Menschenmenge ein letztes Mal zu sagen, dass sie einen schweren Fehler begingen, wenn sie Seth vertrauerten. Doch innerlich wusste ich bereits, dass dies keinen Sinn hatte, also ließ ich meinen Mund einfach geschlossen. Keine Sekunde später riss ich meinen Mund dann doch auf, um für Diana zu kämpfen, wenigstens sie sollte dem hier entkommen, da es keinen Grund gab, dass sie sterben musste.

„Ihr glaubt zu wissen, warum wir beide hier oben stehen und uns der Tod erwartet!", begann ich laut zu sagen: „Bei mir werdet ihr vermutlich recht haben. Ich bin zum Tode verurteilt wegen Beleidigung königlichen Blutes, Stehlen, Aufhetzung gegen den Prinzen und Brandstiftung." Dann machte ich eine kurze Pause, um auch wirklich alle Aufmerksamkeit zu haben, bevor ich weiterredete: „Aber dieses Mädchen, hat nichts dergleichen getan! Sie war lediglich am falschen Ort, als sie mich fast tot fand und mich rettete, obwohl sie nichts über mich wusste! Ich war ein Fremder für Sie! Sie hat nur einen Mann gerettet, der im Sterben lag! Sie hat überhaupt nichts mit mir zu tun! Also lasst sie gehen und beendet ihr Leben nicht schon in diesen jungen Jahren!", verleugnete ich Diana, was mein Herz verkrampfen ließ, doch es schien mir die einzige Chance zu sein Diana hier vielleicht noch lebend hinaus zu bekommen.

Doch ich hatte die Rechnung nicht mit meinem Berg-Mädchen gemacht. „Nein! Ich habe jede Menge mit ihm zu tun! Ich liebe diesen Mann, auch wenn er für euch nur ein Verbrecher sein mag! Für mich ist er so vieles mehr! Und ohne ihn zu leben könnte ich nicht mehr, ich liebe ihn von ganzem Herzen! Und wenn ihr nicht sehen könnt, dass hinter seinem ganzen Tun der Sinn steckt euch wach zu rütteln und vor dem Prinzen zu warnen, der kaltblütiger ist als ihr denkt, müsst ihr mich auch in den qualvollen Feuertod schicken!", gab Diana laut und emotional von sich, während ihr ein paar Tränen hinunter liefen und sie ihren Kopf zum Schluss zu mir drehte.

Ich schaute sie etwas ungläubig und betroffen an, da sie meinen Plan sie zu retten zum Scheitern verurteilt hatte, doch trotzdem machte es mich überglücklich, dass Diana zu mir stand, obwohl das ihren verdammten Tod bedeutete. Und ihre Worte hatten auf wundersame Weise die Menschenmenge, die immer größer wurde, in Aufruhr versetzt. Als sie auch schon leise zu mir sagte: „Ich liebe dich, du Idiot, und ich will keine einzige Sekunde mehr ohne dich an meiner Seite verbringen!" „ich auch nicht ohne dich", sagte ich liebevoll, schloss kurz meine Augen und drücke ihre Hände leicht.

Dann betrat der Prinz auch schon mit ein paar Männern, die bereits eine Fackel bei sich trugen, den Platz. Was so viel hieß wie: der Anfang vom Ende war gekommen.

Diana weinte, während ich sie ansah. Unsere Augen trafen uns und ich sah ihre blanke Angst vor den Schmerzen, die uns bevorstehen würden. Als der Haufen in Brand gesetzt wurde hielten wir weiterhin unsere Finger ineinander verschränkt.„Das Einzige was zählt ist, dass wir zusammen sind", sagte ich leise zu Diana nach hinten. Doch auch so oft ich mir das im Innerem selbst sagte, beruhigte es mich kein Stück! Diana sollte Leben!

„Lasst sie gehen!", rief ich so laut es meine Stimme hergab: „ich übernehme ihre Todesstrafe! Ihr könnt mich auch fast verbrennen lassen und am nächsten Tag noch mal durch den Feuertod schicken! aber lasst sie gehen!", rief ich verzweifelt. Diana wimmerte hinter mir, gar nicht darauf eingehend, was ich gerade gerufen hatte. Sie musste mehr als verängstigt sein! Und ich konnte nichts anderes tun als ihre Hände weiter zu drücken und das Feuer zu beobachten wie es sich immer weiter ausbreitete und bald meine Füße erreichen würde.

Aus dem Augenwinkel nahm ich Bewegung in der Menge wahr, da entdeckte ich einen Jungen, der sich mit einem Kübel Wasser den Weg durch die Menschenmenge bahnte. Woraufhin er auch schon den Scheiterhaufen ansteuerte und das Wasser auf das Feuer schüttete.Er lächelte mir zu und ich wusste sofort wieder von wo ich ihn kannte. Er war ein Straßenjunge, dem ich öfters etwas zu Essen gegeben hatte, von den gestohlenen Lebensmitteln.

