show me your side // Draco Malfoy FF

•32•

"Ihr habt echt komische Musik." stellte Draco fest und ließ sich auf den Stuhl am Esstisch fallen. Er trug mittlerweile eine schwarze Hose und einen grauen Pullover. Es war noch immer ungewohnt ihn in etwas anderem als seinen Anzügen oder seiner Schuluniform zu sehen. Trotzdem liebte ich es.
"Ach, habt ihr in der Zaubererwelt bessere?" Ich lachte, stellte den O-Saft zu den anderen Lebensmitteln auf den Tisch und nahm ihm gegenüber Platz.
"Schon." bestätigte er und schnappte sich ein Toast.
"Du hast nur noch nicht die richtige 'Muggle-Musik' gehört." Ich formte mit meinen Zeigefingern die kleinen Gänsefüßchen und tat es ihm dann gleich.
"Achja? Was hörst du denn so?" Er trank einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht wie jeden Morgen und fing dann an sein Frühstück zu vertilgen.

"Eminem, Nirvana, Phil Collins, Whitney Houston und so." Ich wank ab, ging sowieso davon aus, dass er diese nicht kennen würde.
Draco hingegen bemühte sich schnell runter zu schlucken.
"Phil Collins finde ich auch wirklich gut. Wusstest du, dass einer seiner Söhne auch auf Hogwarts war?"
Einen Moment lang starrte ich ihn prüfend an.
"Du verarscht mich." meinte ich trocken, was ihn zum lachen brachte.
"Nein, wirklich! Der müsste jetzt schon so um die dreizig sein, hat nie die UTZ gemacht. Ich glaube, der ist jetzt auch Musiker."
Ich schüttelte den Kopf. So ein Hintergrundwissen über ein irrelevantes Thema hätte ich bei ihm nicht erwartet.

"Wir sollten öfter tanzen." stellte er dann fest und schenkte mir ein sanftes Lächeln.
"Wenn ich die UTZ geschafft habe, können wir jeden Tag tanzen." lachte ich und verputzte den Rest meines Toasts.
"Ich weiß, dass du die schaffen wirst."
"Was macht dich da so sicher?"
"Naja... Du hast den besten Nachhilfelehrer den du nur haben kannst." Er grinste, stand auf und fing an den Tisch wieder ab zu decken.
"Ach ja? Und wer soll das sein?" Ich legte den Kopf schief, half ihm dann aber.
Draco warf mir einen warnenden Blick zu. Lachend gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und räumte auch den Rest auf.

Knapp zwei Stunden später betraten wir den Supermarkt ein paar Straßen weiter. Mein Freund blieb bei einigen Dingen stehen, begutachtete sie einen Moment und schüttelte dann den Kopf.
Da Neville und Ron meine Süßigkeiten-Vorräte schon restlos vertilgt hatten, musste ich mir so einige Sachen neu kaufen. Draco staunte nicht schlecht über die Mengen, die in seinem Korb landeten.
"Deshalb war dein Koffer anfangs so schwer..." mutmaßte er und hob eine Augenbraue.
"Ja, das lag sicher an den drei Packungen Schokoriegel." lachte ich ironisch und packte auch von denen noch fünf ein. Für mich allein war das alles viel zu viel, doch mir war jetzt schon klar, dass ich kaum etwas davon abbekommen würde.

Wir schlenderten noch eine Weile durch die Gänge, auch Draco fand ein paar Lebensmittel, die er gerne mal probieren wollte.
Wir alberten herum, tanzen die schmalen Wege entlang, lachten, küssten uns und diskutierten immer wieder, ob man so manche Sachen auch wirklich brauchte.
An der Kasse war der Blondschopf etwas verwirrt, weshalb ich einfach alles zahlte.

"Du kannst doch nicht einfach meine Lebensmittel mit bezahlen!" beschwerte sich Draco draußen und schleppte mir die Tüten hinterher.
"Du siehst doch, dass ich das kann." lachte ich und nahm ihm eine ab. Er wehrte sich sofort, hob seinen Arm hoch über seinen Kopf hinaus.
"Ich meine es ernst, Ava. Ich weiß, dass du dein Geld so gut es geht zusammen halten musst."
Ich seufzte, schlang meine Arme um seinen Bauch und sah schmollend zu ihm hinauf.
"Du hast mir bei unserer ersten Begegnung viel zu viel Trinkgeld gegeben. Sieh es einfach als aufgehoben." Ich zuckte mit den Schultern und küsste seinen Mundwinkel.
"Nächstes Mal zahle ich." setzte er fest, lächelte aber etwas.
"Schon klar..." Grinsend piekste ich in seine Seite. "Ich liebe dich..."
"Ich liebe dich auch, kleine Hexe." Seine Nase kräuselte sich, als seine Mundwinkel in die Höhe schossen. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, legte seinen Arm dann um meine Schultern und brachte mich dazu weiter zu laufen.

Wir unterhielten uns über mehrere Dinge, die Sonne ging schon langsam wieder unter. Wir hatten heute nicht viel getan. Nach dem Frühstück hatten wir ein paar Stunden auf der Couch gekuschelt und zwei Filme gesehen, dann waren wir einkaufen und gleich wollten wir für meine Familie etwas kochen. Als Dankeschön für alles in den letzten Tagen.
Der Zug nach Hogwarts würde morgen Mittag gehen und ich würde die beiden eine ganze Weile nicht mehr wieder sehen, da ich jede freie Minute mit Lernen verbringen musste.

Ich kramte die Schlüssel aus meiner Jackentasche, wurde dann aber von Draco zur Seite geschoben.
"Was..." Doch er legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen und deutete auf die, nur angelehnte, Haustür. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Das Auto meines Onkels stand noch nicht in der Auffahrt und auch meine Tante würde erst in einer halben Stunde nach Hause kommen.

Draco stellte die Tüten an der Hauswand ab, öffnete den Reißverschluss seines Mantels und zog seinen Zauberstab heraus.
"Draco..." flüsterte ich, doch er sah mich ermahnend an.
"Du bleibst hier. Hast du deinen Zauberstab?"
Ich schüttelte den Kopf. Nach den letzten Tagen hatte ich diesen gestern Abend schon in meiner Reisetasche verstaut.
"Ich lass dich da nicht alleine rein." stellte ich klar.
"Du bleibst hier draußen, Ava. Hast du mich verstanden?!" Seine Stimme war leise, aber klar. Seine Augen durchbohrten mich.
Zögernd nickte ich und sah ihm dabei zu, wie er langsam das Haus betrat.

Ich verlor ihn aus den Augen, als er in die Küche abbog. Mein Herz raste. Innerlich betete ich, dass niemand mehr im Haus war.

"Ich wusste, dass er dich nicht mit rein nehmen würde."