"Hi, kann ich dir irgendwie helfen?" Der Blondschopf drehte sich verwirrt zu mir um. Er hielt zwei Hemden in seiner Hand, wusste anscheinend nicht, welches er nehmen sollte.
Seine blauen Augen durchbohrten mich. Etwas verunsichert deutete ich auf die Klamotten in seinen Händen.
Er wirkte nicht wie ein Mann, der nicht wusste was er wollte, doch sein Gesichtsausdruck sagte etwas anderes."Ich denke etwas Hilfe wäre nicht schlecht." gab er mit tiefer Stimme zurück. Seine Lippen bildeten ein kaum zu erkennendes Lächeln.
Nickend nahm ich ihm die Hemden ab und brachte diese schon mal in die nahe gelegene Umkleidekabine."Hast du eine bestimmte Vorstellung?" Diese Frage erübrigte sich eigentlich, da er in einem perfekt sitzenden, schwarzen Anzug steckte und die weißen Hemden, die er sich raus gesucht hatte, stark dem ähnelten, welches er trug.
Ich spürte wie er mich bei jeder Bewegung beobachtete. Als ich mich zu ihm drehte schnellten seine Augen wieder auf die verschiedenen Oberteile und er räusperte sich.
"Weiß wäre gut. Und schlicht."
Ich nickte und fing an ihm verschiedene Schnitte aus weißen Hemden heraus zu suchen.
"Gibt es denn einen bestimmten Anlass für die vielen Hemden?" lachte ich leicht, blickte ihn kurz an.
"Nichts besonderes, nur ein neues Schuljahr." erklärte er und fing dann an mir die vollen Bügel abzunehmen. Ich lächelte ihn dankend an, folgte ihm dann zurück zur Umkleidekabine.
Etwas überrascht über seine Antwort war ich dennoch. Er sah zwar jung aus, aber auch reif, erwachsen."Auf welcher Schule hier muss man denn Anzug tragen?" Ich bereute sofort, dies auszusprechen. Meine Neugierde ließ ihn allerdings schmunzeln.
"Sie liegt nicht in London." Er zog den Vorhang hinter sich zu. "Gehst du auch noch zur Schule?"So durcheinander wie ich einfach war, nickte ich nur, bemerkte dann aber, dass er nicht antwortete.
"Ja. Aber auch nicht hier in London. Es ist... Es ist eher eine Privatschule."
Ich durfte nicht zu viel verraten.Der Vorhang wurde ein Stück zur Seite geschoben. Das Jackett war weg, das Hemd halb aufgeknöpft.
"Meine auch." Der Blondschopf lächelte, ich schluckte bei dem Anblick seiner Muskeln. "Wie heißt du?"
Meine Augen fanden wieder seine.
"Ava und du?"
"Schöner Name, aber den habe ich noch nie gehört." Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. "Kommst du aus London?"Ich schüttelte den Kopf und beobachtete ihn, so unbemerkt wie möglich, dabei, wie er sein Hemd auszog und in ein neues schlüpfte. Er richtete den Kragen und fing an die Knöpfe zu schließen. Als er fertig war, richtete er seine Front wieder zu mir.
Ungefragt strich ich die kleinen Bügelfalten heraus, bis meine Handgelenke ruckartig festgehalten wurden. Erschrocken sah ich zu ihm hoch.
"E-Es tut mir leid, ich wollte nicht..."
"Machst du das bei jedem Mann, der hier rein kommt?" Seine Stimme war nicht mehr als ein Raunen, Wut schwang mit. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte."Gibt es ein Problem, Ava?" Mein Onkel lief schnellen Schrittes auf uns zu, der Blondschopf trennte seinen festen Griff von mir.
"Es ist alles in Ordnung, Sir. Sie ist eine sehr große Hilfe ein passendes Hemd zu finden." Der ernste Ausdruck in seinem Gesicht wurde von einem leichten Lächeln unterbrochen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte jemand seine Stimmung so schnell ändern?"Stimmt das?" Die Hand meines Onkels fand ihren Platz auf meiner Schulter, er sah mich prüfend an. Zögernd nickte ich.
Es würde nichts bringen, den jungen Mann heraus zu schmeißen. Ich würde ihn sowieso nie wieder sehen und Onkel James brauchte das Geld aus den verkauften Klamotten. Ich war schon dankbar, dass er mich hier aushelfen und bei sich wohnen ließ, da konnte ich ihm nicht noch einen der wenigen Kunden vergraulen. Immerhin war ich zu weit gegangen.Mein Onkel schien mir nicht wirklich zu glaube, nickte aber und entfernte sich etwas von uns, um sich wieder an die Abrechnungen zu setzen. Trotzdem spürte ich, dass er uns noch eine kleine Weile beobachtete.
"Es tut mir leid. Ich hätte nicht ungefragt..."
"Ich nehme das Hemd. Kannst du mir noch fünf von denen dazu holen? Ich zahle sie gleich." Sein Ton war ruhiger und versöhnlicher, doch noch immer ernst.
"Natürlich." Ich schnappte mir die anderen Hemden und fing an sie wieder an ihren normalen Platz in den Regalen zurück zu ordnen. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er mir bis zum Hals geschlagen hatte.Um dem jungen Mann nicht noch einen Grund zur Aufregung zu bieten, entschloss ich mich ihm seine Auswahl brandneu und eingepackt aus dem Lager zu holen. Vielleicht würde er doch wieder kommen, wenn er einen guten Service bekam und mein Onkel könnte den Laden etwas länger halten. Ab nächter Woche wäre ich sowieso nicht mehr in der Stadt und würde ihn somit erstmal nicht mehr wieder sehen.
An der Kasse angekommen fing ich sofort an eine Rechnung zu schreiben, damit alles seine Richtigkeit hatte. Der Blondschopf stand keine zwei Minuten später vor dem Tresen, das Hemd, was er eben noch an hatte, perfekt zusammen gelegt auf den anderen platziert.
"Wäre das dann alles?" harkte ich nach und blickte in seine matten Augen. Er nickte und zog seine Geldbörse aus dem Jackett, was nun wieder locker um seine Schultern lag.
Ich nannte ihm den Preis, bekam zu viel von ihm und drehte mich, um das Wechselgeld heraus zu holen, zur alten Kasse um. Sie harkte mal wieder etwas, womit ich aber schon um konnte.Kurz darauf drehte ich mich wieder nach vorne.
"Dann wären das 20,50 Pfund zu..." Ich stockte. Der Laden war leer, die Hemden weg.
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show me your side // Draco Malfoy FF
FanfictionNach dem Tod ihrer Eltern enthüllte Ava ein paar alte Familiengeheimnisse. Sie stammte von einer weitreichenden Zaubererfamilie ab, was Professor McGonagall als Antrieb sah, die junge Frau nach den Sommerferien zu sich nach Hogwarts einzuladen. Eine...