Diana sagte aufgelöst zu jemandem: „Hey Sanny, kommst du um dich zu verabschieden", was mich sofort verwirrt zu ihr hinüberblicken ließ. Ein Falke setzte sich gerade in dem Augenblick auf ihrer Schulter ab und schmiegte sich daraufhin an Dianas Wange. Keinen Augenblick später ging ein Raunen in der Menschenmenge um, was mich veranlasste dorthin zu sehen.

Wölfe bahnten sich von der rechten Straßen einen Weg durch die Menschen. Alle Personen wichen erschrocken zurück, bis die Wölfe schließlich vor dem Scheiterhaufen stehen blieben, Lupus und der Wolf mit dem orangenen Stich im Fell vortraten und zu uns emporblickten. Die unglaubliche Tatsache dass, das Rudel tatsächlich mitten in der Stadt stand und hier her gekommen war,... zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Selbst Diana war erstaunt, als sie Lupus bei den Wölfen erkannte.

Knurrend verloren die Wölfe keine Zeit und ein Teil steuerte auf die Wachen zu, die den 14jährigen Straßenjungen gepackt hatten und dabei waren ihn weg zu schleppen. Aus Furcht ließen die Wachen von dem Jungen ab und wichen ein paar Schritte zurück. Jedoch taten die Wölfe dem Jungen nichts und trieben die Wache indessen weiter nach hinten.

Dann brach bereits das blanke Chaos aus, die ganze Menschenmenge starrte zuerst gebannt auf die Wölfe, als sie anfingen auf die Wachen, Seth's Männer und selbst den Prinzen höchst persönlich los zu gehen. Als jedoch jemand aus der Menge rief: „Auf was warten wir noch?! Stürzen wir die Königsfamilie! Wir haben uns schon viel zu lange unterdrücken lassen!", schwärmte auch das Volk aus um der ganzen Unterdrückung ein Ende zu setzen. Einige liefen ins Schloss, andere halfen den Wölfen und wieder andere mussten erst nachhause laufen um ihre Waffen zu holen. Und das alles geschah, während ich und Diana hier immer noch am Scheiterhaufen standen und die Flammen auf Diana's Seite sie beinahe erreicht hatten.

Zum Glück kam da der Straßenjunge mit noch einem Eimer Wasser angelaufen und schüttete es dieses Mal auf Diana's Seite auf das Feuer. Erleichtert atmete Diana aus, woraufhin wir uns beide anblickten, denselben Gedanken im Kopf, von hier zu entfliehen! Aber wie konnten wir unseren Ketten entgehen?

Der Junge lief bereits erneut los, da das Feuer noch lange nicht gelöscht war, während Diana mit dem Falken sprach, obwohl ich nicht verstand was das brachte, immerhin war er doch nur ein Falke: „Ich weiß du kannst uns hier rausholen! Finde den Schlüssel. Oder nein bring einfach alle Schlüsseln her", sagte sie zu ihm woraufhin er auch schon losflog.

„Ich wusste gar nicht, das du auch einen Falken hast. Sollte ich von noch irgendwelchen Tieren wissen?", fragte ich, sie leicht anlächelnd. Was sie zum Lachen brachte: „Nein, ich habe nur meine drei Wölfe und den Falken".

Es verging eine Weile, in der das Feuer immer wieder näherkam und meine Füße heiß werden ließ, während der Straßenjunge sein bestes gab und das Feuer mit dem Wasser zurückdrängte. Ich schaute indessen dem Geschehen zu, wie sich eins zum anderen fügte und es so schien als würden die Bürger die Oberhand gegen all die königlichen Wachen gewinnen die noch dazu gekommen waren.
Der Falke landete wieder auf Diana's Schulter mit einer Menge Schlüsseln in seinen Klauen und als der Junge wieder da war, bat ich ihn die Schlösser die uns anketteten mit den Schlüsseln zu öffnen. Immerhin müsste doch einer von denen passen. Es dauerte etwas bis er den richtigen Schlüssel gefunden hatte. Dann löste er die Ketten und ich sank, durch meinen geschwächten Körper, auf meine Knie.

Diana kam mit unsicheren Schritten zu mir, um mich vom Scheiterhaufen weg zu bringen, obwohl sie selbst Mühe dabei hatte zu gehen. Mit der Hilfe des Jungen schaffte ich es dann schließlich auch hinunter und wir machten, dass wir Abstand zwischen uns und den Scheiterhaufen brachten.

Der Kampf zwischen Bürgern und Königs 'familie ging zu Ende, der weil wir dir restliche Zeit gegen eine Hauswand gelehnt saßen, da ich in meinem Zustand nicht weit kam. Seth, der von Bürgern weggeschleppt wurde, fragte ungläubig und sauer als er uns erblickte: „Wie konntet ihr entkommen!" Worauf hin ich ihm gehässig nach rief: „Unterschätze niemals ein Berg-Mädchen!", dann nahm ich Diana in die Arme und strich ihr beruhigend über ihren Rücken. Wir hatten es geschafft, wir waren dem Scheiterhaufen entgangen und Seth würde auch keinen Schaden mehr anrichten können.

Berg MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt