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Beim reiben meines Ellenbogens, der morgen wohl grün und blau sein würde, fiel mir das Armband ins Auge. Ohne lange nach zu denken fing ich an den linken Flügel des Drachen zu reiben. Der goldene Anhänger wurde immer wärmer und es wirkte, als ob er anfing zu fliegen.
Nachdem ich meine Tränen etwas beseitigt hatte, stand ich langsam auf und machte mich auf den Weg zum Astronomieturm.

Mit einem Taschentuch tupfte ich vorsichtig das Blut von den kleinen Wunden in meinen Handflächen. Ich hoffte, dass Draco meine kleine Nachricht erhielt und eventuell wirklich zu mir kam.

Im Turm angekommen setzte ich mich an einem großen Fenster auf den Boden und legte meine Tasche neben mich. Ich konnte die Tränen immer noch nicht stoppen. Pansy hatte eine Narbe aufgerissen, die ich eigentlich schon verarbeitet hatte. Zumindest dachte ich es.
Leise Schluchzer verließen meine Lippen. Meine Hände und mein Ellenbogen schmerzten. Ich konnte meinen linken Arm kaum bewegen ohne zu wimmern.

Draco tauchte auch nach weitern zehn Minuten nicht auf, was mich dazu verleitete weiter mit dem Drachen zu spielen. Es schien, als ob er zum Leben erweckt worden war. Er hing zwar immer noch an seinem Harken, doch immer, wenn ich ihn in meine andere Hand setzte, lief er darin herum und schwang mit seinen Flügeln.
Es beruhigte mich langsam. Ich beschloss mir in den nächsten Tagen einen Namen für den kleinen Racker auszudenken. Lächelte bei dem Gedanken daran sogar ein bisschen.

Meine Sitzposition veränderte sich. Meine volle Handtasche diente als Kissen, mein Umhang umhüllte mich und schützte mich ein wenig von dem frischen Wind, der durch die offenen, oberen Fenster herein bließ.
Ich schloss die Augen, versuchte die Schmerzen auszublenden. Meine Tränen versiegten allmählich.

Schnelle Schritte rissen mich aus dem Halbschlaf.
"Ava?!" Seine Stimme hallte durch meinen Kopf. Übermüdet öffnete ich meine Augen wieder. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich weggedriftet war, doch der Himmel draußen wurde schon langsam wieder heller. Man konnte die Baumkronen des Waldes erkennen.
"Ava, wo bist du?!" Ich atmete tief durch, hörte ihn die Treppe hoch stolpern.
"Hier... Ich bin hier." murmelte ich und setzte mich vorsichtig auf. Mein Arm schmerzte immer noch höllisch und ich kam wohl nicht daran vorbei später bei der Schulkrankenschwester vorbei zu schauen.

Durch verschwommene Augen konnte ich seine Gestalt auf mich zukommen sehen. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augenwinkeln und blickte zu ihm auf.
"Was ist passiert? Wie lange bist du schon hier? Es tut mir leid, ich habe geschlafen und eben erst gemerkt, dass Sid verrückt spielt." Draco kniete sich vor mich und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Du bist ja eiskalt." flüsterte er, knöpfte sein Schlafshirt auf, zog es aus und legte mir dieses über die Schultern.
"Du bist nackt..." stellte ich schlaftrunken fest und legte einfach meine Hände auf seine trainierte Brust. Ein leises Kichern entkam meiner Kehle.
"Ich trage eine Hose." korrigierte er mich, fand das ganze aber doch amüsant. Er nahm meine Hände in seine, legte sie zusammen an seine weichen Lippen und bließ etwas warme Luft hinein. "Du musst an einen wärmeren Ort, Ava."
Ich nickte nur, beobachtete ihn dabei, wie er meine Hände warm rieb. Der Drache an seinem Handgelenk hatte sich wieder beruhigt, genau wie meiner.

"Was ist das?" Sein Blick fiel auf meine Handinnenflächen, seine Daumen waren blutig. Schlagartig machte sich der Schmerz in mir breit. Ich verzog mein Gesicht.
"Ava, wer war das?!" Seine Augen durchbohrten mich beinahe.
"Ich..." gab ich schlicht zurück und deutete die Position meiner Finger an, wie mir die Nägel in die Haut geschnitten hatten. Ein leises Seufzen entkam ihm.
"Komm erstmal mit..." Er stand auf, zog mich hoch, doch ich zog meinen linken Arm schnell zurück und presste ihn an meinen Körper. Tränen schossen wieder in meine Augen. Dieser Schmerz.

Draco fackelte nicht lang nachdem er sich meinen blauen Ellenbogen angesehen hatte. Er hing sich meine Tasche um den nackten Oberkörper, hockte sich vor mich, legte seine Arme unter meine Knie und meinen Rücken und hob mich mit Leichtgkeit hoch. Ich war einfach zu ausgelaugt, um mich noch weiter zu bewegen. Also legte ich meinen Kopf einfach auf seine Schulter und schloss wieder meine Augen.

Ich war ihm so dankbar, dass er doch noch her gekommen war.

show me your side // Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt